Online-Küchenhändler Kiveda setzt auch auf die stationäre Dimension.

von Matthias Hell am 09.Dezember 2014 in Local Heroes

Mit einer Shop-in-Shop-Fläche im Saturn-Pilotmarkt in Ingolstadt beweist der Online-Küchenhändler Kiveda sein Interesse an einer stationären Präsenz. Wie Geschäftsführer Michael Börnicke erklärt, sind bereits weitere kanalüberschreitende Angebote geplant. Doch will das E-Commerce-Unternehmen ausgetretene Multichannel-Pfade vermeiden.

Management-Profi Michael Börnicke zählte Ende 2012 zu den Gründern von Kiveda

Management-Profi Michael Börnicke zählte Ende 2012 zu den Gründern von Kiveda

Das Interesse von Kiveda am stationären Handel überrascht zunächst, weil das Unternehmen seinem Selbstverständnis nach ein klarer Online-Pureplayer ist. „Wir haben nach einer Branche gesucht, die online überhaupt noch nicht erschlossen war“, berichtet Geschäftsführer Michael Börnicke über die Entstehungsgeschichte von Kiveda. Schließlich sei die Wahl auf den Küchenbereich gefallen, da man hier große Chancen gesehen habe, mit einem Online-Modell für Furore zu sorgen. „Die Branche ist extrem stehengeblieben: es gibt intransparente Preise, lange Wartezeiten und ein mehrstufiges Geschäftsmodell, das noch aus den siebziger Jahren stammt“, so Börnicke. Dem habe man das Konzept „Online-Küchenkauf mit Eigenmarke“ entgegengesetzt. Wer seine Küche bei Kiveda bestelle, erhalte transparente Preise, eine optimale Planung und die Lieferung innerhalb von 14 Tagen. Die Zusammenarbeit mit deutschen Top-Herstellern wie Alno, Nolte und Nobilia garantiere zudem Qualität.

Da Einbauküchen aber nun einmal etwas anderes als Fashion-Artikel oder Unterhaltungselektronik sind, gehören zum Kiveda-Konzept von Anfang an eine Reihe von Komponenten, die über eine klassische Pure-Play-Aufstellung hinausgehen: so werden Kunden nach Angabe der ersten Parameter über ein Video-Tool mit einem persönlichen Kundenberater verbunden, der mit diesen die Einpassung der Wunschküche in den vorliegenden Grundriss bespricht und dabei in Echtzeit ein 3D-Modell der Küche erstellt. Interessiert sich der Kunde für eine Küche der Premiumklasse, folgt auf die Videoberatung sogar ein Termin mit einem Außendienstmitarbeiter von Kiveda. Um den Küchenraum präzise zu vermessen, erhalten Kiveda-Kunden in jedem Fall Besuch von den Profis des Dienstleisters HOS, die mit Hilfe von Lasertechnik eine exakte und fehlerfreie Ausmessung vornehmen. Die Lieferung und den Einbau der Küche übernimmt wiederum der Einrichtung-Service der Otto-Tochter Hermes. Es handelt sich bei Kiveda also um ein Geschäftsmodell, das – wo nötig – von Anfang an auch eine partnerschaftliche Komponente vorsieht.

