Interview: Candylabs-CEO Daniel Putsche stellt iBeacon-App mit Gamification-Ansatz vor.

von Christian Bach am 19.Juli 2014 in Interviews

Daniel Putsche_CEO_sq 1000x1000Candylabs-CEO Daniel Putsche hat mit dem Gastronomen Christian Mook die „Mook Group iBeacon Applikation“ gelauncht. Gäste des Frankfurter Restaurants Zenzakan sehen per App ihren persönlichen Mook-Status, der mit jedem Besuch steigt. „Dank 19 installierter Beacons im Zenzakan findet eine automatische Lokalisation des Gerätes statt – der Nutzer wird sozusagen eingecheckt“, erklärt Putsche. Candylabs hat sich jedoch gegen ein öffentliches Einchecken entschieden. Je länger und öfter ein User im Zenzakan verweilt, desto weiter klettert er die Mook’sche Karriereleiter hinauf, vom „Frequent Eater“ über den „Ambitioned Gourmet“ bis zum „Addicted Connaisseur“. Die White-Label-Lösung soll nicht nur für andere Restaurant-Ketten, sondern auch für alle Branchen offen stehen. „Candylabs wird die Kombination aus Location-based-Services via iBeacons und RF Parametric Data in Verbindung mit Gamification Elementen intensiv weiterverfolgen und wir werden noch dieses Jahr weitere vielversprechende White-Label-Produkte in genau dieser Kombination veröffentlichen“, verspricht Geschäftsführer Putsche. Doch zuerst könnte sich das Frankfurter Startup einem anderen „Problem“ widmen. „In Anbetracht der Tatsache, wie häufig Gäste nach den Toiletten fragen, sollten wir das Thema Indoor-Navigation vielleicht doch nochmal mit auf die Feature-Liste nehmen“, sagt Putsche mit einem Augenzwinkern.

Location Insider: Candylabs hat am Freitag-Abend (18. Juli) mit dem Gastronomen Christian Mook die „Mook Group iBeacon Applikation“ gelauncht. Diese App soll die Bereiche Gamification, Beacons und Gastronomie verbinden. Wie schafft sie das?

Mook Group_iBeacon Applikation 2000├ù1328Daniel Putsche: Der Nutzer wird nach Installation der Applikation zuerst mit seinem persönlichen Mook-Status konfrontiert. Dank 19 installierter Beacons im Restaurant Zenzakan findet eine Lokalisation des Gerätes statt – der Nutzer wird sozusagen eingecheckt. Durch Frequenz und Dauer seiner Besuche kann dieser wiederum seinen Status positiv oder – im Falle von ausbleibenden Besuchen – natürlich auch negativ beeinflussen. Die Mook’sche Karriereleiter geht dabei vom „Frequent Eater“ über den „Ambitioned Gourmet“ bis zum „Addicted Connaisseur“. Der Nutzer spielt sozusagen gegen seinen eigenen Status, welcher dann wiederum incentiviert wird. Der Vorteil des Konzeptes mit der Incentivierung über den Nutzerstatus liegt hierbei in der Tatsache, dass der Wert des Produktes der Mook Group nicht reduziert wird, wie dies beispielsweise mit Couponing oder Rabatten der Fall wäre.

Location Insider: Müssen sich User eigenhändig einchecken oder übernimmt das die Anwendung automatisch?

Daniel Putsche: Wir haben das gelernte Check-in aus Foursquare, welches ja jetzt Swarm ist, mithilfe der Beacons auf das nächste Level gehoben. Das Einchecken passiert somit vollautomatisch, jedoch haben wir uns vorerst gegen ein öffentliches Einchecken entschieden.

Location Insider: Wozu dient die Indoor-Ortung in Restaurants? Sind die Räumlichkeiten so groß, dass sich die Gäste verlaufen könnten?

Daniel Putsche: Bei 2000 qm Fläche allein im Zenzakan ist das bestimmt kein abwegiger Gedanke. Zum jetzigen Zeitpunkt dient die Installation allerdings vor allem dem automatischen Einchecken des Nutzers und nicht der Navigation. Das Thema Location und hiermit die Indoor-Navigation ist die perfekte Ergänzung zu iBeacons, jedoch werden der Indoor-Navigation mit dem Release von iOS 8 andere Technologien zugrunde liegen – nämlich der Motion Sensor sowie RF Parametric Data. In Anbetracht der Tatsache, wie häufig Gäste nach den Toiletten fragen, sollten wir das Thema Indoor-Navigation aber vielleicht doch nochmal mit auf die Feature-Liste nehmen.

Location Insider: Hand aufs Herz: Was genau haben Nutzer davon, wenn sie den Top-Status „Addicted Connaisseur“ erreicht haben?

