Sind EP-Elektrohändler wirklich „Local Heroes“?

von Matthias Hell am 15.Dezember 2014 in Trends & Analysen

In der Artikelserie „Local Heroes“ präsentiert Location Insider Händler, die auf vorbildhafte Weise stationären Handel und Online-Möglichkeiten verbinden und so ihr Geschäft fit für die Zukunft machen. Damit stoßen wir offensichtlich auf Resonanz: Der Elektrohandels-Verbund Electronic Partner (EP) kündigt nun für Anfang 2015 eine Kampagne an, mit welcher „EP:Markenhändler gezielt als ‚local hero‘ positioniert werden“ sollen. Doch wieviel „Local Heroes“ steckt wirklich in EP?

Die im Januar startende Kampagne von EP dreht sich um das Motto „Mein Service macht den Unterschied“. Die Werbemotive zeigen je einen zufriedenen EP-Kunden sowie den für das Kundenwohlbefinden verantwortlichen Händler:

EP_Plakatmotiv_klein

Helga Zimmermann, Marketing-Leiterin von EP, erklärt dazu: „,Mein Service macht den Unterschied‘ gibt ein emotionales Versprechen und die Garantie, dass jeder einzelne Händler mit seinem Namen für persönlichen Service einsteht. In Zeiten von ,schnell und billig‘ ist das ein starkes Statement der Marke EP.“ Um diese Botschaft aufmerksamkeitsstark zu verbreiten, stehe den EP:Markenhändlern seit Beginn des Jahres das vielschichtige 360-Grad-Marketingkonzept der Verbundgruppe zur Verfügung.

In der Tat zeigt das „360-Grad-Marketingkonzept“, dass sich EP die „Local Heroes“-Grundsätze zu Herzen genommen hat. Den in der Verbundgruppe organisierten Händlern wird dabei die Möglichkeit geboten, Kunden auf möglichst vielen Kanälen anzusprechen. Neben klassischen Marketing-Formaten wie Flyern oder Newsletter-Werbung zählen dazu auch lokale Online-Kampagnen, Prospektportale wie kaufDA oder Marktjagd und sogar neue Local-Plattformen á la Locafox. Zudem hat EP seine Produkt über einen Online-Katalog ins Netz gebracht, inklusive einer Reservierungsfunktion zur stationären Abholung gewünschter Artikel. Im Fachhandel findet der Produktkatalog seine Entsprechung durch das sogenannte „Virtual Shelf“, auf welchem nicht im Geschäft vorrätige Produkte attraktiv präsentiert werden können.

Zu wenig Verknüpfungen zwischen Online und Offline.

Doch wie bewährt sich diese Strategie in der Praxis? Um das herauszufinden, besuchen wir zunächst die Webseite von EP und entscheiden uns testweise für den dort aktuell zum wirklich günstigen Preis von 69,99 angebotenen Bluetooth-Lautsprecher SRS-X 2 von Sony. Wir starten eine Reservierungsanfrage im nächstgelegenen EP:Fachgeschäft in München – außer einer automatischen Anfragebestätigung geschieht daraufhin aber erst einmal nichts. Also nutzen wir die Zeit und fragen uns, wie wir eigentlich auf das Angebot hätten stoßen sollen. Der aktuelle Werbeflyer von EP landete jedenfalls weder in unserem Briefkasten noch in der Tageszeitung. Bei kaufDA und Marktjagd finden wir den Flyer ebenfalls nicht. Auch bei lokalen Einkaufsportalen sowie bei klassischen Online-Preisvergleichern ist EP nicht gelistet. Lediglich auf der Facebook-Seite der Verbundgruppe – die immerhin mehr als 150.000 Fans zählt – finden wir das Angebot.

Das 360-Grad-Marketingkonzept von EP existiert offensichtlich vor allem in der Theorie. Mit seiner Vielgestaltigkeit ist es komplex und würde seine Wirkung erst entfalten, wenn von den lokalen Händlern möglichst viele Bestandteile genutzt werden, was oftmals nicht der Fall ist. Um echte Breitenwirkung zu erzielen, bräuchte EP eine zentrale Einstiegsstelle für Kunden – wie z.B. den von der Verbundgruppe weiterhin verschmähten zentralen Onlineshop.

Für einen echten „Local Hero“ ist das derzeit Gebotenen jedenfalls zu dürftig. Denn mit unserer Artikelserie wollen wir ja gerade klarmachen, dass es darum geht, Brücken zwischen On- und Offline zu bauen und damit den Kunden zusätzliche Berührungspunkte zu liefern. Also zum Beispiel: stationäre Produkte online auffindbar zu machen; oder neue, mobile Technologien (Apps, GPS, Beacons) mit klassischen Ladengeschäften zu verbinden; oder auch einen State-of-the-Art Webshop mit einzigartigen, stationär erbrachten Dienstleistungen zu kombinieren. All das tut EP nicht und konzentriert sich in der für 2015 angekündigten Kampagne stattdessen auf das vermeintliche Alleinstellungsmerkmal Service – genauso wie inzwischen sogar Media Markt oder der Online-Händler Cyberport. Wir wünschen der sympathischen Verbundgruppe daher viel Erfolg für ihren Plan, EP-Händler als „local hero“ zu positionieren – doch um zu den „Local Heroes“ von Location Insider zu gehören, muss sich die Düsseldorfer Zentrale von EP noch eine überzeugendere Zukunftsstrategie für ihre Händler überlegen.


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