Die Edeka-Ladenkette Simmel führt Wlan ein und testet Mobile Payment.
von Christian Bach am 02.November 2015 in Highlight, News, Payment, Trends & AnalysenVoll digital: Die regionale Edeka-Ladenkette Simmel führt aktuell Wlan in allen 20 Filialen ein. „Die Hot-Spots werden jetzt in unseren Märkten freigeschaltet. Dresden ist einer der ersten Märkte“, erklärt Geschäftsführer Peter Simmel gegenüber Location Insider. Daneben testet der Lebensmittelhändler auch Mobile Payment. Das Unternehmen will Kunden flächendeckend mobil bezahlen lassen, „wenn es so funktioniert, dass es vertretbar ist“, sagt Simmel. Der Einzelhandelsunternehmer führt die gleichnamige Edeka-Kette mit 20 Supermärkten in Bayern, Thüringen und Sachsen. Darunter sind Märkte in München und Dresden sowie der Stammsitz Chemnitz, wo Peter Simmel bereits 1990 seinen ersten Supermarkt eröffnete.
Neuer Markt, neue Möglichkeiten
Erst im Juli 2015 öffnete der neueste Edeka Simmel im Erdgeschoss des DVB-Hochhauses in Dresden seine Pforten. Die Filiale gehört intern zu den Vorreitern in Sachen Digitalisierung. Kunden können dort Produkte mit einem speziellen mobilen Gerät namens Simmel Shopper scannen und sich die vollständige Summe ihrer ausgesuchte Waren anzeigen lassen. Ein erneutes Auspacken der Einkäufe an der Kasse ist bei Benutzung von Simmel Shopper nicht mehr nötig, sondern an der Kasse muss nur das Gerät vorgezeigt werden.
Für den Checkout können Kunden zudem eine der sogenannten Selbstzahlerkassen nutzen. „Wir haben diese Selbstzahlerkassen schon seit zehn Jahren mit großer Beliebtheit im Einsatz, zum Beispiel in unseren bayerischen Märkten. Zwischen 5 und 30 Prozent der Kunden nutzen diese durchschnittlich. Das ist je nach Markt unterschiedlich. In unserem Markt München Einsteinstraße stehen jetzt acht Selbstbedienungskassen und diese sind enorm beliebt“, erklärt Peter Simmel.
Digitale Hürde I: Mobile Payment
An diesen neuartigen Kassen sollen zukünftig auch Dresdner Kunden mobil per Smartphone bezahlen können. Die Option ist bereits vorhanden, aber noch nicht freigeschaltet, wie ein Selbstversuch von Location Insider gezeigt hat. Ist diese Funktion nutzbar, benötigen Kunden dafür die Edeka-App. Denn Simmel bietet selbst keine eigene App an – warum auch. In der App des Lebensmittelhändlers müssen Nutzer die Option für Mobile Payment dann aber erst noch mit zwei Codes freischalten. Dafür erhalten sie einen Code per SMS, was problemlos funktioniert. Auf den zweiten Code müssen sie aber mehrere Tage warten, denn diesen erhalten sie im Verwendungszweck per Bank-Überweisung. Dieses System scheint zwar sicher zu sein, aber gerade bei einer Registrierung übers Wochenende warten Kunden einfach viel zu lang. Mobile Payment – und dazu gehört auch die entsprechende Anmeldung– sollte hingegen schnell und unkompliziert funktionieren. Peter Simmel sagt gegenüber Location Insider dazu, dass sein Unternehmen Mobile Payment immer noch testet und fügt hinzu: „Es gibt dazu keinen festen Terminplan, weil es bei uns nicht oberste Priorität hat.“
Nutzer anderer Lösungen fürs mobile Bezahlen kommen bei Simmel übrigens noch nicht sehr weit: mpass von O2 funktioniert zum Beispiel nicht, obwohl schon NFC-fähige Kassen vorhanden sind. Denn zukünftig müssen Kunden an den Kassen ihre PIN von der Edeka-App eingeben, um mobil zahlen zu können. Diese fehlt mpass-Nutzern natürlich.
