Die wichtigsten Technologietrends im Digital Commerce.

von Florian Treiß am 26.August 2021 in News, Shoptech, Trends & Analysen

Für unser neues Whitepaper „Composable Commerce“ haben wir IT-Experten gefragt: „Worin sehen Sie aktuell die wichtigsten Trends in der E-Commerce-Technologie?“ Herausgekommen sind spannende Antworten, die unterstreichen, dass der Digital Commerce heute enorm komplex ist und führende Unternehmen zunehmend auf APIs, Cloud und Headless-Technologien setzen.

Stephan Esch, CTO der freenet AG

Waren Online-Shops vor ein paar Jahren eher Kataloge mit Bestellmöglichkeit, sind sie heute komplexe Gebilde, die eine Vielzahl von Informationen und Funktionalitäten unterstützen müssen. Zwei Trends treiben diese Entwicklung maßgeblich voran:

Zeitlich beschränkte, Traffic-intensive Kampagnen bedingen oft eine deutliche erhöhte Last für das System. Mit Cloud-basierten Services, die nur für die Dauer der Aktionen integriert und bezahlt werden müssen, lassen sich beliebig skalierbar Landingpages oder Microsites erstellen. Neben der Bereitstellung von Inhalten kommen Cloud-basierte Datenbanken zum Einsatz, die ohne langwierige Konfiguration Millionen Anfragen z. B. zum Black Friday beantworten können.

Daneben werden Angebote verstärkt von redaktionellen Inhalten flankiert. „Headless“ Content-Management-Systeme, die eine Entkopplung von Code und Content ermöglichen, sind deshalb auf dem Vormarsch. Sie ermöglichen einen deutlich vereinfachten Workflow durch die programmatische Einbindung der Inhalte.

Florian Wezel, Head of IT bei Bergfreunde.de

Den interessantesten und wichtigsten Trend im E-Commerce sehe ich in der immer stärkeren Verbreitung von Headless-Technologien. Wenn man die Maxime „mobile-first“ umsetzen will, geht es fast nicht mehr ohne, denn „mobile“ umfasst zukünftig ja längst nicht mehr nur das Smartphone, sondern auch Voice-Kanäle wie z. B. Alexa oder IoT-Anwendungen. Auch Bespoke Customer Experience z. B. in Form von In-Store-Experience-Online-Anwendungen über Videos oder 360° Viewer sind ein Trend der Zukunft, denn sie erlauben ein noch intensiveres und besseres Kundenerlebnis im Shop. Auch KI-basierte Business-Intelligence-Anwendungen sehe ich auf dem Vormarsch: Unter Nutzung solcher Daten kann das Einkaufsverhalten noch besser analysiert, verstanden und systematisch darauf reagiert werden. Werbebotschaften beispielsweise können zielgerichteter ausgespielt und dadurch Kosten gespart werden. Last but noch least sehe ich auch einen Trend hin zu mehr Umweltbewusstsein: Immer mehr Unternehmen entscheiden sich bewusst für die Reduzierung ihres CO2-Abdrucks ‒ auch in der IT. So können Rechenzentren z. B. mit Öko-Strom betrieben werden und auch die Qualität des Codes hat einen Umweltaspekt: Wenn man als Software-Entwickler sauberen Code programmiert, der keine unnötigen Passagen beinhaltet, spart das nicht nur Ladezeit, sondern auch Strom und damit CO2.

Adrian Goller, E-Commerce Analyst bei Eterna

Personalisierung
Das Thema Personalisierung gehört nach wie vor zu den Top-Themen ‒ auch in 2021. Hierfür ist eine clevere Verzahnung der gesammelten Daten mit einer gezielten Ansprache der Kund*innen am jeweiligen Touchpoint nötig. Ein klassisches DWH und Big-Data-Technologien sind dabei wichtige Erfolgsfaktoren, jedoch lässt sich auf Basis von aggregierten oder Durchschnittsdaten nur schwer personalisieren. Die Verarbeitung hin zu Smart Data ist also das entscheidende Element. Erst dadurch können die gesammelten Daten für bestimmte Use Cases nutzbar gemacht werden. Data Mining und Machine Learning sind hierbei wichtige Trends, die man im Auge behalten sollte.

Datenschutz
Gleichzeitig bleibt aber auch das Thema Datenschutz ein wichtiges E-Commerce-Thema, vor allem im Hinblick auf das Marketing. Browser wie Firefox und Safari blockieren bereits standardmäßig Third Party Cookies. Sobald Google mit Chrome in 2022 nachzieht, werden Drittanbieter-Cookies de facto obsolet. Damit muss sich das Tracking von Web- und Desktop-Kampagnen grundlegend ändern. Für Marketers gilt es also Entwicklungen und Initiativen im Web-Tracking genau im Auge zu behalten und frühzeitig ihre Hausaufgaben zu erledigen. Server-side Tracking und Cookieless Solutions werden an Bedeutung gewinnen. Auch die weiteren Entwicklungen innerhalb der Privacy-Sandbox-Initiative von Google mit Trust-Token-APIs und der Einordnung von Nutzer*innen in Kohorten (FLoC) sind sehr vielversprechend.

