Amazon schwächelt, Michael Otto über Digitalisierung, BLVRD mit frischen Zahlen.

von Florian Treiß am 04.Februar 2022 in News, Retail Media

Liebe Leserinnen & Leser,

das Thema 2G-Regeln im Einzelhandel wird immer mehr zur Realsatire. Nachdem zunächst in vier Bundesländer Gerichte diese Regeln einkassierten, folgten diese Woche Hessen, Sachsen, Schleswig-Holstein und Thüringen mehr oder minder freiwillig. Und während Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) diesen Weg noch am Mittwoch fürs erste ablehnte, verkündete ihr Bundesland nun gestern doch, ebenfalls 2G aufzuheben. Bleiben, wenn ich nichts übersehen habe, in Kürze wohl noch 7 von 16 Bundesländern mit 2G-Regeln übrig – und FDP-Chef Christian Lindner fordert via „Bild“ nun, 2G bundesweit im Handel aufzuheben. Doch wieso braucht er als Finanzminister dafür überhaupt die Medien? Wohl, weil er dafür gar nicht zuständig ist?!?

Ein schönes Wochenende, Ihr Florian Treiß

Amazon schwächelt im E-Commerce, Michael Otto über Digitalisierung, Retailmediatools gegründet

Amazon hat im vergangenen Quartal in seinem eigenen weltweiten Online-Handelsgeschäft einen Umsatzrückgang von einem Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum eingefahren. Freilich ist das Jammern auf hohem Niveau, statt 66,45 Milliarden Dollar im 4. Quartal 2020 gab es im letzten Quartal einen E-Commerce-Umsatz von 66,075 Milliarden Dollar. Was dennoch gut lief, war das Marktplatz-Geschäft, das um elf Prozent auf 30,32 Milliarden Dollar wuchs. Das Werbegeschäft, das Amazon erstmals separat ausweist, wuchs noch deutlich kräftiger um 32 Prozent auf 9,72 Milliarden Dollar. Und auch im stationären Handel konnte Amazon um 17 Prozent auf 4,69 Milliarden Dollar zulegen. Mehr Details in einer Zusammenfassung auf FAZ.net oder in der Original-Mitteilung von Amazon.

„Die Digitalisierung ist der größte Umbruch der Menschheit“, sagt Michael Otto, Aufsichtratschef der Otto Group und zuvor lange deren Vorsitzender. Auf der Veranstaltung „Gipfeltreffen der Weltmarktführer“ in Schwäbisch Hall sprach er nun darüber, wie sein Konzern den Wandel vom Katalog-Versender zum führenden E-Commerce-Player mit zuletzt 15,6 Milliarden Euro Umsatz geschafft hat. Demnach begann seine Erweckung, als sein Unternehmen in Orlando mit dem Medienkonzern Time Warner einen aufwändigen Test für interaktives Fernsehen durchführte. „Ich dachte: Das ist die Zukunft des Handels“, sagt Otto. Auch wenn sich interaktives Shopping-TV damals nicht durchsetzen konnte, so habe ihm der Testlauf geholfen, kurze Zeit darauf das Internet als neuen wichtigen Vertriebsweg zu erkennen.

Magnus Aufschild, früher langjähriger Geschäftsführer des Couponing-Startups So1, meldet sich mit einem neuen Startup zurück: Retailmediatools entwickelt „eine SaaS Lösung, mit der wir Händlern ermöglichen selbst eine ‚Amazon like‘ Werbeplattform zu betreiben, um z.B. Sponsored Products an Marken zu verauktionieren“, wie er auf LinkedIn schreibt. Retail Media ist ein sich schnell entwickelnder Markt und steht dabei für Werbelösungen von Händlern für Marken oder auch Marktplatzteilnehmer. Amazon verdient damit bereits Milliarden, siehe Meldung oben. Retail Media ist eine Art Weiterentwicklung des Werbekostenzuschusses (WKZ). In Deutschland ist u.a. die Rewe Group schon mit einer Komplettlösung unterwegs.

BLVRD mit 700 Marken, Limango nutzt Stocksquare, Drohnenlieferung auf Balkon

Die App BLVRD hat es sich zum Ziel gesetzt, eine Fashion-Suchmaschine für den Kauf im stationären Handel anzubieten, und ist damit bereits in Hamburg und Hannover aktiv. Bald sollen Köln, München und Düsseldorf folgen. Nun hat uns das Startup von Gründer Ari Berzenjie einige Zahlen gemeldet: So sind der App mittlerweile 700 Marken aktiv, darunter große Filialisten wie Peek & Cloppenburg Hamburg, SportScheck und Wormland wie auch kleinere Inhaber-geführten Läden. Dazu zählen auch 99 nachhaltige Marken wie etwa Omybag oder Patagonia. Seit dem Launch konnt BLVRD die Anzahl der gelisteten Produkte von 120.000 auf 330.000 Stück steigern.

