Composable Commerce vs. Monolithen ‒ ein Vergleich.
von Florian Treiß am 16.September 2021 in News, Shoptech, Trends & AnalysenHerkömmliche Software-Monolithen wie Magento, SAP oder Oxid verfolgen einen komplett anderen Ansatz als hochmoderner Composable Commerce, der Unternehmen deutlich mehr Flexibilität bietet. Wer einen Wechsel vom alten zum neuen Software-Prinzip erwägt, sollte sich die wichtigsten Unterschiede anschauen.
Wie sind die Systeme aufgebaut?
Software-Monolithen, auch Suites genannt, verstehen sich als Komplettpakete, die sowohl Backend (Code und Datenbank) als auch Frontend (Layout und Design) enthalten, also zum Beispiel die für Endnutzer sichtbare Website oder App. Typischerweise erfolgen Updates nur in größeren zeitlichen Abständen. Zudem wurden monolithische Systeme in der Vergangenheit meist „on premise“ auf eigenen Servern gehostet oder auf dedizierten Miet-Servern. Zwar wandern Monolithen heute in die Cloud, jedoch waren sie dafür ursprünglich nicht konzipiert und haben die Vorteile der Cloud somit nicht verinnerlicht. Außerdem stammen Monolithen aus einer Zeit, wo es primär ein einziges Frontend gab, nämlich die Desktop-Website. Für eine Welt mit weiteren Frontends wie mobile Website, App oder Voice Skill sind Monolithen nicht geschaffen.
Bei Composable Commerce sind Backend und Frontend hingegen voneinander getrennt. Somit konzentriert sich das Backend als technisches Rückgrat einer Commerce-Plattform auf die Verarbeitung, Speicherung und Verwaltung von Daten. Die Ausgabe und Darstellung der im Backend hinterlegten Inhalte und Daten erfolgt hingegen über ein oder mehrere getrennt davon entwickelte Frontends wie den klassischen Desktop-Webshop, App, Voice Skill oder auch ein Connected Car. Dabei gliedert Composable Commerce die Funktionen in unterschiedliche, cloud-native Microservices auf. Unternehmen, die eine Composable-Commerce-Strategie verfolgen, können Microservices unterschiedlichster Anbieter über APIs als Bindeglied kombinieren. Diese einzelnen Microservices können jederzeit unabhängig voneinander (weiter-)entwickelt werden, was schnelle Updates ermöglicht, die problemlos täglich durchgeführt werden können.
Für wen eignet sich welcher Ansatz?
Ein Monolith ist vor allem für kleinere Unternehmen interessant, für die Standard-Funktionen vollkommen ausreichen. Soll ein monolithisches System individuell an die Bedürfnisse eines Unternehmens angepasst werden, so geht dies nur mit umfassendem IT-Know-how und Entwicklern, die die Programmiersprache des jeweiligen Systems beherrschen. Anpassungen von Monolithen können insofern schnell zur Kostenfalle werden, da hierfür umständlich Workarounds entwickelt werden müssen.
Composable Commerce auf Basis seiner MACH-Architektur bietet sich demgegenüber vor allem für größere Unternehmen (= Enterprise-Bereich) an, die komplexe Business-Logiken abdecken und dabei oft mit unterschiedlichen Marken in mehreren Ländern agieren und womöglich sowohl den B2B- als auch B2C-Bereich abdecken. Headless-basierte Software, Kernstück einer Strategie für Composable Commerce, bietet zudem einen höheren Freiheitsgrad bei der Entwicklung und mehr Flexibilität.
Was kostet wieviel?
Ein Monolith ist ein Komplettpaket, für das man komplett zahlt, auch wenn man gar nicht alle Funktionen benötigt. Das ist also ähnlich, wie wenn man beispielsweise ein komplettes Office-Paket kauft, aber eigentlich nur Word benötigt, aber kein Excel, Powerpoint und Co. Außerdem lauern hierbei oftmals versteckte Kosten, nämlich in Form von IT-Personalkosten für meist sehr umständliche Anpassungen sowie Wartungsarbeiten z. B. bei Systemausfällen oder Upgrades.
Bei Composable Commerce zahlen Unternehmen gemäß der „Pay-For-Use“-Philosophie nur für die Microservices, die sie auch tatsächlich nutzen. Hinzu kommen auch hier die Personalkosten fürs IT-Team, das die verschiedenen Microservices auswählt, anpasst, miteinander verbindet und womöglich um Eigenentwicklungen ergänzt. Unternehmen, die auf Composable Commerce setzen, haben zugleich bessere Chancen, talentierte Entwickler für sich zu gewinnen, die lieber mit Innovationsgeist ihr eigenes Commerce-Setup zusammenstellen wollen, als mit einem unflexibel und womöglich auch technologisch veralteten Monolithen zu arbeiten.
Lesetipp
Dieser Beitrag erschien zuerst in unserem Whitepaper „Composable Commerce“, das wir von Location Insider mit freundlicher Unterstützung von commercetools erstellt haben. Erfahren Sie darin, warum und wie erfolgreiche Brands mit Composable Commerce ihr individuelles Commerce-Setup aus den besten Lösungen am Markt (“Best-of-Breed”) zusammenstellen, um ihre Kundinnen und Kunden noch individueller anzusprechen.
Die weiteren Themen des Whitepapers „Composable Commerce“ im Überblick:
- Umfrage: Die wichtigsten Technologietrends im Digital Commerce
- Erfolgsstories von CHRONEXT, flaconi und Flaschenpost (CH)
- Interview mit Wolford-Manager Rainer Knapp zu Composable Commerce
- Hands-on: Wie der Systemwechsel zu Composable Commerce gelingt
- Wie die MACH Alliance das Thema Composable Commerce vorantreibt
- Glossar mit den wichtigsten Begriffen rund um Composable Commerce
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