CEO Christian Macht zur Prioritätensetzung von Rakuten.de im Local-Bereich.

von Matthias Hell am 12.August 2015 in Trends & Analysen

Nur kurz nach dem Bericht von Location Insider über das Bamberg-Portal von Rakuten, ließ die Online-Plattform via Neuhandeln.de unmissverständlich verlauten: Local stelle für den Marktplatzbetreiber keine Priorität dar und erst recht wolle man nicht mit Lokalportalen wie der Online-City Wuppertal konkurrieren. Doch warum eigentlich nicht? Location Insider fragte bei Rakuten.de-Chef Christian Macht nach.

Kein Rakuten für Bamberg, sondern Bamberger Rakuten-Shops für die Welt - darum geht es dem Online-Marktplatz

Kein Rakuten für Bamberg, sondern Bamberger Rakuten-Shops für die Welt – darum geht es dem Online-Marktplatz

„Wir wollen lokale Angebote auch stets mit nationalen und internationalen verknüpfen“, so lautet die zentrale Begründung des Rakuten.de-Chefs zur Distanzierung vom „Local Commerce“. Der Online-Marktplatzbetreiber habe sein Bamberg-Portal im Umfeld eines Zauber-Festivals und einer Jazz- und Blues-Konzertreihe in der Stadt gelauncht. „Wir wollten für das Festival eine sinnvolle Verbindung zwischen Online und Offline bieten: Deswegen haben wir eine Internet-Shoppingwelt mit Läden eingerichtet, die unsere Bamberger Kunden aus der Innenstadt bereits kennen“, erklärt Christian Macht. Dabei handele es sich um Händler, die ohnehin bereits bei Rakuten.de aktiv seien. Lokale Offline-Händler über einen gesonderten Marktplatz ins Netz zu bringen, entspreche dagegen nicht der Ausrichtung der internationalen E-Commerce-Plattform.

Weitergehende On-/Offline-Aktionen wie beispielsweise einen Pop-up-Store nach dem Vorbild des „Inspiration Store“ von eBay habe man deshalb nicht geplant. Wie Mitarbeiter am Rakuten-Sitz in Bamberg durchblicken lassen, will man für die Zukunft aber nichts kategorisch ausschließen. Immerhin sitze mit Favendo der deutsche Beacon-Marktführer am gleichen Ort und habe dieser mit seinem Pilotprojekt im nahen Ertl-Zentrum bereits ein interessantes Beispiel für die Verknüpfung von Online und Offline vorgelegt. Derzeit habe Rakuten.de aber noch andere Prioritäten, darunter vor allem die Einführung der globalen Shop-Plattform RMSg.

Click & Collect als mittelfristiges Thema

Einst Groupon-Manager, heute Geschäftsführer von Rakuten.de: Christian Macht

Einst Groupon-Manager, heute Geschäftsführer von Rakuten.de: Christian Macht

Wie Rakuten.de-Chef Christian Macht berichtet, habe das Anfang Mai gestartete Bamberg-Portal dennoch bereits positive Effekte für den Online-Marktplatz gezeigt: „Es gibt viele Menschen, die gerade erst anfangen, Online-Einkauf zu entdecken. So wächst die Internet-Nutzung zum Beispiel der Über-65-Jährigen besonders stark, und wir sind überzeugt: Gerade diese Kundengruppe dürfte es schätzen, auch im Internet bei ihnen vertrauten Geschäften einkaufen zu können.“

Dieser Aspekt führt dazu, dass Rakuten – ähnlich wie eBay – das Thema Click & Collect mit Interesse beobachtet: „Stationäre Händler haben online ein großes Potential, denn sie sind erfahren, haben täglichen Kundenkontakt und oft schon einen treuen Kundenkreis – damit sind sie gerade für uns eine sehr interessante Zielgruppe, die unsere Werte teilt“, so Macht. Für eine sinnvolle Offline-Online-Verknüpfung sei Click&Collect grundlegend. Allerdings stehe dieses Thema in der Prioritätenliste von Rakuten.de klar hinter der für Anfang 2016 geplanten RMSg-Einführung. Bis dahin gelte: „Man muss man neidlos anerkennen, dass die kleinen, lokalen Marktplätze das zum Teil besser umsetzen als die Großen der Branche.“


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