Zalando plant dramatischen Umbau der Shop-Architektur.*

von Gastautor am 24.Februar 2014 in Trends & Analysen

maikklotzvon Maik Klotz

Der Berliner Online-Versandhändler Zalando möchte in Zukunft mehr vom Einzelhandel lernen und plant künftig einen dramatischen Umbau der Shop-Architektur. Das geht aus einem geheimen Strategiepapier hervor.*

Zalando wächst langsamer als gedacht. Jetzt ist ein internes Strategiepapier aufgetaucht, das aufzeigt wie künftig neue Käufer erreicht werden sollen. Schenkt man den Ausführungen Glauben, dann wäre Zalando der erste Online-Versender, der seinen Online-Shop den Gepflogenheiten des stationären Handels anpasst.

Im Papier heißt es „man möchte den Kunden künftig ein gewohntes Einkaufserlebnis bieten”. Sollte Zalando wirklich die Pläne umsetzen, wären die Auswirkungen gravierend und ein Schlag ins Gesicht der kompletten E-Commerce-Branche. Wir haben die wichtigsten Änderungen zusammengefasst.

Zalando führt Öffnungszeiten und Barzahlung ein

Internes Strategiepapier von Zalando aufgetaucht.*

Internes Strategiepapier von Zalando aufgetaucht.*

Die Hauptneuerung ist das Einführen von Öffnungszeiten. Wie im Einzelhandel auch, können Kunden künftig bei Zalando von montags bis samstags von jeweils 8 bis 20 Uhr bestellen. Der Grund für diese geplante Änderung sei das “gelernte Verhalten im Einzelhandel”. Fernab der Öffnungszeiten bekommt der Kunde einen freundlichen Hinweis. Diese neuen Öffnungszeiten sollen bundesweit gelten, aber auch regionale Regelungen seien denkbar.

Bisherige Bezahlmethoden, wie z.B. PayPal, Kreditkarte oder der Kauf mit Rechnung, sollen weg fallen. Im Strategie-Papier heißt es dazu, “der Rechnungskauf oder das Bezahlen mit zum Beispiel PayPal ist im Einzelhandel nicht üblich”.

Im Zuge dessen soll auch der Checkout-Prozess überarbeitet werden. Man plant den Einsatz mehrerer „virtueller“ Kassenbänder. Der Kunde entscheidet sich für das Kassenband mit der kürzesten Wartezeit. Wie im lokalen Ladengeschäft kann es trotzdem zu unvorhergesehen Wartezeiten kommen. Auch sollen Sammelpunkte eingeführt werden, um die Kundenbindung zu steigern.

Eine weitere wichtige Neuerung ist die Reduzierung bei der Darstellung von Produkten. Zalando plant künftig auf Produktinformationen oder Kundenrezensionen zu verzichten. Stattdessen wird nur noch die Produktverpackung abgebildet. Kundenbeobachtungen sollen gezeigt haben, „dass sich Kunden selbstständig mit weitergehenden Produktinformationen versorgen, in dem sie mit dem Smartphone im Internet suchen”.

Newsletter war gestern – man setzt auf Altbewährtes

In der Werbung setzt man auf Altbewährtes und steigt auf regionale Zeitungsbeileger anstelle von E-Mails um. Das Produktsortiment soll ebenfalls reduziert werden. Langfristig plant man regionale Zalando-Shops mit jeweils unterschiedlichem Sortiment und Verfügbarkeit. Ziel ist es, durch diese Art der Verknappung, den Kunden so oft wie möglich in den Webshop zu holen.

Start des neuen Zalando-Shops soll der 1. April sein. Bis dahin sollen alle Neuerungen umgesetzt werden.

Fazit

Die Pläne von Zalando sind, sofern sie umgesetzt werden, in jedem Fall einzigartig und zeigen, dass man bereit ist neue Wege zu gehen, um Kunden zu begeistern. Für den stationären Einzelhandel dürften das ebenfalls gute Nachrichten sein, da sich nun der E-Commerce an den Einzelhandel anpasst und nicht etwa umgekehrt. Kommentierte noch vor kurzem das Sprachrohr des stationären Einzelhandels, der Handelsverband Deutschland (HDE), dass „der boomende Online-Handel dafür sorgt, dass viele oft seit Jahrzehnten bewährten Konzepte im stationären Handel neu gedacht werden müssen”, wird man nun eines Besseren belehrt. Entwicklungen wie sie zum Beispiel im Intel-Future-Store gezeigt werden oder die aktuell kommende Beacon-Technologien, welche helfen, den Kunden zu binden und völlig neue Vermarktungswege ermöglichen, sind dann natürlich nicht mehr nötig.

*Eine satirische Sicht auf die Probleme des Einzelhandels und wie sich dieser dem E-Commerce anpasst.

Über Maik Klotz

Maik Klotz ist Head of New Business bei der Buhl Data Service GmbH mit Schwerpunkt auf mobile Apps im Bereich Finanzen. Er schreibt als freier Autor für verschiedene Online-Medien über Mobile Payment, Mobile Wallet oder Online-Banking.


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