iPad-Kassensystem Inventorum macht Einzelhändler zu Onlineshop-Betreibern.

von Matthias Hell am 28.Januar 2014 in Local Heroes

iPad-Kassensysteme gibt es inzwischen viele – meist für Gastronomie und Dienstleistung. Mit Inventorum startet nun ein Kassensystem, das sich gezielt an den Handel wendet und es ermöglicht, die erfassten Produktinformationen auch gleich für den Online-Vertrieb zu nutzen.

Bayer im Startup-Mekka Berlin: Inventorum-Gründer Christoph Brem

Bayer im Startup-Mekka Berlin: Inventorum-Gründer Christoph Brem

Inventorum-Gründer Christoph Brem betont gerne seine familiäre Verwurzelung im Einzelhandel. Deshalb hat sich der gebürtige Niederbayer nach Stationen u.a. bei Ernst & Young sowie im Silicon Valley auch daran gemacht, eine Lösung zu entwickeln, die den Einzelhandel „an die Hand nehmen“ und in die digitale Zukunft führen soll. „Denn ich bin überzeugt, dass der Einzelhandel für das soziale Gefüge von Städten wichtig ist und auch nicht so schnell verschwinden wird“, erklärt Brem.

Auf den ersten Blick präsentiert sich Inventorum zunächst als simples iPad-Kassensystem, wie es z.B. auch Orderbird und Gastrofix für den Gastronomie- und Dienstleistungsbereich bieten. Doch wendet sich Inventorum gezielt an den Einzelhandel und geht mit seinem Funktionsumfang deutlich über ein reines Kassensystem hinaus: Die Lösung erleichtert Kundenverwaltung sowie Buchhaltung und ermöglichst es vor allem, einmal angelegte Produkte einfach in einen Onlineshop oder auf eBay zu exportieren.

Vorhandene Daten werden für den Online-Handel „zweitverwertet“

Inventorum wendet sich zunächst ausschließlich an kleinere Händler

Inventorum wendet sich zunächst ausschließlich an kleinere Händler

Bei der Entwicklung von Inventorum hat sich Brem bewusst an kleinen Einzelhändlern orientiert. Diese können über eine Importfunktion in der Regel meist (z.B. als Excel-Datei) vorhandene Inventarlisten einpflegen und dann das iPad nicht nur als Touch-Kasse verwenden, sondern auch mit der integrierten Kamera Barcodes einscannen. Einfach lassen sich in dem System Kundendaten anlegen und bearbeiten. Zudem ist ein Kassenbuch mit einer Exportfunktion zu den gängigen Buchhaltungsprogrammen integriert.

Konsequent setzt Inventorum auf die Erkenntnis, dass die in dem Kassensystem eingepflegten Daten bereits das beste Rohmaterial für ein zusätzliches Engagement im Online-Handel sind. „Die Idee ist es, Echtzeitbestände in alle Verkaufskanäle einfließen zu lassen.“ So können die Warenbestände der Händler über eine bereits vorhandene Schnittstelle für den Verkauf auf eBay exportiert werden. Zudem hat Inventorum eine eigene, selbst gehostete Shop-Lösung entwickelt, die es Nutzern der Kassen-Software ermöglicht, auf einfache Weise zu einem eigenen Onlineshop zu gelangen.

Gebührenseitig setzt Inventorum-Gründer Brem dabei auf ein Freemium-Modell: Während die Kassenfunktion inklusive Kundenmanagement und Artikelverwaltung kostenlos ist, wird für die Nutzung des angeschlossenen Onlineshops eine Abo-Gebühr berechnet, die sich an der Anzahl der gelisteten Produkte orientiert. Inventorum richtet sich dabei an Einzelhändler mit idealerweise nur einem Ladengeschäft und einem jährlichen Umsatzvolumen von maximal 2 Millionen Euro. „Unser Anspruch ist es, ein simples System zu bieten“, erklärt Brem. „Es gibt wahnsinnig viele kleine Geschäfte, die noch gar nicht online aktiv sind und deshalb wollen wir erst einmal hier anfangen.“ Inzwischen hat Inventorum die Beta-Phase beendet und ist bereits mit rund 35 Händlern live, die ein Spektrum von Elektronik über Mode bis zu Schreibwaren abbilden.

Viele weitere Funktionen sind vorstellbar

Das iPad ist für Inventorum-Gründer Brem für den Einsatz im Einzelhandel optimal geeignet

Das iPad ist für Inventorum-Gründer Brem für den Einsatz im Einzelhandel optimal geeignet

Für Christoph Brem sind Tablets ideal dafür geeignet, um dem Einzelhandel den Digitalisierungssprung zu ermöglichen. Mit Touch-Funktion, integrierter Kamera und einfacher Bedienbarkeit seien die Geräte für den Einsatz im Einzelhandel geradezu prädestiniert. „Und für die Händler ist Inventorum der perfekte Grund, um sich endlich ein iPad zu kaufen“, fügt Brem augenzwinkernd an. Der Unternehmer hat sich aus Usability- und Sicherheitsgründen zunächst auf das iPad und iOS beschränkt, kann sich zu einem späteren Zeitpunkt aber auch eine Version für Android-basierte Geräte vorstellen.

Überhaupt ist für Brem fast jedes in dem Zusammenhang passende Buzzword vorstellbar: ein integrierter Produkt-Master, Beratungshilfen für das Verkaufspersonal, Schnittstellen zu weiteren E-Commerce-Plattformen, die Verwaltung zusätzlicher Filialen, eine Versandverwaltung, die Möglichkeit zur Online-Reservierung stationärer Bestände und mehr – das alles soll zu einem späteren Zeitpunkt noch in Inventorum integriert werden. Schnell stellt sich da die Frage, warum das Startup mit dem Produktlaunch nicht noch etwas gewartet hat und stattdessen ein noch reiferes Produkt präsentiert. Doch betrachtet man den großen Online-Nachholbedarf, den viele Einzelhändler haben, versteht man auch Inventorum-Gründer Brem: „Wir wollen die Händler nicht gleich überfordern.“


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