Amazon kauft Whole Foods – aber warum?

von Andre Schreiber am 19.Juni 2017 in News

Whole Foods gehört nun bald zu Amazon13,7 Mrd. US-Dollar will Amazon für die Lebensmittelkette Whole Foods in den USA auf den Tisch blättern. Im Kaufpreis enthalten ist auch die Übernahme der von der Kette angehäuften Schulden, die mehr als 3 Mrd. Dollar betragen. Aber was will Jeff Bezos mit dem auf Bio spezialisierten Händler?

Die Transaktion soll im zweiten Halbjahr des Jahres abgeschlossen werden. An den Börsen setzte die Ankündigung der Übernahme andere Handelswerte deutlich unter Druck. Und selbst an den Börsen in Deutschland gab der Kurs der Metro, wenn auch nur kurzzeitig, spürbar nach. Whole Foods ist bereits seit 1978 auf dem Markt, wuchs zuletzt aber beim Umsatz kaum noch und erwirtschaftete deutlich weniger Gewinn.

Über die Gründe für die Übernahme lässt sich trefflich spekulieren, strategisch kann der Schritt aber durchaus sinnvoll sein.

  • Mit der Übernahme ist Amazon auf einen Schlag auf der Fläche präsent. Über 400 Filialen betreibt Whole Foods. Eine enorme Reichweite, um Kunden zu gewinnen, die sich ausschließlich online vielleicht nicht erreichen lassen. Zum anderen sind die Läden auch automatisch eine riesige Spielwiese, um die Algorithmen und KI-Systeme, mit denen Amazon arbeitet, mit reichlich Futter zu versorgen. Im Zweifel wird dieser Schritt dem eigenen Kundenbindungsprogramm noch einmal ordentlichen Schub geben. Flyer zu Amazon Prime oder gar eine kostenlose Probemitgliedschaft für die Kunden?
  • Amazon erhält mit der Übernahme Zugriff auf ein interessantes Frische-Sortiment, das ansonsten erst mühsam hätte aufgebaut werden müssen. Wie ein Analyst auf Twitter schrieb, war dies der letzte Schritt von Amazon, um den Kunden wirklich alles verkaufen zu können.
  • Und dank der Filialen hat das Unternehmen plötzlich auch mehr Optionen, was seinen Lieferdienst Fresh betrifft. Denn frische und gekühlte Lebensmittel stellen noch einmal deutlich höhere Anforderungen an die eigene Logistik. Genau für diese Waren bieten sich die mehr als 400 Filialen gerade zu als Pick-up-Stationen an, wo die Kunden Produkte selbst abholen. Möglich ist auch der Einsatz als Verteilstationen, um bei Frische das Problem der letzten Meilen besser zu lösen.
  • Schließlich darf das Projekt Amazon Go nicht vergessen werden. Das steckt zwar noch in den Kinderschuhen, könnte aber mit Erfahrungen aus den neuen Filialen ergänzt werden. Niemand weiß derzeit, wie groß die technischen Probleme sind, die Amazon in seinem Go-Konzept noch zu lösen hat. Aber die Basis für einen großen Rollout hat das Unternehmen mit der Übernahme jedenfalls gelegt. Und so ganz nebenbei auch ein ordentliches Gegengewicht zu seinem Rivalen Walmart gelegt. Der versucht sich Technik- und Online-Expertise durch Firmenübernahmen einzukaufen, konnte bisher aber mit Mitarbeiterzahlen und der Fläche wuchern. Gerade in dieser Hinsicht hat Amazon jetzt zurückgeschlagen.

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