Handel im Wandel: Durch die Woche mit Helmar Hipp von Cyberport.

von Kay Ulrike Treiß am 24.August 2016 in Fragebögen

Portrait_Helmar_Hipp_web„Die Zukunft für uns bei Cyberport liegt auch mehr und mehr in der Digitalisierung der In-Store-Werbung“, sagt Geschäftsführer Helmar Hipp. „Wir haben bereits digitale Preisschilder und Video-Walls hinter den Kassen, weitere Elemente folgen im Laufe des Jahres.“ Der Multichannel-Händler Cyberport ist mit einem Umsatz von 673 Millionen Euro eines der größten E-Commerce-Unternehmen für IT und Unterhaltungselektronik in Europa. Das Dresdner Unternehmen hat ein Filialnetz mit mehr als einem Dutzend Cyberport-Stores in Deutschland und Österreich. Seit 1999 gehört außerdem ein Onlineshop mit aktuell mehr als 40.000 Produkten dazu. Der Umsatz über die mobilen Kanäle, also die neuen Cyberport-Apps und den mobilen Online-Shop, wächst mit dreistelligen Prozentsätzen. Im Händler-Fragebogen von Location Insider verrät Hipp unter anderem, warum er sich über ein gedrucktes Werbeplakat geärgert hat und was er unter „Digitale Tante Emma 4.0“ versteht.

Location Insider: Wie würden Sie den Handel/die momentane Situation des stationären Handels in einem Satz beschreiben?

Helmar Hipp: Der stationäre Handel kann auf lange Sicht nicht ohne den Online-Handel leben – und andersrum. Für den Kunden verschwimmen bereits die Grenzen zwischen beidem: Er informiert sich online und kauft dann offline. Oder er lässt sich im Store beraten und bestellt anschließend im Webshop. Der Handel muss sich dem veränderten Kundenverhalten anpassen, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein.

Location Insider: Welcher Tag der vergangenen Woche war der Beste aus Händlerperspektive und warum?

Helmar Hipp: Für Cyberport war es der Sonntag – denn da hatten wir Sommerfest. Eine Gelegenheit, all unseren hart arbeitenden und motivierten Mitarbeitern zu danken, ohne die die sehr gute Umsatzentwicklung der letzten Jahre in einem hart umkämpften Markt nicht möglich gewesen wäre. Ansonsten sind Montage unsere „Lieblingstage“.

Location Insider: Worüber haben Sie sich diese Woche besonders beim Einkaufen im Laden gefreut?

Helmar Hipp: Gefreut habe ich mich, als ein Produkt in der von mir gewünschten Größe nicht mehr verfügbar war und ich es am nächsten Tag ganz unkompliziert per Post erhalten habe. Sortiment und Verfügbarkeit sind zwar mittlerweile Hygiene-Faktoren im Handel, aber trotzdem schafft es noch lange nicht jeder Händler, Offline- und Online-Kanäle diesbezüglich reibungslos miteinander zu kombinieren.

Location Insider: Und worüber haben Sie sich geärgert?

Helmar Hipp: Über ein gedrucktes Werbeplakat zu einer Aktion, die bereits abgelaufen war. Erst wird das Interesse des Kunden geweckt, dann kommt die große Enttäuschung. Die Zukunft für uns bei Cyberport liegt auch mehr und mehr in der Digitalisierung der In-Store-Werbung. Durch die zentrale Steuerung der Inhalte können wir sicherstellen, dass die Angebote und Infos immer aktuell sind. Wir haben bereits digitale Preisschilder und Video-Walls hinter den Kassen, weitere Elemente folgen im Laufe des Jahres.

Location Insider: Mit wem wollen Sie nie an der Kasse stehen, wenn Sie Unterwäsche kaufen? Oder kaufen Sie diese deshalb nur online?

Helmar Hipp: Mit einem schlecht gelaunten Kassierer. Der erste und der letzte Eindruck im stationären Geschäft zählen besonders – wenn man dann mit grimmigem Gesicht und ohne richtige Verabschiedung aus dem Laden geschickt wird, hinterlässt das einen schlechten Beigeschmack. Ob ich online oder offline kaufe, kommt immer darauf an, wo ich die bessere Erfahrung gemacht habe, und wie dringend ich ein Produkt benötige.

Location Insider: Tante Emma oder Supermarkt?

Helmar Hipp: Tante Emma bzw. der Fachhändler um die Ecke, auch wenn diese vom Aussterben bedroht scheinen. Persönliche und umfassende Beratung geraten in Zeiten des E-Commerce ins Hintertreffen. Der stationäre Spezialist und Kundenkenner hat aber immer eine Chance, also die „Digitale Tante Emma 4.0“ – online und mit Laden um die Ecke. Cyberport differenziert sich von der Konkurrenz durch die Kombination von E-Commerce und Beratung – über die Website, am Telefon und in den Stores. Es geht auch im 21. Jahrhundert immer noch darum, Kunden zu gewinnen und zu halten, sei es mithilfe von Big Data oder durch gute Beratungsgespräche.

Location Insider: Welche Schlagzeile wollen Sie auf keinen Fall über sich im „Handelsblatt“ lesen?

Helmar Hipp: „Cyberport ist Billigster im Elektronikmarkt“. Wir glauben nicht an das laute Getöse vom Billigsten und dem Größten. Dies sind in einem Markt, der mit einem immer immenseren Innovations- und Preisdruck kämpft, keine Erfolgskonzepte und stellen auch keine Kundenbeziehung her.

Location Insider: Nehmen wir an, Sie hätten einen Wunsch frei: Wie sähe der stationäre Handel in fünf Jahren aus, wenn sie es sich aussuchen könnten?

Helmar Hipp: In fünf Jahren sind hoffentlich die Grenzen zwischen Online- und Offline-Kauf verschwunden, und es steht der Kunde im Vordergrund, nicht der Kanal. Spannend wird sein, wie sich die Technologie bis dahin weiterentwickelt. Handel wird mehr und mehr zum Technologie-Business und die Händler müssen hier Schritt halten.

Lesen Sie auch die vorherigen Fragebögen unserer Serie “Durch die Woche mit…”:


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