Autobutler bietet Kfz-Werkstätten eine Online-Plattform zur Auftragsgenerierung.

von Matthias Hell am 16.Dezember 2014 in Local Heroes

Plattform-Modelle wohin das Auge schaut: auch im Kfz-Bereich haben sich Plattformen wie das Werkstattportal von Autoscout24, Drivelog oder Autoservice.com als Anlaufstelle für Autobesitzer etabliert, die sich im Internet eine Übersicht über Service-Angebote vor Ort machen wollen. Autobutler, das erst vor einem Jahr in den deutschen Markt einstieg, geht hier mit dem Verzicht auf Festangebote einen etwas anderen Weg – das aber durchaus mit Erfolg: so steckt der aus Skandinavien stammende Anbieter auch hinter dem neuen Werkstattportal von eBay Motors.

Almir Hajdarpasic ist Geschäftsleiter Deutschland von Autobutler

Almir Hajdarpasic ist Geschäftsleiter Deutschland von Autobutler

Gegründet wurde Autobutler vor vier Jahren im dänischen Kopenhagen, expandierte zügig ins benachbarte Schweden und ist seit rund einem Jahr auch in Großbritannien und Deutschland aktiv. Im Unterschied zu anderen Kfz-Service-Plattformen verzichtet das Unternehmen auf die Darstellung von Festpreisangeboten – allerdings nur ein scheinbares Manko, wie Almir Hajdarpasic erklärt, der für Autobutler das Deutschlandgeschäft leitet: „Bei den Festangeboten stellt sich den Kunden immer die Frage: ‚Welche Werkstatt nehme ich?‘ Bei uns können Kunden dagegen ihr spezielles Problem schildern und erhalten darauf drei spezifische Angebote, aus welchen sie das für sich beste auswählen können.“ Mit dem von Autobutler gewählten Modell sei es zudem auch möglich, komplexere Anfragen zu stellen – schließlich stimme die individuelle Bedürfnislage nur selten mit den von anderen Plattformen vorgegeben fixen Kategorien überein.

Daneben komme Autobutler mit dem stärker individuellen Ansatz auch den Anforderungen der Werkstattbetreiber entgegen. „Die Werkstätten mögen offene Preise in der Regel nicht so gerne, da dabei beispielsweise nicht berücksichtigt werden kann, welche Teile für eine Reparatur verwendet werden“, sagt Hajdarpasic. Bei Autobutler handelt es sich um ein verdecktes Angebotsmodell, d.h. die Werkstätten können bei einem Angebot nicht sehen, mit wem sie konkurrieren und zu welchen Konditionen andere Betriebe den angefragten Service offerieren. „Damit verhindern wir ein gegenseitiges Unterbieten und kommen auch nicht in die Situation, dass man uns ein Preis-Dumping vorwerfen kann“, erklärt der Autobutler-Deutschlandchef. Ohnehin habe man herausgefunden, dass sich 70 Prozent der Nutzer nicht für das günstigste Angebot entscheiden würden. „Für die Entscheidung maßgeblich sind vielmehr Parameter wie die Bewertung und die Nähe der Werkstatt, der angebotene Termin und dann erst der Preis“, so Almir Hajdarpasic.

Zusätzliche Reichweite dank Partnerschaft mit eBay

Autobutler steht hinter dem neuen Werkstattportal von eBay Motors

Autobutler steht hinter dem neuen Werkstattportal von eBay Motors

Meldet sich eine Werkstatt bei Autobutler an – für einen Jahrespreis von 699 Euro zuzüglich 10 Prozent Auftragsprovision – erhält diese Zugang zu einem Online-Dashboard, über welches nicht nur das Management der eingehenden Aufträge möglich ist, sondern auch Einblick gegeben wird in die Kundenbewertungen, die Umsatzstatistik sowie Faktoren, die zum Zustandekommen bzw. Nichtzustandekommen von Aufträgen geführt haben. Almir Hajdarpasic berichtet von einzelnen Werkstätten, die mit Autobutler in sechs Monaten bereits Volumina in Höhe von 20.000 Euro umgesetzt hätten. Zwar gelte es für eine gute Performance, rund eine halbe Stunde pro Tag in die Pflege seines Dashboards zu investieren. Doch würden Werkstattbetreiber, die sich positiv damit auseinandersetzten, mit über das Internet generierten Zusatzaufträgen belohnt.

