Online City Wuppertal: Sieht so die Zukunft des Handels aus?

von Matthias Hell am 20.November 2014 in Trends & Analysen

Das Einkaufsportal Online City Wuppertal, über dessen Aufbauphase wir bereits in unserer Artikelserie „Local Heroes“ berichteten, ist nun offiziell gestartet. Unter den derzeit in Umsetzung befindlichen lokalen Shopping-Plattformen ist Online City Wuppertal eine der am weitesten entwickelten Lösungen – und lädt deshalb zu einem genaueren Blick auf die Tragfähigkeit des Modells ein.

Wie Leser von Location Insider wissen, mangelt es nicht an Initiativen im Bereich lokale Einkaufsportale. Doch während die einen – wie HierBeiDir oder Koomio – an der geringen Anzahl gelisteter Händler und Produkte kranken, stimmt auf bundesweiten Plattformen wie Simply-Local oder Locafox zwar die Größe des Warensortiments, doch handelt es sich bei den Anbietern um die immergleichen Handelsketten.

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Online City Wuppertal ist insofern im Vorteil, als es sich hier um ein von der Stadt mitgetragenes Modellprojekt handelt, das die Händler vor Ort u.a. mit aufwändigen Schulungen an das Plattform-Modell heranführt. Zudem kann die Initiative auf technischer Seite auf die Erfahrung der Salzburger/Hamburger Einkaufsplattform Atalanda zurückgreifen. Zum offiziellen Start, über den Njuuz ausführlich berichtet, kann Online City Wuppertal daher mit einem Angebot und einer Funktionalität aufwarten, die weiter geht als die meisten vergleichbaren Lösungen.

Bis zum „Amazon-Killer“ ist es noch weit

Zum Start bieten auf dem Portal rund zwei Dutzend Händler ca. 350 Produkte an, die sich in die Kategorien „Essen, Trinken & Genuss“, „Sportartikel“, „Fashion & Accessoires“ sowie „Kunst & Unterhaltung“ gliedern. Die stationäre Verfügbarkeit der Artikel wird online dargestellt. Kunden können die Angebote entweder online bestellen, vor Ort im Geschäft abholen oder sich noch am gleichen Tag nach Hause liefern lassen. Auf große Ketten verzichtet Online City Wuppertal bewusst. Dafür haben die dargestellten Händlerprofile durchaus ihren individuellen Charme, die Produktpräsentation liegt auf zeitgemäßem Online-Handels-Niveau. In nächster Zeit soll die Breite des Händler- und Warenangebots weiter ausgebaut werden. Projektleiterin Christiane ten Eicken spricht in diesem Zusammenhang von einer realistischen Zahl von rund 60 Händlern.

Dennoch beschleichen selbst den wohlwollenden Betrachter Zweifel, ob Plattformen wie Online City Wuppertal tatsächlich die vielbeschworenen digitale Zukunft des stationären Handels sein können: im Vergleich mit dem Online-Wettbewerb ist sowohl das Warenangebot zu gering wie auch die Preissetzung zu hoch. Und im Vergleich mit Lieferservices wie Amazons Morning-Express verliert die Unmittelbarkeit des stationären Angebots schnell an Leuchtkraft. Um Online City Wuppertal als bevorzugte Einkaufsquelle zu wählen, braucht es eine gehörige Portion Lokalpatriotismus – und auch Konsumenten-Idealismus. Doch ist mehr als fraglich, ob sich solche „weichen“ Motive durchsetzen, wenn es beim Einkauf um „harte“ wirtschaftliche Fakten geht.

Natürlich haben Befürworter lokaler Einkaufsportale wie Media-Saturn-Chef Pieter Haas Recht, wenn sie sagen, der stationäre Handel verfüge in Summe über eine „Logistik, wie sie Amazon nie bauen kann“. Doch bräuchte es dafür ein bundesweites Angebot, das sowohl nationale Ketten wie lokale Einzelhändler mit einem möglichst lückenlosen Warenangebot auf einer einzigen Plattform vereinigt. Ob es gelingt, diesen Anspruch zu verwirklichen, wird daher der Knackpunkt für den lokalen Handel (und die Portalbetreiber) sein.


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