Omni- & Social Commerce
Der Point of Interest wird immer mehr zum Point of Sale ‒ die Corona-Pandemie hat diesen Trend sogar noch beschleunigt. Im Idealfall können Kund*innen also genau in dem Moment kaufen, in dem ihr Kaufverlangen geweckt ist.
So finden zum Beispiel immer mehr Käufe direkt über Social-Media-Plattformen wie Facebook, Instagram oder Pinterest statt. Social Commerce holt Kund*innen also ab und begleitet sie von der ersten Inspiration, über eine mögliche Beratung bis hin zum finalen Kauf ‒ gebündelt an einem Ort.
Eine starke digitale Basis durch die Integration und Anbindung von Shop-, ERP- und PIM-Systemen ist die ideale Grundlage, um mögliche Touchpoints in eine umfassende und kundenzentrierte Omni-Commerce-Strategie einzubinden.

Matthias Steinforth, Geschäftsführer der Digitalagentur kernpunkt

Wir befinden uns in einer neuen Phase der Technologien für Digital Commerce: Wer heute, im Wettbewerb mit Amazon & Co. bestehen möchte, muss hierfür die besten Werkzeuge am Markt nutzen, um technologisch und im Bereich der User Experience aufzuschließen. Hierfür bedarf es einer Best-of-Breed Strategie: Ob Commerce-Technologie, Suche, Personalisierung, Promotion Engine oder CMS ‒ nur die Kombination passender und spezialisierter Tools erlaubt es, im Wettkampf zu bestehen.

Hierbei spielt MACH als technologischer Ansatz eine entscheidende Rolle: Microservices, APIs, Cloud und der headless-Ansatz erlauben es, moderne Commerce-Plattformen für alle relevanten Touchpoints zu entwickeln und im Rahmen einer Best-of-Breed-Strategie miteinander zu verknüpfen. So kann eine innovative, kundenzentrierte User Experience entwickelt werden, die skalierbar in allen Dimensionen ist.

Felix Schirl, Gründer und CEO trbo

Die Devise lautet Customer First! Hier gibt es aktuell spannende Entwicklungen. So z. B. die Umstellung auf Cookieless/Server­Side-Tracking. Die DSGVO und neue Browser-Settings benötigen eine konforme Tracking-Lösung. Auch beobachten wir mehr Interesse an Headless-Integrationen. Die direkte Kommunikation von Backend-Systemen ist sehr stabil und schnell. Ihr wichtigster Vorteil liegt in einem weiteren Trend begründet: Shopbetreiber möchten die Hoheit über ihre Kundendaten zurückgewinnen/behalten. Hier entscheidet der Shopbetreiber, welche Daten weitergegeben werden und hat die volle Kontrolle über Kundendaten.

Ihr Nachteil: Sie sind weniger flexibel und ressourcenintensiver. Auch Testing-Technologien entwickeln sich weiter: Der Trend geht hin zur dynamischen Verbindung von Testing und Personalisierung. Denn künftig wird es nicht mehr nur DEN einen Gewinner geben, sondern verschiedene Sieger für unterschiedliche Zielgruppen ‒ je nachdem welche Variante für welche User am geeignetsten ist.

Felix Härtig, Tech Lead bei eCube

Schnelligkeit und Flexibilität sind für die Umsetzung digitaler Projekte und in den GTM-Strategien neuer Services oder Produkte entscheidender denn je. Besonders im E-Commerce bilden hierfür modulare und servicebasierte Architekturen ganz im Sinne des Composable Commerce eine wichtige Grundlage. Unzählige Tools und Cloud Services für die Themen Hybrid Commerce, Voice Commerce und Social Commerce, aber auch für das Product Information Management prägen dabei den Markttrend ‒ die große Auswahl macht eine Unterscheidung schwierig und kann für Verwirrung sorgen. Umso wichtiger sind erfahrene Dienstleister wie wir von eCube, die ihren Stack und die Beratungen stetig am Markt ausrichten und einen Kompass durch den Tech-Jungle bieten können.

Lesen Sie im zweiten Teil unserer Umfrage Stimmen von Daniel Barthelmes (Bereichsleiter E-Commerce Solutions & Technology bei OTTO), Thomas Gottheil (Gründer und CEO von Frontastic) und weiteren Shoptech-Experten.

Lesetipp

Diese Umfrage erschien zuerst in unserem Whitepaper „Composable Commerce“, das wir von Location Insider mit freundlicher Unterstützung von commercetools erstellt haben. Erfahren Sie darin, warum und wie erfolgreiche Brands mit Composable Commerce ihr individuelles Commerce-Setup aus den besten Lösungen am Markt (“Best-of-Breed”) zusammenstellen, um ihre Kundinnen und Kunden noch individueller anzusprechen.

Die weiteren Themen des Whitepapers „Composable Commerce“ im Überblick:

  • Composable Commerce statt „All-in-One“
  • Erfolgsstories von CHRONEXT, flaconi und Flaschenpost (CH)
  • Interview mit Wolford-Manager Rainer Knapp zu Composable Commerce
  • Hands-on: Wie der Systemwechsel zu Composable Commerce gelingt
  • Wie die MACH Alliance das Thema Composable Commerce vorantreibt
  • Glossar mit den wichtigsten Begriffen rund um Composable Commerce

Gratis-Anforderung des Whitepapers „Composable Commerce“:

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