Die Resonanz der Werkstätten ist ein Jahr nach dem Deutschlandstart von Autobutler beachtlich: wie Hajdarpasic berichtet, sind bei der Plattform bereits knapp 2.000 Betriebe registriert, wobei es sich um eine Mischung von deutschlandweiten Ketten und kleineren Betrieben handle. „Wir haben eine gute Kombination aus Großen und Kleineren und können inzwischen auf fast alle Anfragen drei Angebote liefern“, so der Geschäftsleiter Deutschland von Autobutler. Naturgemäß ist die Anzahl der Nutzerbewertungen auf der vergleichsweise jungen Plattform noch nicht so groß. Doch mit der steigenden Reichweite hofft Almir Hajdarpasic auch hier auf eine zügige Verbesserung. Die im September 2014 gestartete Zusammenarbeit mit eBay Motors – Autobutler steht hinter dem Werkstattportal des Kfz-Marktplatzes – hat der Plattform jedenfalls einen kräftigen Schub verliehen. Dabei handelt es sich um eine klassische Win-Win-Situation: mit seiner Angebotsplattform ergänzt Autobutler das Hardware-Angebot von eBay Motors, gleichzeitig beschert der vielbesuchte Kfz-Marktplatz dem Werkstattvermittler zusätzliche Reichweite. Für den Moment ist eBay klar der stärkste Partner von Autobutler.de, doch kann sich Hajdarpasic für die Zukunft auch die Zusammenarbeit mit weiteren, ähnlich geeigneten Partner vorstellen.

„Kfz-Branche muss noch den Schritt ins Netz vollziehen“

Eines der Werkstatt-Profile auf Autobutler.de

Eines der Werkstatt-Profile auf Autobutler.de

Almir Hajdarpasic, der früher bei Qype gearbeitet hat, stuft die Relevanz einer Vermittlungsplattform wie Autobutler für die Kfz-Branche sehr hoch ein: „In der Branche haben viele noch Öl an der Hand, das sind keine klassischen Onliner.“ Der Markt sei hier bei weitem noch nicht so digitalisiert, wie das beispielsweise bei Hotels der Fall sei. „Die Nutzer sind inzwischen aber sehr wohl dazu bereit, Kfz-Angebote über das Netz zu einzuholen. Wir müssen deshalb der Kfz-Branche dabei helfen, Schritt für Schritt in die digitale Welt zu gehen.“ Dabei gelte es oft, viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Ganz praktisch unterstütze Autobutler Werkstätten aber auch durch Coachings, die das zugehörige Dashboard beispielsweise per Video erklären, aber auch mit Account Managern, die mittels Screensharing die Bedienung von Autobutler zusammen mit den Werkstattbetreibern schrittweise durchgingen.

In den Autobutler-Herkunftsländern Dänemark und Schweden ist das Unternehmen schon einen Schritt weiter und bietet neben der Auftragsvermittlung auch zusätzliche Services für Kfz-Werkstätten an. So gibt es dort beispielsweise ein Tool, mit dem Kfz-Betriebe auf einfache Weise einen attraktiven Online-Auftritt inklusive eigener URL erstellen können. Auf der deutschen Autobutler-Plattform zählen zu den bereits angebotenen Zusatzservices eine Werkstattsuche-Funktion, ein Autobutler-Widget für Werkstatt-Webseiten sowie die Übernahme des Flottenmanagement für gewerbliche Kunden. Ganz im Zentrum steht aber weiterhin die Akquise von qualifizierten Werkstätten für das Auftragsportal. „Wenn die Werkstätten erst einmal sehen, dass über Autobutler.de wirklich Aufträge kommen, verstehen sie auch, dass die damit verbundene zusätzliche Arbeit Sinn macht“, ist sich Almir Hajdarpasic sicher.


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