QR-Shopping in Oldenburg: Eher Impulsgeber als Umsatztreiber.

von Matthias Hell am 17.April 2014 in Trends & Analysen

„PayPal-QR-Projekt ohne Erfolg“, so fasst die Lebensmittelzeitung heute das Fazit nach einem halben Jahr QR-Shopping in der Innenstadt von Oldenburg zusammen. Allerdings ist die Darstellung des Branchenblatts arg verkürzt – und blendet einen Teil der Erfahrungen der teilnehmenden Händler aus.

Bei dem Bericht der Lebensmittelzeitung scheint es sich ohnehin nur um die Zusammenfassung eines deutlich ausführlicheren Artikels der Nordwest Zeitung Online (NWZ) zu handeln. Darin blickt der Vorsitzende des City Management Oldenburg (CMO), Christoph Baak, differenzierter auf das gemeinsame Pilotprojekt mit PayPal zurück:

„Was die Verkäufe angeht, war das kein sonderlich erfolgreiches Projekt“, bilanziert jetzt der CMO-Vorsitzende Christoph Baak im Gespräch mit der NWZ , „aber wenn man es in der Währung Aufmerksamkeit rechnet, war es ein großer Erfolg.“ Es habe sehr viele Klicks gegeben, PayPal habe zudem die Zahl der Downloads seiner QR-App in der Region um 32 Prozent gesteigert. (…) „Wir haben gezeigt, dass es in Oldenburg eine große Bereitschaft des Einzelhandels zu Innovationen gibt“, sagt Baak.“

Digitale Lerneffekte für den lokalen Handel

Damit unterstreicht der CMO-Vorsitzende, was er auch schon in unserem Local-Heroes-Beitrag zum QR-Shopping in Oldenburg ausführte: Zwar habe keiner der teilnehmenden Händler eine signifikante Umsatzsteigerung erzielt, doch sei es gelungen, Aufmerksamkeit zu erregen und das Pilotprojekt habe sich als Impulsgeber für den Handel erwiesen, sich mit digitalen Innovationen für den lokalen Handel auseinanderzusetzen.

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Ähnlich äußerte sich auch PayPal-Deutschlandchef Arnulf Keese im Interview mit Location Insider: So hätten die Händler in Oldenburg die Erfahrung gemacht, dass Kunden ihre Smartphones nicht nur nutzten, um EAN-Codes zu scannen und dann woanders im Internet einzukaufen, sondern dass sie mit ihren Handys direkt in den Geschäften bezahlen. Stärkere Potenziale für die direkte Conversion billigte Keese Lösungen wie der Bezahlung per CheckIn zu, die PayPal seit Ende 2013 in Berlin erprobt.

PayPal: „Wir wollten die Mobile-Payment-Möglichkeiten testen“

PayPal-Sprecherin Sabrina Winter erklärte auf Anfrage von Location Insider, dass das Pilotprojekt für den Bezahldienst durchaus zufriedenstellend verlaufen ist: „Hinter dem Pilotprojekt QRShopping in Oldenburg stand eine ganz konkrete Absicht: Wir wollten herausfinden, welche Möglichkeiten der noch junge Markt für Mobile Payment bietet. Händler und Käufer sollten die Möglichkeit bekommen, ein neues Einkaufserlebnis und neue Möglichkeiten des Bezahlens zu testen.“ Nach Ansicht von PayPal werde die Zukunft des mobilen Bezahlens vielgestaltig sein. Umso wichtiger sei es, spezifische Modelle für einzelne Märkte und Zielgruppen ergebnisoffen zu testen und zu analysieren.“

Im Übrigen werde es auch in Zukunft in der Oldenburger Innenstadt QRShopping-Angebote geben: „Das Pilotprojekt, das im September 2013 gestartet ist, war von Beginn an auf einen Zeitraum von einem halben Jahr angelegt und ist somit Anfang März 2014 geendet. Wir haben es allerdings den teilnehmenden Händlern überlassen zu entscheiden, ob sie ihren Kunden auch über diesen Zeitraum hinaus QRShopping anbieten möchten“, so die PayPal-Sprecherin.

Mehrumsätze sind nicht das primäre Ziel

Die Berichterstattung zum Fazit der QR-Aktion in Oldenburg wirft ein Schlaglicht auf das Dilemma, mit dem sich viele Initiativen zum „digitalen POS“ konfrontiert sehen: Angesichts der starken Wachstumsraten im Online-Handel wirken viele stationäre Lösungen auf den ersten Blick enttäuschend. Doch wäre es auch unrealistisch, von einzelnen, die Grenzen von Online und Offline überschreitenden Maßnahmen einen riesigen Umsatzeffekt zu erwarten. Denn für die Kunden ist QR-Shopping keine super-innovative „Killerapplikation“, sondern vollzieht lediglich das Nutzerverhalten der meisten Konsumenten von heute nach. Es geht mit Experimenten wie in Oldenburg also in erster Linie darum, den Anschluss an den Trend der Zeit nicht zu verlieren.


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