Pop-up-Store beflügelt InteriorPark zur regulären Geschäftseröffnung.

von Matthias Hell am 01.September 2015 in Interviews, Local Heroes

Der Online-Händler für nachhaltige Designmöbel InteriorPark wollte mit einem Pop-up-Store in Stuttgart das stationäre Umfeld erproben – offensichtlich mit Erfolg: Zum Herbstbeginn steht nun die Eröffnung eines regulären Ladengeschäfts an. Co-Geschäftsführerin Andrea Herold berichtet im Local Heroes Sommer-Interview über die Erfahrungen mit dem Pop-up-Store und die Pläne für den neuen Laden.

Tina Kammer und Andrea Herold gründeten InteriorPark 2010

Tina Kammer und Andrea Herold gründeten InteriorPark 2010

Location Insider: Ihr Pop-up-Store, über den wir vor einem Jahr in der Local Heroes-Serie berichteten, hat seit Ende Juni geschlossen – allerdings nur, weil Sie bald ein reguläres Ladengeschäft eröffnen werden. Können Sie mehr dazu verraten?

Andrea Herold: Der neue Store ist tatsächlich fast dreimal so groß wie der Pop-up-Store und liegt in bester Gesellschaft. Wir werden auf der Fläche ausgewählt nachhaltige Designermöbel und Wohnaccessoires präsentieren – wie schon bei uns im Onlineshop trifft auch hier Avantgarde auf Klassik. Wir haben viele junge Designtalente, die sonst in Museen und auf Design-Messen zu bewundern sind, wie auch etablierte Marken. Neu wird sein, dass auch Hersteller von nachhaltigen Bauprodukten präsent sein werden. Wir zeigen temporär innovative Lösungen zum nachhaltigen Bauen, die sowohl für Fachpublikum interessant sind wie auch für Endverbraucher. Das ist neu und verknüpft die Bausteine Decke, Wand und Boden mit Möbeln und Wohnaccessoires. In der Vergangenheit haben wir mit großem Erfolg die verschiedenen Akteure zusammengebracht. Das werden wir in unserer neuen Location weiter ausbauen.

Location Insider: Wie wird sich der neue Laden sonst noch von dem Pop-up-Store unterscheiden?

Andrea Herold: Neben den erwähnten Details werden wir den Kunden im neuen Store Kaffee von Hochland und Sekt von Kessler anbieten – beides lokale und traditionelle Anbieter, über die wir uns als Partner sehr freuen. Durch die 200 qm große Fläche mit einer 5,40 m hohen Decke wird sich auch das Store-Konzept komplett von der ersten Fläche unterscheiden. Mehr wollen wir darüber noch nicht verraten, aber wir werden auch hier von gängigen Retail-Konzepten abweichen.

Location Insider: Wie fiel Ihr Resümee nach knapp einem Jahr Pop-up-Store aus?

Andrea Herold: Grundsätzlich waren die Erfahrungen in unserem Pop-up Store sehr positiv – sonst hätten wir uns auch nicht dazu entschieden den nächsten Schritt zu gehen und eine wesentlich größere Fläche dauerhaft anzumieten. Viele Kunden haben sehr geschätzt, dass unser Sortiment durch unser nachhaltiges Konzept auf andere wie die gängigen Produkte zurückgreift. Die Geschichten zum Designprozess, Material und die Designerbiografien stießen auf großes Interesse, schließlich grenzen sie sich zum Einheitsbrei der Massenwaren stark ab. Unsere Kunden haben sich gefreut, Dinge zu sehen, die sie noch nie zuvor gesehen haben. Dabei war oft klar, dass es „irgendwie“ anders ist und das ist bei vielen auf großes Interesse gestoßen. Andere Kunden wiederum fanden einfach das Design der Möbel und Wohnaccessoires überzeugend.

Wir haben auf der Fläche das Zusammenspiel aus Online/Offline umfangreich gespielt und die Effekte waren sowohl in die eine als auch in die andere Richtung zu sehen. Es gab Kunden, die etwas in unserem Onlineshop entdeckt haben und es real sehen und anfassen wollten. Dazu haben wir alle Produkte, die im Laden zu sehen sind, im Onlineshop entsprechend markiert. Auf der anderen Seite gibt es auch Kunden, die im Laden etwas sahen und es sich direkt nach Hause liefern ließen.

Blick in den Pop-up-Store von InteriorPark

Blick in den Pop-up-Store von InteriorPark

Location Insider: Hat das stationäre Geschäft auch für die Zusammenarbeit mit den Designer-Partnern positive Effekte gehabt, beispielsweise um leichter an neue Objekte zu kommen?

Andrea Herold: Es war und ist für viele unserer Designer interessant mitten im Stuttgarter Zentrum präsentiert zu sein. Wir pflegen seit Jahren zu vielen unserer Designern gute und enge Beziehungen und die Ausweitung auf den stationären Handel war für viele sehr positiv. Anfragen von Designern bekommen wir ehrlich gesagt dauerhaft, insofern hat sich da nicht viel geändert. Aber klar sind neue und vielleicht auch andere Designer auf uns aufmerksam geworden.

Location Insider: Sie haben in dem Pop-up-Store auch digitale Features eingesetzt wie Touchscreens und Beacons. Wurden diese Elemente von den Kunden gut angenommen?

Andrea Herold: Teilweise. Der Touchscreen wurde häufig genutzt um sich andere Modelle, weitere Farben oder ein breiteres Sortiment anzusehen. Die Beacons sind nicht auf sehr großes Interesse gestoßen, waren aber von unserer Seite vor allem ein Showcase und auf der kleinen Fläche auch nur bedingt nutzbar.

Location Insider: Haben Sie mit dem Pop-up-Store auch Erfahrungen gemacht, mit denen Sie vor dem Einstieg ins stationäre Geschäft nicht gerechnet hatten?

Andrea Herold: Dass viele Kunden nach wie vor großen Wert auf persönliche Beratung und direkten Kundenservice legen. Es gibt auch nicht wenige, die laut eigener Aussage, Möbel niemals online kaufen würden. Es gab auch Produkte, die wirklich gut verkauft wurden und Online nicht der große Renner sind. Unterm Strich kann man sagen, dass es zwischen Online und Offline schon einige Unterschiede gibt, sich die beiden Kanäle aber gut verknüpfen lassen und den Kunden einen Mehrwert bieten.

Location Insider: Gibt es neben der Store-Eröffnung in Stuttgart bereits Planungen für weitere stationäre Geschäfte von InteriorPark?

Andrea Herold: Im Moment konzentrieren wir uns erst mal auf den neuen Store und die Eröffnung Ende September/Anfang Oktober. Dann sehen wir weiter. Wer weiß was die Zukunft bringt.

Local Heroes ist nicht nur der Titel unserer Artikel-/Buchserie über Musterbeispiele für die Verknüpfung von Online und Offline. Wir betrachten die Local Heroes auch als eine Klasse von Händlern, die dem Einzelhandel den Weg in die Zukunft weisen. Deshalb verfolgen wir kontinuierlich die weitere Entwicklung dieser digitalen Vorreiter im Handel. Auch in diesem Jahr nutzen wir die ereignisärmeren Sommerwochen, um im Rahmen einer Interview-Serie über die aktuellen Fortschritte ausgewählter Local Heroes zu berichten. Dabei zeigt sich ganz klar: Die Local Heroes sind gekommen, um zu bleiben.

Zum Download der Buchfortsetzung „Local Heroes 2.0: Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel“ geht es hier.


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