Mux.de will mit Local Commerce zusätzlichen Schub gewinnen.

von Matthias Hell am 13.Mai 2014 in Local Heroes

Stadtportale und Online-Branchenbücher haben kaum Platz für eigenständige lokale Plattformen gelassen. Eine Ausnahme ist das Informationsportal Mux.de, das sich seit acht Jahren in München etabliert hat. Mit einer Weiterentwicklung zur lokalen Einkaufsplattform wollen die Betreiber nun aus ihrer Nische ausbrechen.

Stefan Eibl ist Mitgründer von Mix.de

Stefan Eibl ist Mitgründer von Mux.de

Als Mux.de 2006 mit einer Informationsplattform für München online ging, war das kein anspruchsloses Unterfangen: neben dem offiziellen Stadtportal Muenchen.de gab es bereits seit einigen Jahren u.a. die München-Seite von meinestadt.de sowie die Online-Portale verschiedener Branchenbuchanbieter. Doch wie Mitgründer und Co-Geschäftsführer Stefan Eibl berichtet, traute es sich Mux.de zu, ein besseres Angebot zu liefern: „Die meisten Online-Branchenbücher waren schlecht gemacht und boten im schlimmsten Fall lediglich eine alphabetische Sortierung. Wir wollten dagegen eine Seite machen, die es den Leuten ermöglicht, wirklich zu finden wonach sie suchen.“ Als Alleinstellungsmerkmal wollte Mux.de zudem zeigen, was in den gelisteten Geschäften zu finden ist und möglichst flächendeckend die Einzelhandelsöffnungszeiten abbilden.

Wie Eibl berichtet, lief das Mux-Gründerteam in der Anfangsphase die Münchner Innenstadtviertel selbst ab, um die benötigten Informationen zu sammeln. Später wurden auch Nutzer aktiviert, um die Einträge weiter zu vervollständigen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Mux.de verfügt heute über mehr als 40.000 Datensätze, die neben Handelsgeschäften auch z.B. Briefkästen und Geldautomaten umfassen und bei entsprechenden Google-Anfragen in vielen Fällen die obersten Ränge belegen. Neben den kostenlosen Grundeinträgen bietet Mux.de verschiedene Premiumprofile an, die preislich zwischen 19,90 und 49,90 Euro pro Monat liegen und zusätzlich zu einer erweiterten Unternehmenspräsentation auch das Einblenden einer bestimmten Anzahl von Produkten und Angeboten ermöglichen.

Gute Resonanz beim lokalen Handel

Naturschmuck-Designer Christian Oswald ist überzeugter Mux-Kunde

Naturschmuck-Designer Christian Oswald ist überzeugter Mux-Kunde

In der aktuellen Version werden Produkte und Angebote bei Mux.de nicht im Sinne eines Webshops, sondern eher als eine Art Online-Schaufenster dargestellt. Kunden können so über das Netz sehen, welche Dirndl-Modelle eine Trachtenfachgeschäft bietet, sich über maßgeschneiderte Brautkleider informieren oder das Info-Video eines Anbieters von E-Zigaretten betrachten. Angeschlossene Händler haben zudem die Möglichkeit, ihre Mux-Seite als Firmen-Homepage mit individueller URL zu nutzen. In einer von Amazon und Zalando geprägten Online-Welt ist dieses Angebot sicherlich nicht revolutionär, findet beim lokalen Fachhandel jedoch Anklang. „Seit drei Jahren sind wir profitabel und bewegen uns inzwischen im sechsstelligen Umsatzbereich“, berichtet Stefan Eibl über das eigenfinanzierte Internet-Unternehmen.

Dennoch hat sich Mux.de in einer – nicht nur lokal beschränkten Nische – eingerichtet. Der Anspruch, ein Online-Schaufenster zur Stadt zu bieten, hat naturgemäß seine Grenzen. Zudem führen die beschränkten Ressourcen des Unternehmens dazu, dass man in mancher Hinsicht Mühe hat, mit der technologischen Entwicklung mitzuhalten. So zählte das Portal zwar zu den ersten, die Google-Maps-Informationen in seine Händlerprofile integrierte, bietet aber immer noch keine automatische standortbezogene Darstellung. Auch die 2010 veröffentlichte München-App von Mux.de ist bisher nicht über Version 1.0 hinausgekommen. So verwundert es nicht, dass der Mobile Traffic des Portals bei lediglich 20 Prozent verharrt und rund 90 Prozent der Seitenaufrufe über Google generiert werden.

Online-Bestellmöglichkeit als Befreiungsschlag

Vom Online-Schaufenster will sich Mux.de zum echten Produktangebot entwickeln

Vom Online-Schaufenster will sich Mux.de zum echten Produktangebot weiterentwickeln

Mit einem für die zweite Jahreshälfte angesetzten Relaunch will Mux.de nun neuen Schub aufnehmen. „Neben der Modernisierung des Site-Layouts ist dabei unser wichtigstes Ziel, Produkte stärker in den Mittelpunkt zu rücken“, erklärt Geschäftsführer Stefan Eibl. Von den gelisteten Händlern angelegte Produkte sollen künftig über die Seite reserviert, gekauft und auf Wunsch auch per Same-Day-Delivery geliefert werden. Um die Zustellung innerhalb von 60 Minuten bzw. zum Wunschtermin zu gewährleisten, bereitet das Online-Portal gerade die Zusammenarbeit mit einem geeigneten Anbieter vor.

Für den Ausbau zum lokalen Einkaufsportal, haben die Betreiber von Mux.de die Ausgründung Buy-Local-München ins Leben gerufen. Das Ziel ist es, Münchner Einzelhändler einen eigenen Onlineshop zu bieten und so ein lokales Onlineshopping-Netzwerk aufzubauen, das nach dem Relaunch in Mux.de integriert wird. „Wir wollen damit die schlecht gemachten Einzelhändler-Webseiten obsolet machen und gleichzeitig dafür sorgen, dass es auch in Zukunft in München lebendige und vielfältige Einkaufsstraßen gibt“, erklärt Eibl. Der Zeitpunkt dafür sei nun optimal: „Wir reagieren damit auf den Wandel im Einkaufsverhalten. Bei unserem Start 2006 ging es noch vor allem darum, den Händlern eine umfassende Online-Präsentation mit Bildern, Angeboten und Produkten zu bieten. Aber mit den Smartphones und dem Onlineshopping-Hype besteht nun eine viel größere Nachfrage nach lokal verfügbaren Produkten.“

In der Tat könnte der Wandel zum lokalen Einkaufsportal Mux.de zusätzliche Relevanz verleihen, vorausgesetzt dem Unternehmen gelingt es, sein Angebot bei den Kunden vor Ort bekannt zu machen – und dass kein großer, deutschlandweit agierender Anbieter dem Münchner Underdog dabei zuvorkommt.


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