Daniel Putsche: Wir sind erst einmal gespannt, wie viele Nutzer wie schnell die Status-Leiter nach oben klettern werden. Der Vorteil der Applikation liegt darin, dass das Gamification-Prinzip generell eine unterschiedliche Incentivierung der verschiedenen Status zulässt. Für den Restaurantbetreiber heißt das, er erhält durch die Applikation ein automatisches Cluster seiner Kunden von Intensitäts-Stufe 1 bis 6 und kann individuell mit diesen kommunizieren. Wir überlassen es bewusst dem Betreiber, wie er die verschiedenen Gruppen incentiviert. Aber beispielsweise eine Push-Notification mit der Information, dass alle „Addicted Connaisseur“ User am 13. September automatisch auf der VIP-Gästeliste für die nächste Mook Group-Party stehen, würde ich persönlich nicht als unwahrscheinlich einschätzen.

Location Insider: Welche weiteren (standortbasierten) Funktionen bringt die App mit?

Daniel Putsche: Der Nutzer soll natürlich über die Applikation sämtliche Informationen über alle Restaurants erhalten und direkt telefonisch Reservierungen vornehmen können. Weiterhin gibt es Integration des Channels Mook TV, des Mook Magazins sowie des hauseigenen Blogs. Davon abgesehen haben wir ein paar standortbasierte Eastereggs eingebaut, welche der hungrige Nutzer über die nächsten Monate entdecken kann.

Location Insider: Warum habt Ihr Euch gerade das Premium-Gastro-Segment (für die erste Beacon-App) ausgesucht?

Daniel Putsche: Wenn ich einen Blick in den Markt werfe, sehen wir viele Konzepte für Beacon-Installationen, welche über den Gedanken der Push-Notification, wenn ein Nutzer in der Nähe von einem Venue ist, nicht hinausgehen. Dies geschieht in vielen Fällen dann in Kombination mit einem Discount oder 2-for-1-Couponing. Wenn wir uns nun ein Szenario vorstellen, in dem ein User über die Frankfurter Zeil läuft und 20 Retailer nutzen Beacon-basierte Push-Notification für Couponing, dann ist einfach zu antizipieren, dass die Begeisterung des Nutzers schnell abnehmen wird. Konsequenz wird sein: Der Nutzer entzieht der Applikation die Erlaubnis für Push-Notifications und Standortnutzung bis hin zur Deinstallation der Applikation. Wir möchten mit dem gewählten Segment Premium-Gastro zeigen, dass Beacons auch und insbesondere in einer Premium-Zielgruppe abverkaufssteigernd eingesetzt werden können – und das ohne den Wert des Produktes durch Rabatte zu mindern.

Location Insider: Die App ist für iOS verfügbar. Ist auch Version für andere Systeme geplant? Wenn ja, für wann?

Daniel Putsche: Die aktuelle Verteilung von iPhones zu Android-Geräten in der Mook-Zielgruppe hat uns den Fokus erst einmal auf Apple und iOS legen lassen, was aber nicht heißt, dass Android nicht zur Diskussion steht. Wir entscheiden hier von Case zu Case und von Zielgruppe zu Zielgruppe. Noch spannender wird das Thema Android allerdings bei unseren weiteren Beacon-Cases abseits des Segments Gastronomie, die sich gerade in Entwicklung befinden.

Location Insider: Welche weiteren Funktionen sollen in die Beacon-App integriert werden?

Daniel Putsche: Wir haben speziell mit dem Bereich Premium-Gastro noch viel vor. Insbesondere das Thema Kundenerkennung spielt eine große Rolle, bringt aber gleichzeitig auch eine sehr hohe Komplexität in vielen Dimensionen mit sich.

Location Insider: Handelt es sich bei der Beacon-App um eine White-Label-Lösung, sodass sie auch andere Restaurant-Ketten nutzen können? Ist eine Expansion der App geplant?

Daniel Putsche: Die Beacon-Library mit der Logik für die Berechnung des Nutzerstatus ist als White-Label angelegt und somit nicht nur für andere Restaurant-Ketten verfügbar, sondern für alle Branchen, auf welche ein solches Konzept passt. Candylabs wird die Kombination aus Location-based-Services via iBeacons und RF Parametric Data in Verbindung mit Gamification Elementen intensiv weiterverfolgen und wir werden noch in 2014 weitere vielversprechende White-Label-Produkte in genau dieser Kombination von Schwerpunkten veröffentlichen.

Location Insider: Laut Eurer Webseite wird „das Wort iBeacon 126 Mal pro Woche ausgesprochen. Mindestens.“ Welche Bedeutung kommt der Beacon-Technologie (in Deutschland) zu?

Daniel Putsche: Das Potential ist atemberaubend riesig, die Technologie befindet sich derzeit auf der Überholspur. Damit dies jedoch so bleibt, müssen die verschiedenen Branchen in Deutschland am Ball bleiben, Mut und Schnelligkeit beweisen. In den Staaten wurden in der Major Baseball League bereits alle Stadien mit iBeacons ausgestattet. Die NBA zieht gerade nach. All das sind ideale Use-Cases, welche dem Nutzer einen hohen Mehrwert bringen können. In Deutschland ist die durchschnittliche Stimmung auf Betreiberseite derzeit interessiert aber noch verhalten. Mit guten Cases und einer weiter steigenden Distribution der Technologie wird sich dies aber ändern – dann dürfen wir nur weiterhin nicht vergessen, die Dinge aus der Nutzerbrille zu betrachten.

Location Insider: Vielen Dank für das Interview.

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