Brauchen wir Location-based Services an Bahnhöfen?

von Gastautor am 19.Januar 2015 in Trends & Analysen

Svetlana Naperstak DB Deutsche Bahnvon Svetlana Naperstak

Jeden Tag mehr als 16 Mio Kundenkontakte, Verweilzeit, konstante Besucherströme, diverse Kundenbedürfnisse und wiederkehrende Reisende und Besucher – das bieten die rund 5.400 Bahnhöfe in Deutschland. Damit sind sie ideale Orte für Location-based Services – doch wollen unsere Kunden das überhaupt? Und welche Angebote sind für Reisende und Besucher an Bahnhöfen tatsächlich attraktiv und werden angenommen? Um herauszufinden, welche Technologien und Anwendungsfälle relevant sind, testet die Deutsche Bahn in Pilotprojekten diverse Use Cases mit standortbezogenen Diensten.

Das größte Testfeld für Beacon-Technologie

Beacons spielen dabei eine entscheidende Rolle: Das größte Testfeld für Beacon-Technologie in Deutschland ist derzeit am Hauptbahnhof Düsseldorf: Zusammen mit unserem Partner Ströer können seit November 2014 unterschiedliche Anbieter ihre Use Cases an diesem Bahnhof testen. Weitere Anwendungsfälle für die Beacon-Technologie bietet das Themenfeld Loyalty, um die Kunden durch individualisierte Angebote zu binden. Zusammen mit Barcoo haben wir Ende 2014 beispielsweise einen Test am Hauptbahnhof Hannover durchgeführt, bei dem Reisende ausgewählte gastronomische Angebote als Push-Notification auf ihr Smartphone erhalten haben und die Gutscheine direkt am Bahnhof einlösen konnten.

Indoor-Navigation am Bahnhof

Bei der Entwicklung von neuen Ideen und Ansätzen nutzen wir auch die Impulse von außen. Zum Beispiel erproben wir am Zukunftsbahnhof Südkreuz in Berlin mit verschiedenen Kompetenzpartnern innovative Mobilitäts-, Informations- und Energiekonzepte. Im Mittelpunkt steht ein neues Verständnis des Bahnhofs als Drehscheibe für nachhaltige Mobilität. Zu den Maßnahmen, die wir dort pilotieren, gehören zum Beispiel ein intelligentes Stromnetz (Smart Grid) sowie ein elektronischer Wagenstandanzeiger. Für die Indoor-Navigation testen wir auf Basis von WLAN-Technologie die Lokalisierung und Navigation von Reisenden, um sie schnell und einfach durch den Bahnhof zu führen.

Analyse von Reisendenströmen per WLAN

Daneben setzen wir verstärkt auf Innovationsentwicklung gemeinsam mit Startups. Im Jahr 2014 haben wir unser erstes Startup Pitch Event durchgeführt und konnten mit 42reports ein junges und professionelles Team für das Thema Retail Analytics als Kooperationspartner gewinnen. Von diesem Dienst profitieren die Reisenden indirekt: Durch eine anonymisierte WLAN-Suchsignalerfassung können wir als Bahnhofsbetreiber das Angebot am Bahnhof besser an den Anforderungen der Reisenden und Besucher ausrichten. Wann sind tatsächlich die Stoßzeiten und wie sollten die Öffnungszeiten von Läden sein? Kommen die Kunden regelmäßig jeden Tag oder eher einmalig? Um solche Fragen zu beantworten, analysiert 42reports mit Hilfe von WLAN-Suchsignalen anonymisierte Reisendenströme, ohne dabei personenbezogene Daten zu erfassen.

Neue Ideen für Future Shopping

Auch in 2015 setzen wir auf die Kreativität von heutigen und zukünftigen Jungunternehmern und starten am 27. Februar mit einem Startup Weekend zum Thema „Future Shopping“. Wie kann die Zukunft des Einkaufens am Bahnhof aussehen? Welche Dienstleistungen können wir unseren Kunden anbieten, damit sie die Zeit am Bahnhof besser nutzen können? Ideengeber entwickeln in einem Team mit Unterstützung von Mentoren innerhalb von 54 Stunden aus einer Idee ein Geschäftskonzept.

Das Gewinnerteam erhält nicht nur Zugang zu unserem Co-Working Space in Berlin, sondern auch die Möglichkeit bei unserem Pitch Event am 16. April 2015 teilzunehmen. Hier treten bestehende Startups an und pitchen um ihren eigenen Store am Bahnhof. Der Gewinner erhält die einzigartige Möglichkeit, sein Konzept in einem PopUp-Store am Berliner Hauptbahnhof für einen Testzeitraum umzusetzen. Geht das Konzept auf, stehen alle Türen offen für einen bundesweiten Rollout.

Aber wollen unsere Reisenden all diese Dienstleistungen?

Der richtige und spürbare Mehrwert von Location-based Services für Reisende und Besucher an Bahnhöfen ergibt sich erst durch die Kombination diverser Angebote. Wenn ich zum Beispiel als Reisender weiß, dass mein Zug in zehn Minuten kommt, und ich dann ein individualisiertes Angebot für den Kaffee mit Vorbestellmöglichkeit erhalte und auch dorthin navigiert werde – erst dann spüre ich einen echten Vorteil im Hinblick auf Convenience. Das ist heute so noch nicht möglich, doch durch das Testen unterschiedlicher Komponenten kommen wir diesem Ziel einen Schritt näher. Durch die Verbindung einzelner, verschiedener Elemente ergeben sich Vorteile für die Kunden, die wir heute noch nicht gänzlich absehen können. Denn so vielfältig wie die Technologien sind, so vielfältig sind auch die Bedürfnisse unserer Reisenden.

Über Svetlana Naperstak

Svetlana Naperstak ist Projektmanagerin bei DB Station&Service, dem Bahnhofsbetreiber der Deutschen Bahn. Sie beschäftigt sich mit den aktuellen und zukünftigen Anforderungen der Reisenden und ist unter anderem für die Startup-Aktivitäten verantwortlich. Ziel ist es, gemeinsam mit Startups neue und innovative Produkte für die Kunden der DB an den Bahnhöfen zu entwickeln.

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