Fokussierte sich der Shopping-Club Limango beim Aufbau des Marktplatzmodells bislang vor allem auf bekannte Marken und größere Händler, holt das Unternehmen aus der Otto Group nun auch stationäre Händler mit an Bord. Dazu implementiert Limango gemeinsam mit Stocksquare, einem Joint Venture der Otto Group und ECE, eine gesamtheitliche Lösung für Ship from Store, also den Versand von Produkten direkt aus Filialen heraus. Stocksquare-Partner nutzen die Limango-Plattform im Zuge dessen als zusätzlichen Umsatzkanal. Als Erfolgsbeispiel nennt Limango den Store von Otto-Tochter Lascana im Hamburger Alstertal-Einkaufszentrum, der an einem Tag über 200 Bestellungen auf limango.de generiert hätte.

Jedsy liefert Waren bis auf den Balkon. Das Startup aus dem beschaulichen Liechtenstein will mit seiner Frachtdrohne unbemannten Drohnenlieferungen zum Durchbruch verhelfen und damit einen Milliardenmarkt erschließen. Der USP der Lieferdrohne: Die Warenübergabe findet am Fenster oder Balkon statt. Um die Drohne zur Marktreife zu führen, bereitet das Unternehmen eine Finanzierungsrunde vor.

Mey mit Multilabel-Store, Geschäfte als Treffpunkte, 2021 als verlorenes Jahr

 

Die Wäschemarke Mey hat in Heidelberg den ersten Laden seines neuen Multilabel-Konzepts Mes Amis eröffnet, in Kürze sollen solche Stores auch in Bremen und Aschaffenburg folgen. Mit dem neuen Konzept will Mey stärker in das Multilabel-Business einsteigen. „Wir glauben, gerade im Wäsche- und Dessousbereich, an gute stationäre Konzepte. Der Erfolg unserer eigenen Mey-Stores und der Multilabel-Konzepte motiviert uns, weitere Investitionen zu tätigen“, sagt Geschäftsführer und Managing Partner Matthias Mey. Neben den eigenen Produkten gibt’s im Laden auf 140 Quadratmetern auch Produkte u.a. von Falke, Anita, Simone Pérèle, DunD, Pain de Sucre, Watercult und Maryan Mehlhorn.

„Marken müssen neue Geschichten kommunizieren und echte Erlebnisse schaffen, um den Anschluss nicht zu verlieren. Für die jüngeren Zielgruppen muss Markenbindung neu gedacht und anders inszeniert werden. Das heißt: Marken gewinnen, die authentisch sind und gesellschaftliche Verantwortung für die Zukunft übernehmen – und zwar glaubhaft und transparent.“

Tina Jokisch, Geschäftsführerin von Schwitzke & Partner, schreibt in einer Retail-Kolumne über Markenidentität. Sie rät Händlern, mutiger zu sein und ihre Stores authenischer zu gestalten, statt diese nur zu inszenieren. So könnten Geschäfte zu unverwechselbaren Orten werden, an denen man sich wohlfühlt und trifft, um sich mit den Markenverbündeten auszutauschen.

2021 war für viele Mode-, Schuh- und Lederwarenhändler ein verlorenes Jahr, so eine Unternehmerumfrage des Branchenverbandes BTE. Demanch haben im letzten Jahr vier von zehn Händlern ein operatives Geschäftsergebnis erzielt, dass schlechter als minus ein Prozent vom Bruttoumsatz ausfiel (unter Berücksichtigung kalkulatorischer Kosten), bei mehr als einem Viertel betrug der Verlust sogar mehr als fünf Prozent. Bei zehn Prozent der Umfrageteilnehmer war das Ergebnis halbwegs ausgeglichen (+1 bis -1 Prozent) und nur jeder Zweite konnte einen besseren Ertrag erzielen.

Veranstaltungstipps

In den kommenden Wochen gibt’s wieder einige interessante Veranstaltungen für Händler und Onlinehändler. Die meisten Corona-bedingt davon als reine Online-Events. Unsere aktuellen Tipps:

Weitere Veranstaltungen finden Sie in unserem Eventkalender.

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