ECE startet Same Day Delivery und plant standortbasierte Dienste für die Altmarkt-Galerie Dresden.
von Christian Bach am 25.September 2015 in Highlight, News, Trends & AnalysenDigitale Revolution: Der Shoppingcenter-Betreiber ECE managt aktuell 196 Shopping-Center – eines davon steht in Dresden. Nun bietet das Hamburger Unternehmen Same Day Delivery in der Altmarkt-Galerie Dresden an und plant verschiedene standortbasierte Dienste für das Einkaufszentrum, wie ECE-Manager Sebastian Baumann gegenüber Location Insider bestätigt.
Shopping without the Schlepping
ECE testet taggleiche Lieferungen bereits in drei eigenen Malls in Essen, Frankfurt und Stuttgart. Seit 22. September können sich auch Kunden in Dresden ihre Einkäufe nach Hause liefern lassen. Der Shoppingcenter-Betreiber arbeitet für diesen Service mit Liefery zusammen. Das Frankfurter Expressliefer-Startup wagt seit Juli dieses Jahres die Eigenständigkeit jenseits der Lufthansa-Gruppe. ECE nennt den neuen Lieferservice halb deutsch, halb englisch „Shopping without the Schlepping“. „Der Kunde gibt dafür seine Tüten – maximal fünf Stück – bis 18 Uhr am sogenannten ‚Drop-Off-Point‘ im Center ab, hinterlässt eine Wunschlieferadresse und bekommt die Ware für nur 6 Euro taggleich zugestellt“, erklärt Baumann. Als Projektmanager der ECE Future Labs ist er für Innovationen im Bereich Center-Management verantwortlich. Liefery stellt die Einkäufe am gleichen Tag zwischen 19 und 21 Uhr zu. Ein Tipp für müde Kunden: Wie groß die Einkaufstüten sein dürfen, wird nicht beschrieben. Gerade für große Produkte, Kunden mit dem nötigen Kleingeld und Touristen, die die Einkäufe nicht den ganzen Tag tragen wollen, bietet sich der Lieferservice an. Bereits im Oktober 2014 hat Joanna Fisher, ECE-Geschäftsführerin für den Bereich Center-Management, taggleichen Lieferungen einen hohen Stellenwert beigemessen: „Ich bin davon überzeugt, dass Services wie Same Day Delivery eine wesentliche Rolle im Handel der Zukunft einnehmen werden. Es ist dabei gerade für den stationären Handel eine große Chance, weil er viel näher am Kunden ist. Wenn gerade die großen Filialisten ihre Ladengeschäfte auch als dezentrale Logistikzentren verstehen, haben sie einen großen Vorteil gegenüber den Online-Händlern mit ihren Zentrallagern.“
Wegeleitsystem und Google Maps
Neben diesem Service will ECE den Online- und Offline-Handel besser miteinander verknüpfen. Dafür setzt das Unternehmen auf standortbasierte Dienste. „Für die Altmark Galerie in Dresden ist die Einführung des digitalen Wegeleitsystems bis Jahresende geplant“, sagt ECE-Manager Baumann. Der Shoppingcenter-Betreiber hat diese Lösung in den sogenannten ECE Future Labs in Hamburg und Essen entwickelt, damit Kunden an digitalen Stelen nach Produkten und Shops suchen und sich in 3D-Perspektive dorthin navigieren lassen können. „Dieses 3D-Wegeleitsystem ist bereits in sechs Shopping-Centern realisiert und wird auch bei den neuen Center-Eröffnungen der ECE wie der Holsten Galerie Neumünster, dem Aquis Plaza in Aachen, dem Marstall Center Ludwigsburg und Zielone Arkady Bydgoszcz in Polen umgesetzt“, sagt Baumann.
Da Google ein Startpunkt für viele Kunden ist, arbeitet ECE mit dem US-Webriesen zusammen. Das Frankfurter Unternehmen lässt bereits viele seiner Einkaufszentren bei Google Maps mit Lageplänen abbilden. „In einigen Centern ist auch die Navigation mit dem ‚blauen Punkt‘ auf Basis der im Center vorherrschenden Wlan-Signale möglich“, sagt Baumann und kündigt an: „Für die Altmark-Galerie Dresden sind die sogenannten Center-Maps bereits in der Erstellung und werden noch im vierten Quartal live genommen.“ Demnach können sich Dresdner Kunden also noch vor Weihnachten per Google Maps in der Altmarkt-Galerie orientieren.