Saturn als starker stationärer Vertriebspartner

Online-Beratungsterminal von Kiveda bei Saturn

Online-Beratungsterminal von Kiveda bei Saturn

Dennoch markiert der Start der Zusammenarbeit mit Saturn für den Online-Küchenhändler den Beginn eines neuen Kapitels. In dem Ingolstädter Pilotmarkt zeigt Kiveda in der Küchengeräte-Abteilung einige mitnahmebereite Küchenmodule aus der Einstiegsklasse seines Sortiments, ergänzt um ein Terminal, das Kunden mit einem Videoberater verbindet. „Wir wollen auf diese Weise unsere neue Denke verdeutlichen und den Kunden zeigen, dass wir nicht einfach irgendein traditioneller Küchenhändler sind, der seine Ware nun auch bei Saturn verkauft“, erklärt Michael Börnicke. Allerdings räumt der Kiveda-Chef ein, dass das Beratungsformat in der Anfangsphase noch erklärungsbedürftig ist, weshalb zunächst Mitarbeiter des Online-Händler Kunden noch bei der Küchenauswahl und der Durchführung der Videoberatung unterstützen. „Wir wollen in der Zusammenarbeit mit Saturn lernen, welche Anforderungen auf uns in einem stationären Umfeld zukommen und uns darauf anpassen.“

Dabei solle die Kooperation mit Saturn nicht nur auf den einen Pilotmarkt in Ingolstadt beschränkt bleiben, sondern werde Kiveda „tendenziell“ bei jeder folgenden Marktneueröffnung bzw. jedem Marktumbau mit einer Shop-in-Shop-Fläche in das betreffenden Saturn-Geschäft einziehen. „Saturn ist für uns ein starker Partner“, erklärt Michael Börnicke – eine Feststellung, die auch durch den herausgehobenen Claim „Exklusiver Küchenpartner von Saturn“ auf der Webseite von Kiveda unterstrichen wird. Auch für ein erfolgreiches Online-Startup – das Ende 2012 gegründete Kiveda beschäftigt inzwischen 70 Mitarbeiter und verzeichnet Umsätze „im relevanten zweistelligen Millionenbereich“ – ist der Rückenwind durch einen bekannten stationären Partner nicht zu unterschätzen.

Weitere stationäre Angebote geplant

Videoberatung spielt bei Kiveda eine zentrale Rolle - online und künftig auch stationär

Videoberatung spielt bei Kiveda eine zentrale Rolle – online und künftig auch stationär

Neben der Zusammenarbeit mit Saturn will Kiveda-Chef Börnicke weitere Vertriebspartnerschaften mit stationären Händlern nicht ausschließen, doch gebe es dazu derzeit keine konkreten Pläne. Denkt der erfahrene Manager – frühere berufliche Stationen von Börnicke sind die Medienunternehmen Pro Sieben und Premiere sowie das Luxus-Label Escada – an die Dimension Stationär, steht für ihn eher die Frage nach adäquaten Präsentationsmöglichkeiten für die Kiveda-Küchen im Vordergrund. „Bei Küchen ist es nun einmal wichtig, dass die Kunden das Produkt auch anfassen können“, erklärt Börnicke. Mittelfristig sei es daher das Ziel von Kiveda, in den zehn bis 15 größten deutschen Städten mit Showrooms präsent zu sein. Dabei müsse es sich nicht zwingend um eigene Läden handeln, doch findet Börnicke ein Konzept, wie es z.B in der Autobranche Audi mit seinen City-Filialen verfolgt, reizvoll: „Das müssen keine tausend Quadratmeter sein, es reichen auch hundert Quadratmeter und dazu Terminals mit einer einfachen und eleganten Planungs- und Beratungslösung.“

Einen Ausbau des kanalüberschreitenden Angebots plant Börnicke zudem bei den Beratungsmöglickeiten von Kiveda. So sollen Kunden künftig idealerweise von einem einzigen Kundenberater betreut werden – sowohl bei der Videoberatung wie auch bei Außendienstbesuchen. Desweiteren solle die Videoberatung in Zukunft zumindest teilweise auch in einem Küchenstudio-Umfeld stattfinden, so dass Kunden bereits auf dem PC in ihre Wunschküche hineinschauen können. Für ein Online-Startup sind solche, die Kanäle verbindenden Features ziemlich aufwändig, doch ist sich Börnicke sicher, dass sich der Aufwand lohnt: „Nicht zuletzt bei der Online-Suche ist das Küchengeschäft stark ein lokales Geschäft und deshalb ist es wichtig, dass wir unsere lokale Präsenz künftig ausbauen.“


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