Handel im Wandel: Durch die Woche mit Bonials neuem Deutschlandchef Frederic Handt.

von Kay Ulrike Treiß am 01.März 2017 in Fragebögen

„Der Handel wird seinen Kunden mithilfe von optimierten Omnichannel-Strategien eine noch bessere Retail-Erfahrung bieten“, sagt Frederic Handt zur Zukunft des stationären Handels. Der 43-Jährige ist neuer Managing Director von Bonial Deutschland und verantwortet in dieser Funktion die Marken kaufDA und MeinProspekt sowie die Dienstleistungssparte Bonial Services. Frederic Handt hat vor seinem Engagement bei Bonial zahlreiche leitende Funktionen im deutschen und internationalen Konsumgütermarketing ausgeübt. Er war für das New Yorker E-Commerce-Unternehmen Harry’s als Geschäftsführer des Entwicklungs- und Produktionsstandorts Deutschland tätig. Zuvor hatte Handt acht Jahre lang bei Procter & Gamble an der Schnittstelle zum Einzelhandel in den USA, Japan und Deutschland unterschiedliche Führungspositionen inne. Im Händler-Fragebogen von Location Insider verrät er, warum er sich vergangene Woche beim Schuhkauf in einem stationären Laden geärgert hat. Außerdem gibt er einen Ausblick auf das nächste Bonial Future Lab Ende März in Berlin.

Location Insider: Wie würden Sie die momentane Situation des stationären Handels in einem Satz beschreiben?

Frederic Handt: Der stationäre Einzelhandel hat die Notwendigkeit für ein neues Denken erkannt und wird immer digitaler. Während früher die Frage nach “Offline oder Online” gestellt wurde, erkennen glücklicherweise immer mehr Händler die enorme Wichtigkeit der nahtlosen Consumer Experience über alle Kanäle hinweg. Den Erwartungen der Shopper wird der Handel nur mit den passenden, neuen Technologien begegnen können. Bonial hilft hier, relevante Kaufimpulse zwischen heimischem Sofa und Point of Sale zum richtigen Zeitpunkt zu setzen.

Location Insider: Welcher Tag der vergangenen Woche war der Beste aus Händlerperspektive und warum?

Frederic Handt: Die vergangene Woche hat den bisherigen Jahrestrend bestätigt. Trotz aller Unsicherheiten in der Welt hält die positive Stimmungslage bei Verbrauchern und am Arbeitsmarkt in Deutschland an, so dass über das Jahr ein Wachstum von 2 Prozent realistisch erscheint. Nichtsdestotrotz existieren Herausforderungen in vielen Innenstädten für den stationären Handel – wir sehen dies als Teil unserer Mission, mit mobilen Diensten Shopper mit ihren Lieblingsgeschäften vor Ort zu verbinden.

Location Insider: Worüber haben Sie sich diese Woche besonders beim Einkaufen im Laden gefreut?

Frederic Handt: Ich freue mich immer dann, wenn ich mit einer konkreten Kaufabsicht ins Geschäft gehe und mich das Verkaufspersonal mit Kompetenz und Freundlichkeit überzeugt, einen für mich besseren oder passenderen Artikel zu erwerben. Das sind Momente, in denen der Preis an Relevanz verliert und der stationäre Handel seine Vorzüge voll ausspielt.

Location Insider: Und worüber haben Sie sich geärgert?

Frederic Handt: Geärgert habe ich mich beim Schuhkauf für meine Kinder. In einem stationären Geschäft wurde ich mit einem Rabatt-Coupon an der Kasse abgewiesen. Die Begründung: Der Rabatt sei nur im Online-Shop einlösbar. Verbraucher werden von solchen In-Store-Erfahrungen enttäuscht, und das ist eigentlich nicht akzeptabel.

Location Insider: Mit wem wollen Sie nie an der Kasse stehen, wenn Sie Unterwäsche kaufen? Oder kaufen Sie diese deshalb nur online?

Frederic Handt: Solange ich nicht in Unterwäsche an der Kasse stehe, ist mir egal, wer neben mir steht. 😉

Location Insider: Tante Emma oder Supermarkt?

Frederic Handt: Sowohl als auch. Tante Emma bietet sehr viel mehr Produktvielfalt und Regionalität als man häufig glaubt. Natürlich schätze ich aber auch die Effizienz von Supermärkten. Diese werden sich in Zukunft mehr als heute neuen Technologien bedienen müssen, um so viel über ihre Kunden zu wissen, wie dies traditionell bei Tante Emma der Fall ist.

Location Insider: Welche Schlagzeile wollen Sie auf keinen Fall über sich im „Handelsblatt“ lesen?

Frederic Handt: Wir leben von der Vielfalt der Handelsstruktur, den zahlreichen Produktangeboten und der Auswahlmöglichkeit des Verbrauchers. Jede Entwicklung, die dem zuwiderläuft, widerspricht den Werten von unseren Partnern und uns – so etwas möchte ich daher niemals als Schlagzeile lesen.

Location Insider: Nehmen wir an, Sie hätten einen Wunsch frei: Wie sähe der stationäre Handel in fünf Jahren aus, wenn sie es sich aussuchen könnten?

Frederic Handt: Der stationäre Einzelhandel nutzt die kommenden Jahre, um genau die Geschwindigkeit, Flexibilität und Benutzerfreundlichkeit zu bieten, die Kunden bereits jetzt von ihrem Online-Einkauf gewohnt sind. Shopper werden es insbesondere leichter haben, mithilfe ihrer Smartphones individuelle Angebote des stationären Handels zu erhalten und zum entsprechenden Laden zu navigieren. 2022 erleben wir personalisierte Einkaufserlebnisse. Der Handel wird seinen Kunden mithilfe von optimierten Omnichannel-Strategien eine noch bessere Retail-Erfahrung bieten. Dieses Thema beschäftigt uns im Übrigen im Rahmen des Bonial Future Labs, einer institutionalisierten Dialogplattform, die sich mit möglichen Zukunftsentwürfen des Einzelhandels beschäftigt und das nächste Mal Ende März in Berlin zusammen kommen wird.

Lesen Sie auch die vorherigen Fragebögen unserer Serie “Durch die Woche mit…”.


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