Dialogplattform Einzelhandel – sterben die Innenstädte oder nicht?

von Andre Schreiber am 08.Juni 2017 in News

So voll ist es nur noch selten in den deutschen Innenstädten.

Zum Abschluss der Dialogplattform Einzelhandel im Bundeswirtschaftsministerium machte HDE-Präsident Josef Sanktjohanser deutlich, dass Kommunen, Händler und Politik an einem Strang ziehen müssen, um den Standort Innenstadt auch in Zukunft attraktiv zu erhalten. Die Dialogplattform Einzelhandel sowie eine (unabhängig von der Dialogplattform Einzelhandel selbst entstandene) neue Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung lösen ein geteiltes Echo aus.

Deutschlands Innenstädte drohen zu veröden. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung, auf die die Welt parallel zum Ende der Dialogplattform Einzelhandel in einem Artikel verweist. Betroffen davon sind sowohl Klein- und Mittelstädte, aber auch einzelne Metropolen. HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth ist deshalb der Meinung, Fußgängerzonen gesundschrumpfen zu müssen. Diese Strategie erinnert ein bisschen an die IT-Fachmesse CeBIT, die die seit Jahren rückläufigen Besucherzahlen durch ein Zusammenziehen der Aussteller auf immer wenigere Hallen zu kaschieren versucht. Fazit: Der Handel schaffe es nicht mehr allein und die Kommunen und Gesetzgeber müssen an einem Strang ziehen. Etwa durch die Schaffung von mehr verkaufsoffenen Sonntagen und Eingriffe in das Wettbewerbsrecht.

Darauf aufbauend hat sich Alexander Graf in seinem Blog Kassenzone einmal die Mühe gemacht, die Leserkommentare zu diesem Welt-Artikel auszuwerten. Das mag zwar nicht repräsentativ sein, aber als Gründe dafür, dass sich die Menschen zunehmend in den Einkaufsstraßen unwohl fühlen und lieber online kaufen, wurden Öffnungszeiten oder Preise kaum genannt. Viel eher stört die Konsumenten die Parkplatzsituation und auch das Klientel, das die Innenstädte besucht. Gerade das, sollte nach Ansicht von Graf dem Handel Sorge bereiten, denn die kommunizierte Stärke, „sozialer Mittelpunkt“ zu sein, kommt, zumindest in den ausgewerteten Meinungen, als Schwäche rüber.

Jochen Krisch wiederum zieht ein ernüchterndes Fazit der Dialogplattform. Dem Einzelhandel fehle es schlicht an Perspektiven. Die ehrlichste Empfehlung für alle Händler, die noch nicht online sind, läge darin, Läden zu schließen und online Gas zu geben. Alles andere sei Geld- und Zeitverschwendung. Die vom BMWI herausgegebenen Handlungsempfehlungen nennt er pure Zeitverschwendung.

Wer etwas zur Veranstaltung nachlesen möchte, dem sei Twitter empfohlen. Dort können eine Reihe von Aussagen nachgelesen werden. Zudem blickt das Institut für Handelsforchung (IFH), dass die Dialogplattform Einzelhandel fachlich begleitet hat, in seinem Blog auf die letzten zwei Jahre zurück.

(Redaktioneller Hinweis: Eine frühere Version dieses Artikels legte nahe, dass die Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung für die Dialogplattform Einzelhandel erstellt wurde. Dies ist aber nicht der Fall.)

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