Handel im Wandel: Durch die Woche mit Philipp Sepehr von ECE.

von Kay Ulrike Treiß am 15.Februar 2017 in Fragebögen

„Die Menschen wollen ja etwas erleben, gemeinsam Freizeit verbringen und die Waren auch anprobieren und anfassen, bevor sie sie kaufen“, sagt Philipp Sepehr, der bei der ECE Projektmanagement GmbH & Co. KG die Bereiche Marketing, Research und Innovation innerhalb des Shopping-Center-Portfolios verantwortet. Mit 199 Einkaufszentren im Management und Aktivitäten in 14 Ländern ist das Unternehmen europäischer Marktführer im Bereich der innerstädtischen Shopping-Center. In allen ECE-Centern zusammen erwirtschaften rund 21.000 Einzelhandelsmieter auf einer Verkaufsfläche von insgesamt über 7,3 Millionen Quadratmetern einen Jahresumsatz von 24 Milliarden Euro. Philipp Sepehr begann seine Laufbahn bei ECE in Hamburg Anfang 2014 als Executive Assistant des CEO Alexander Otto. Im Händler-Fragebogen von Location Insider erzählt er, warum er sich letze Woche beim Schuhe anprobieren im Laden gleichzeitig gefreut und geärgert hat. Außerdem verrät Sepehr, warum Shopping-Center sich zu „Third Places“ entwickeln sollten.

Location Insider: Wie würden Sie den Handel/die momentane Situation des stationären Handels in einem Satz beschreiben?

Philipp Sepehr: Nach einer Phase der Verunsicherung angesichts des „E-Commerce-Gespenstes“ gewinnt der stationäre Handel dank der Diskussion um „Omnichannel“ und „Online-goes-Offline“ nun langsam wieder an Selbstbewusstsein und rückt zunehmend die Chancen der Digitalisierung und die Bedeutung des Shopping-Erlebnisses in den Vordergrund.

Location Insider: Welcher Tag der vergangenen Woche war der Beste aus Händlerperspektive und warum?

Philipp Sepehr: Mit Blick auf den Umsatz würde ich sagen: für den stationären Händler der Samstag, für den Online-Händler hingegen der Sonntag oder Montag.

Location Insider: Worüber haben Sie sich diese Woche besonders beim Einkaufen im Laden gefreut?

Philipp Sepehr: Auch wenn es seltsam klingen mag: am Samstag habe ich im Laden einen Schuh anprobiert, der mir jedoch leider zu klein war. Das Achselzucken der Verkäuferin als Reaktion habe ich ignoriert und aktiv gefragt, ob sie mir den Schuh dann vielleicht in der richtigen Größe bestellen könne. Das war nach einem Blick ins System leider nicht möglich. Es stellte sich heraus, dass es den Schuh zwar in meiner Größe in einer anderen Filiale gab, diese aber nicht auf der Route des Lieferboten liegt. Mir wurde aber vorgeschlagen, dass ich selber dort ja mal anrufen könne. Über dieses Erlebnis habe ich mich deshalb etwas gefreut, weil ich diese Geschichten bislang immer nur von anderen gehört habe und selber nie glauben konnte.

Location Insider: Und worüber haben Sie sich geärgert?

Philipp Sepehr: Natürlich über genau dieses Erlebnis.

Location Insider: Mit wem wollen Sie nie an der Kasse stehen, wenn Sie Unterwäsche kaufen? Oder kaufen Sie diese deshalb nur online?

Philipp Sepehr: Gute Frage, aber eine peinliche Situation an der Kasse beim Unterwäschekauf kann ich mir eigentlich nicht vorstellen – vielleicht liegt das daran, dass ich bei dieser Produktkategorie auch keine extravaganten Vorlieben habe. Mir wäre es eher unangenehm, die online bestellte Unterwäsche bei meinem Nachbarn abzuholen, der mal wieder das Paket für mich annehmen musste, weil meine Arbeitszeiten und die des Paketboten nicht harmonieren.

Location Insider: Tante Emma oder Supermarkt?

Philipp Sepehr: Das kommt ganz auf meinen Einkauf an, beide haben ihre Berechtigung. Besondere Lebensmittel oder solche, bei denen ich sicher sein möchte, dass sie von guter Qualität sind, kaufe ich gerne in kleinen Läden ein. Allerdings bleibt mir bei meinem Tagesrhythmus oft keine Wahl. Ich kenne keinen Tante-Emma-Laden, der nach 18 Uhr noch aufhat. Leider.

Location Insider: Welche Schlagzeile wollen Sie auf keinen Fall über sich im „Handelsblatt“ lesen?

Philipp Sepehr: „Revolution im Handel: Dr. Philipp Sepehr erfindet ********! Damit wird der Besuch eines Shopping Centers zukünftig überflüssig.“ Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, welche Erfindung das sein soll.

Location Insider: Nehmen wir an, Sie hätten einen Wunsch frei: Wie sähe der stationäre Handel in fünf Jahren aus, wenn sie es sich aussuchen könnten?

Philipp Sepehr: Aus meiner beruflichen Perspektive würde ich mir wünschen, dass die Shopping-Center als stationäre Marktplätze noch viel stärker zu sogenannten „Third Places“ (neben Wohnung und Arbeitsplatz) werden, wo sich die Menschen ganz real und offline treffen, essen gehen und in den unterschiedlichsten Läden einkaufen. Die Menschen wollen ja etwas erleben, gemeinsam Freizeit verbringen und die Waren auch anprobieren und anfassen, bevor sie sie kaufen. Mit den Shopping-Centern bieten wir den Rahmen dafür. Es wäre aber schön, wenn einem der Schuh dann auch in der passenden Größe bestellt werden könnte.

Lesen Sie auch die vorherigen Fragebögen unserer Serie “Durch die Woche mit…”.


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