Der Showroom für die Digitalisierung am POS im Rückblick.

von Gastautor am 21.Mai 2015 in Trends & Analysen

Was bleibt übrig vom Internet World Shop?

Von Kevin Besthorn & Christiane Richters

Kevin Besthorn e-matters„Den Laden der Zukunft erleben“, mit diesem Konzept wartete der Branchentreff Internet World vor kurzem auf Fachbesucher aus dem Einzelhandel, die Inspirationen für die Digitalisierung des Ladengeschäfts bekommen sollten. Was im Oktober 2014 mit dem Inspiration Store bereits von eBay, Metro Group und PayPal in Bremen umgesetzt wurde, sollte nun im Kleinformat für Messebesucher fortgesetzt werden. Anbieter von e-Commerce Technologien und Software wie hybris, OXID e-Sales und e-matters zeigten neue Möglichkeiten des Einkaufens: angefangen von Beacons über Einkaufen mit der Datenbrille, ein interaktives Weinregal, das nach einem kurzen Fragebogen alle Ergebnisse blinken lässt, die zum eigenen Geschmack passen, bis hin zur digitalen Umkleidekabine und QR-Code Shopping, Click & Collect und mobilen Kassenlösungen und Verkaufsunterstützungen.

Fazit aus Theorie und Test: Omnichannel ist für Kunden gelebte Realität

Stand von e-matters auf der Internet World II„Händler müssen kanalübergreifend präsent sein“, dieses Fazit schloss Metro-CEO Olaf Koch aus dem Testprojekt Inspiration Store. Die Kundenerwartungen seien in den letzten Jahren enorm gestiegen und setzen ein nahtloses Einkaufserlebnis voraus. Auch wenn im Abschlussbericht konkrete Zahlen und die Fortsetzung des Projektes ausbleiben, steht unter dem Strich eine positive Bilanz für den Inspiration Store.

Dass der Kunde in seinen Erwartungen und Verhalten dem Handel vorauseilt belegen verschiedene Studien. So untersuchte Fittkau & Maaß im Auftrag der Messe vorab die Akzeptanz der Digitalisierung am POS und misst dem eigenen Smartphone beim Einkaufsbummel besondere Bedeutung zu. Kunden wollen sich darüber informieren, Produkte vergleichen, mobil bezahlen, etc. Doch wie sieht der Praxistest aus?

Local Commerce trifft auf Münchner Traditionshandel

Im Rahmen der Internet World gaben vier e-Commerce Verantwortliche vom Marienplatz (Ludwig Beck, Lodenfrey, Sport Schuster und Bettenrid) in einer Diskussionsrunde Auskunft über den Stand der Dinge. Ludwig Beck hat den Weg entsprechend des Studienergebnisses antizipiert und setzt auf Mobile Shopping. „Smartphone first“, lautet das Motto und wird durch ein exklusiv im Online-Shop erhältliches Sortiment an Beauty-Artikeln umgesetzt. Einkaufen über Smartphone, das Erfolgskonzept bescherte dem Unternehmen ein Umsatzwachstum von 135% im vergangenen Jahr.

Die im Internet World Shop vorgestellte Beacon-Technologie bewertete der e-Commerce Experte von Lodenfrey, Ralf Mager: „Unsere Kunden sind dermaßen mit ihrem Smartphone verheiratet, dass wir in diese sensible Beziehung keine Nachricht hineinpushen wollen – selbst wenn der Kunde freiwillig eine App installiert“.*

Auf den Mehrwert kommt es an

Es ist also nicht alles Gold was glänzt. Wo im Moment die Neugier, der Spieltrieb oder auch der Argwohn die Messebesucher an den Stand des Internet World Shops zieht und die Presse zum Berichten einlädt, wird im tatsächlichen Laden nur das Einzug halten, was dem Kunden einen tatsächlichen Mehrwert bringt. „Es darf die emotionale Kaufentscheidung nicht durch komplizierte Prozesse in den Hintergrund treten“, erklärt Fabian Goehler, Geschäftsführer der Online-Sparte bei Ludwig Beck.

Wie steht es um den Mehrwert für den Händler? Für die Münchner Schickeria spiegelt sich die Verzahnung von on- und offline nicht immer in steigenden Zahlen wieder. Zunächst ist es ein Muss, um das zukünftige Klientel an sich zu binden. In einem Gespräch mit Christiane Hoss-Nurminen von Bettenrid wird schnell deutlich: „Um Multichannel voll ausspielen zu können, brauche ich zum einen einen integrierten Software-Ansatz, der mir durchgängige Daten vom Online-Shop über die Warenwirtschaft bis zur Kasse beschert. Zum anderen sind wir alle Traditionshäuser, da dürfen die Mitarbeiter nicht auf der Strecke bleiben.“ Ein echter Mehrwert ergibt sich also nur, wenn die Integration auf technologischer und menschlicher Ebene gelingt.

Im Gespräch mit dem Einzelhandel

Als Mitaussteller am Stand überraschte uns der Weitblick vieler Händler. Angezogen von einer Datenbrille oder blinkenden Weinflaschen gingen die Besucher in den über 100 Gesprächen mit uns weit über InStore-Features hinaus und landeten schnell bei einem Thema: Egal ob man es Multichannel, Omnichannel oder Cross Channel nennt, die Umsetzung einer zentralen Datenbasis als Voraussetzung für eine vernetzte Auswertung und personalisierte Aktionen bleibt nach wie vor eine große Herausforderung. Vielleicht wurden deshalb schon so viele Wörter in der Zwischenzeit kreiert, weil die Idee und die Erwartung des nahtlosen Einkaufens immer noch zu oft nicht Praxis geworden ist.

Über Kevin Besthorn

Kevin Besthorn ist Gründer und Geschäftsführer von e-matters, Software-Hersteller und Dienstleister für anspruchsvolle e-Commerce Projekte. Mit der eCommerce Suite bietet e-matters eine umfassende Software, die den Händler entlang der gesamten Wertschöpfungskette unterstützt, vom reinen Online Shop, zur Bestellabwicklung und Lagerhaltung, Versand und Buchhaltung bis in die Filiale hinein.

*Die Zitate der Münchner Traditionshäuser entstammen zum großen Teil einem Live-Bericht von Kristina Schreiber


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