Digitalisierung im Möbelhandel – verändern oder verdrängen?

von Matthias Hell am 07.Juli 2015 in Trends & Analysen

Ein Drittel aller stationären Möbel- und Einrichtungsgeschäfte ist in den kommenden fünf Jahren durch die Digitalisierung von der Schließung bedroht, so das ECC Köln und die Beratung Mücke, Sturm & Company in einem gemeinsamen Thesenpapier. Doch verdrängen Online-Händler wirklich stationäre Einrichtungshäuser? Oder bietet die Digitalisierung auch Chancen für die Stationären?

Wie überall im Einzelhandel stellt sich auch im Möbelbereich die Frage, ob sich die stationären schnell genug modernisieren. Start-ups wie Store Analytics bieten dazu aber bereits die nötige Technologie

Wie überall im Einzelhandel stellt sich auch im Möbelbereich die Frage, ob sich die Stationären schnell genug modernisieren. Start-ups wie Store Analytics bieten dazu aber bereits die nötige Technologie

In dem Thesenpapier mit dem Titel „Digitalisierung im Möbelhandel: Umwälzende Veränderungen bis 2020“ (Link zum PDF) prognostizieren ECC Köln und Mücke, Sturm & Company, dass der bisher noch geringe Online-Umsatz mit Möbeln bis 2020 weiter steigen wird – auf bis zu 14 Milliarden Euro. „Die Digitale Transformation trifft nun auch den Möbelhandel mit voller Wucht. Es werden nur Möbelhändler mit einer umfassenden Digitalstrategie überleben, deren Angebot für den Kunden das Beste aus dem stationären und digitalen Handel kombiniert“, erklärt Achim Himmelreich, Partner bei Mücke, Sturm & Company.

Überleben würden laut der Studie nur diejenigen Händler, die sich konsequent an Wünschen und Anforderungen der Konsumenten ausrichten. So informierten sich bereits vier von zehn Konsumenten in einem Online-Shop, bevor sie Möbel oder Wohnaccessoires in einem stationären Geschäft kaufen. Händler sollten deshalb Konsumenten in ihrer kanalübergreifenden Customer Journey unterstützen und ihnen an jedem Touchpoint einen Mehrwert bieten. „Händler müssen da sein, wo ihre Kunden sind – nicht anders herum. Zukünftig wird es für Möbelhändler entscheidend sein, den Kunden auch am finalen Einsatzort der Einrichtungsgegenstände – nämlich zu Hause – zu inspirieren und zu informieren“, so Kai Hudetz, Geschäftsführer des IFH Köln.

Die Gegenbewegung: Möbel-Onliner gehen offline

Der Online-Händler Fashion For Home betreibt bereits sieben stationäre Showrooms

Der Online-Händler Fashion For Home betreibt bereits sieben stationäre Showrooms

Wenn auch die Stoßrichtung des Thesenpapiers ohne Frage richtig ist, besteht doch Grund zur Skepsis im Hinblick auf Geschwindigkeit und Tiefe des Wandels der Möbelbranche. Denn gerade das Einrichtungsgeschäft stellt Pure-Online-Anbieter vor eine Reihe von Herausforderungen. Diese reichen vom Bedürfnis der Kunden nach dem haptischen Erleben der Möbel über die schwierige Logistik bis hin zur Gestaltung der Retourenproblematik. Aus dieser Überlegung hat beispielsweise die ursprünglich reine Online-Möbelmarke Fashion For Home inzwischen sieben Showrooms eröffnet. „Dank der Showrooms erreichen wir heute Warenkorbwerte, die für uns vor drei Jahren noch nicht möglich waren“, so Unternehmens-Chef Marc Appelhoff im Local Heroes-Bericht von Location Insider.

Gleichzeitig bietet die Möbelbranche eigentlich ein ideales Experimentierfeld für eine mittels Digitalisierung verbesserte Kundenerfahrung. Welche Mehrwerte Beacons, Einkaufs-Apps und sogar Apple Watch für die Servicequalität eines Einrichtungshauses bieten können, zeigt das Technologie-Start-up Store Analytics, über das wir bereits mehrmals berichteten. Gut denkbar ist also, dass der Online-Wettbewerb die letzte Stunde bereits angeschlagener Möbelhaus-Oldtimer beschleunigt – aber auch gleichzeitig innovative stationäre Anbieter die Markteintrittsbarrieren für E-Commerce-Unternehmen in dem Bereich erhöhen.


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