Checkrobin stößt auf Widerstände.
von Matthias Hell am 09.Juli 2014 in Trends & AnalysenWie viele andere Mobilitäts-Startups stößt nun auch die österreichische Transport-Plattform Checkrobin auf Widerstände. Zum Teil geht es dabei um Opposition aus dem Branchen-Establishment, zum Teil aber auch um Knackpunkte im Geschäftsmodell des Transportdienstes.
Location Insider hatte erstmals im März im Rahmen der Artikelserie Local Heroes über Checkrobin berichtet: Im Einklang mit Share-Economy-Gedanken vermittelt das Startup in Österreich Warentransporte in Privat-PKWs und will sich nach einer Aufbauphase mit privaten Warentransporten künftig auch als Lieferdienst für den Handel positionieren.
Schweres Geschütz gegen Checkrobin hat nun der Sozialdemokratischen Wirtschaftsverband Österreich (SWW) aufgefahren. Laut SWV Vizepräsidentin Katarina Pokorny öffne Checkrobin „Steuerhinterziehung Tür und Tor“. Die Privat-Transporteure zahlten keine Gewerbesteuer und seien auch ohne rechtliche Absicherungen wie Gewährleistung, Haftpflichtversicherung oder Transportversicherung unterwegs. „Die Sache ist ein Skandal und vor allem ein Schlag ins Gesicht der tausenden Kleintransporteure, die ihre Arbeit ordnungsgemäß und unter Berücksichtigung aller gesetzlichen Auflagen verrichten“, so Pokorny gegenüber der Tiroler Tageszeitung.
Damit stößt Checkrobin auf ähnliche Probleme wie z.B. Uber oder WunderCar: Gegen die Limousinen-Dienste gehen regelmäßig Taxifahrer auf die Straße, um auf die angebliche Wettbewerbsverzerrung durch die Apps hinzuweisen.
Problemfälle: Die erste und die letzte Meile
Wie ein aktuelles Porträt über Checkrobin zeigt, scheint zudem das Geschäftsmodell des Startups noch an der einen oder anderen Stelle zu haken. Laut Checkrobin-Gründer Hannes Jagerhofer, sind vor allem die erste und die letzte Meile ein Problem: Wer sich sowieso jeden Tag ins Auto schwinge, wolle nicht gern noch extra Wege auf sich nehmen, um die zur Mitnahme bestimmte Sendung abzuholen bzw. abzuliefern. Mit der Tankstellengruppe OMV will Jagerhofer deshalb ein Konzept für Aufnahme- und Abgabestellen an Tankstellen ausarbeiten.
Der geplante Vorstoß von Checkrobin ins B2C-Geschäft scheint währenddessen nach Plan zu verlaufen: Wie Jagerhofer berichtet, verhandele die Transport-Plattform gerade mit einem Weinhändler aus Süd-Österreich über eine erste Logistik-Kooperation.
Update
Checkrobin-Chef Hannes Jagerhofer hat sich bei Location Insider mit einer Klarstellung zum Thema „erste und letzte Meile“ gemeldet. Demzufolge betrifft die Problematik nur einen Teil der Nutzer der Transport-Plattform:
„Wenn es darum geht, die Berufsfahrer anzusprechen, dann müssen wir flexibler im Bereich pick up und drop down sein. Logisch: Wenn ein Pharmarvertreter zu einem Termin unterwegs ist und im Anschluss gleich den nächsten hat, kann er nicht abholen und zustellen.
Aber bei unseren aktuellen Robins sind 70 Prozent bereit, dies zu tun und auch bereit, dabei einen beachtlichen Kilometeraufwand zu leisten. Es stimmt uns sehr zuversichtlich, gerade dieses Problem – welches viele Logistiker haben – lösen zu können.“
Gut illustriert wird diese Einschätzung von einigen Kennzahlen zur Entwicklung von Checkrobins:
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