3D-Druck und der Paketmarkt – das vermeintliche Risiko als Chance begreifen.

von Gastautor am 07.November 2016 in Trends & Analysen
Dampfturbine aus dem 3D-Drucker

Dampfturbine aus dem 3D-Drucker

Von Stephan Kühr (3YOURMIND) und Philipp Anhalt (DPD Deutschland)

Totale Vernetzung, grenzenloser Online-Handel, blitzschnelle Kommunikation: Die digitale Revolution läuft auf Hochtouren und beeinflusst die Art, wie wir produzieren, kaufen und ausliefern. Die fundamentale Infrastruktur des weltweiten Handels erlebt einen großen Umschwung – besonders durch die vielfältigen Möglichkeiten des 3D-Drucks (siehe auch unsere 3D-Trendgeschichte aus dem September) und der additiven Fertigung. Für Transport- und Paketdienste kommen dadurch neue Fragen auf: Welche Rolle werden sie in der Zukunft spielen, wenn jeder alles überall produzieren kann oder das Wunschprodukt im Druckshop um die Ecke erhält? Bedeutet dies das Ende der großen Transportströme?

Im Gegenteil: Statt sich vor der digitalen Revolution zu verstecken und mögliche Schreckensszenarien heraufzubeschwören, sollte sich Aufbruchstimmung verbreiten. Langfristige Visionen statt irrationaler Ängste. Denn hierbei handelt es sich um eine unglaubliche Chance, die nicht verschlafen werden darf. Gerade durch die wachsende Zahl der privaten und industriellen Anwender von 3D-Druckern wird beispielsweise auch ein steigender Bedarf an Rohmaterialien für den Druck benötigt – natürlich geliefert durch die Transportdienste, die somit erst recht an Bedeutung gewinnen werden. Doch es zeichnet sich noch ein viel größeres Potenzial für die Zukunft der Transportbranche ab.

Fakt ist: Die Produktion mit 3D-Druck wird sich auf dezentralisierte Netze stützen. Spezialisierte Dienstleister mit optimal ausgelasteten Drucker-Farmen werden die gewerbliche Nutzung des 3D-Drucks bestimmen. Besonders im Bereich des Prototypings, für den Maschinenbau und in der Luftfahrtindustrie wird die Technologie schon heute ausgiebig verwendet. Ebenfalls für medizinische Zwecke, zum Beispiel in der Zahnmedizin oder in der Implantologie, ist der 3D-Druck nicht mehr wegzudenken. Die Kosten für die additive Fertigung dieser Produkte sind rapide gesunken und weitaus niedriger als traditionelle Produktionsmethoden. Gleichzeitig sind sie qualitativ immer hochwertiger geworden.

Damit Drucker-Farmen optimal genutzt werden können, braucht es jedoch auch spezialisierte Software-Systemlieferanten wie beispielsweise 3YOURMIND, die die Kundenwünsche in optimale Spezifikationen übersetzen und an die passenden Druckdienstleister vermitteln. Gleichzeitig müssen die Drucker-Farmen auch für einen schnellen und flexiblen Versand an die Kunden sorgen, auch durch Paketdienste wie DPD. Im Idealfall sollten sie sogar alles aus einer Hand bieten.

Somit ergeben sich naheliegende Anknüpfungspunkte für Paket- und Transportdienste in Form einer engen Kooperation mit 3D-Druckdienstleistern. Ein gutes Beispiel bildet hier der Bereich der Ersatzteile: Statt seltene Teile unnötig lagern zu müssen, könnten sie stattdessen bei Bedarf von Ersatzteilhändlern schnell gedruckt und dank maßgeschneiderter Versandlösungen minutengenau zugestellt werden. Auf längere Sicht könnte ein flächendeckendes Netzwerk von DPD möglich werden, das Zustellfahrzeuge mit integriertem 3D-Drucker anbietet. Auch die Stationierung von 3D-Druckern in den Niederlassungen von DPD würde einen enormen Geschwindigkeitsvorteil bringen. Möglich wäre auch die Bereitstellung eines Transportnetzwerks zur Vermietung oder mobilen Nutzung industrieller 3D-Drucker. Gerade das technikaffine Deutschland sollte keine Scheu vor dieser Entwicklung haben, sondern frühzeitig einsteigen. Hierbei sind wir alle gefragt. Es ist gesellschaftliche Aufgabe von uns allen, die Angst vor Veränderung abzulegen und Innovation als aufregende Chance zu begreifen.

Die Einbindung der dezentralisierten Produktion wird die Herausforderung für die Logistikbranche des digitalen Zeitalters sein. Doch dank der vorhandenen Digital-Expertise der Transportdienste (die DPD App zur digitalen Steuerung von Paketen ist ein innovatives Beispiel dafür) und der bereits engen Zusammenarbeit mit 3D-Druck-Plattformbetreibern wie 3YOURMIND wird es ihnen gelingen, die Produktionsstätten der Zukunft zu versorgen und erfolgreich miteinander zu verknüpfen.

Über die Autoren:

Philipp Anhalt ist seit April 2013 Director Strategy & Business Development bei DPD und berichtet direkt an DPD-CEO Boris Winkelmann.

Stephan Kühr ist Gründer und Geschäftsführer von 3YOURMIND, einem Spezialisten für 3D-Druck aus Berlin.


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