Wenn schon nicht per Smartphone, so funktioniert wenigstens das kontaktlose Bezahlen per Kreditkarte – und das auch richtig schnell. In unserem Test hat es mit der Karte der Deutschen Kreditbank funktioniert. Bei einem Warenwert von unter 25 Euro müssen Kunden dafür nicht einmal eine PIN eingeben oder unterschreiben. Sie halten einfach ihr Karte an das Kassensystem, schon ertönt ein Geräusch und fertig ist der Checkout.
Digitale Hürde II: Kundenkarte
Die Digitalisierung ist bei dem Simmel-Markt in Dresden zwar schon weit vorangeschritten, eine zweite Hürde müssen Kunden für die vollständige Nutzung des mobilen Scanners „Simmel Shopper“ aber noch nehmen: Denn Kunden müssen eine Simmel-Kundenkarte noch schriftlich beantragen. Diese bringen dem Unternehmen zufolge einige Vorteile mit sich:
- bequemes, bargeldloses Bezahlen (für Einkäufe ab 1 Cent)
- sichere Konto-Abbuchung
- 1% Vergütung auf alle Einkäufe
- die Kundenkarte ist kostenlos
- Zusatzkarten sind möglich
- Akzeptanz bei Einkauf und Lieferservice
- besondere Überraschungen
Kunden können die mobilen Scan-Geräte inzwischen nur noch mit der Simmel-Karte nutzen. Nach der Eröffnung in Dresden lagen zeitweise noch Test-Karten aus, aber nur, um Interessenten zur Nutzung zu animieren. Denn „geschätzt 3 bis 5 Prozent der Kunden nutzen diese Scanner“, sagt Simmel und fügt hin: „Es gibt Fans, aber es sind noch zu wenig. Wir hatten aber auch Startprobleme, welche manche Kunden verunsichert haben. Jetzt läuft es stabil und wir planen weitere Märkte auszurüsten.“
Hinzu kommt, dass Kunden an den Kassen ohne Mitarbeiter immer noch Unterstützung benötigen. Dabei geht es nicht nur Neukunden so, sondern auch denen, die alltäglich ihren Einkauf bei Simmel tätigen. Der Grund: die mobilen Geräte können nicht alle Produkte scannen. „Obst, Gemüse und Backwaren müssen noch nacherfasst werden müssen. Hier arbeiten wir an Lösungen. Aber es geht auch darum, eine visuelle Endkontrolle zu haben“, erklärt der Simmel-Geschäftsführer.
Digitale Preisschilder
Im Gegensatz zu Mobile Payment und Kundenkarte funktionieren die digitalen Preisschilder bei Simmel dagegen problemlos. Das Handelsunternehmen nutzt diese schon flächendeckend, wie Peter Simmel gegenüber Location Insider sagt. Auf die Frage, wie oft Simmel denn mit den digitalen Preisschildern pro Tag die Preise ändert, antwortet: „Wir ändern nie die Preise. Frequenzänderungen für Rohertragssteigerungen zu nutzen ist für uns tabu. Unser Ziel beim Einsatz der digitalen Preisschilder war das Vertrauen der Kunden zu festigen, weil damit jeder Preis am Regal mit dem in der Kasse übereinstimmt. Ihr Gedanke würde jegliches Vertrauen zerstören – das Vertrauen unserer Kunden ist für uns überlebenswichtig!“ Demnach ändert Simmel die Preise tagsüber nicht. „Unsere Preise sind fest, außer der Lieferant ändert den Einkaufspreis“, erklärt der Geschäftsführer. Die Preise werden dabei immer zentral gesteuert, außer der Markt macht aufgrund hoher Bestände bei Obst oder Gemüse einen Sonderpreis.
Simmel in der Zukunft
Neben diesen Innovationen plant der Peter Simmel vorerst keinen Einsatz weiterer Technologien und Services wie Lieferdienste, Same Day Delivery, Click & Collect, Beacons oder Mobile Couponing. „Erstmal müssen wir das, was jetzt vom Kunden angenommen wird, optimieren und in den Märkten einsetzen, wo es Sinn macht“, sagt Simmel. Auch ein zentraler Onlineshop sowie eine Expansion ist in Dresden noch nicht geplant: „Jetzt muss erstmal der erste Markt zum Laufen kommen. Da rechnen wir drei Jahre – vorher wird nichts passieren“, erklärt Simmel.
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