Beacons und virtuelle 360°-Centertour
„Wir erschaffen die urbanen Marktplätze der Zukunft“, lautet das ECE-Motto. Eine angebliche Technologie der Zukunft sollen ja Beacons sein. Deshalb arbeitet auch der Shoppingcenter-Betreiber bereits mit der Bluetooth-Technologie. „Beacons sind präziser als die üblichen GSM- oder Wlan-Signale und in geschlossenen, mehrstöckigen Gebäuden somit nahezu alternativlos. In den ECE Future Labs in Hamburg und Essen entwickeln wir hierzu momentan eine Lösung, um beispielsweise den eigenen Wagen im Parkhaus wiederzufinden oder gezielt eine Navigation zu einzelnen Shops anbieten zu können“, erklärt Baumann. Details dazu sind aber noch nicht bekannt.
Kunden, die nicht auf Beacons warten wollen, können sich heute schon mit einer virtuellen 360°-Centertour durch die Altmarkt-Galerie Dresden leiten lassen. „Klicken Sie sich virtuell & interaktiv durch unser Shoppingcenter“, heißt es auf der eigenen Webseite dazu. Diese Tour funktioniert am Rechner, aber auch mobil per Smartphone. Leider können nur einzelne Punkte angesteuert werden. Der eigene Standpunkt spielt dabei übrigens keine Rolle. Die Tour dient mehr dazu, sich ein Bild von dem Einkaufszentrum zu verschaffen und sich einige Filialen schon einmal von außen anzusehen. Eine ähnliche Funktion erfüllt der Online-Lageplan. Mithilfe dieses PDF-Dokuments können sich potenzielle Kunden einen zweidimensionalen Überblick über Läden, Schließfächer, Geldautomaten usw. verschaffen. Bisher fehlt bei diesen beiden Angeboten aber leider die Interaktion mit dem Kunden. Denn dessen Standort im Center wird nicht angezeigt.
App und Geofencing
Die Altmarkt-Galerie Dresden greift wie 29 andere ECE-Malls, zum Beispiel in Berlin, Hamburg, München und Istanbul, auf die kostenlose iOS– und Android-App „Love to shop“ zurück. „Aktuell gibt es die App für Apple-Smartphones und Android-Geräte. Eine App für Windows-Smartphones wird eingeführt, wenn sich die Zahlen der Nutzer dieser Geräte zukünftig stärker entwickeln“, sagt Baumann. Nutzer können sich mit ein paar Klicks anmelden und Punkte sammeln, um sich einen Gutschein zu verdienen. Neben den üblichen Funktionen wie personalisierten Angeboten, Gewinnspielen, Center-News und Events bietet die Anwendung auch eine Checkin-Funktion und Geofencing. Für Letzteres müssen die App-Nutzer aber ihre Zustimmung per Optin geben. „Der User kann sich für ihn relevante Informationen über Angebote im Center zukommen lassen, wenn er in der Nähe des Centers ist. Dafür wird die so genannte Geofencing-Technologie eingesetzt. Das bedeutet, dass ein ‚virtueller Zaun‘ um das Center gesetzt ist und das Smartphone erkennt, wenn dieser überschritten wurde“, sagt der ECE-Manager. Diese Angebote werden mit den Mietpartnern durch Scouts erarbeitet und zentral eingestellt. Eigenen Angaben zufolge wurde die App insgesamt bereits mehr als 175.000 Mal heruntergeladen. Laut dem App-Analysten Priori Data gab es allein im vergangenen Quartal (April bis Juni 2015) 35.557 Downloads für die iOS-Version. Unter Android sollen es 10.220 Downloads gewesen sein.
Zusätzlich zu dieser App arbeitet ECE in den beiden Future Labs in Hamburg und Essen mit den Anwendungen namens „Mein AEZ“ und „Limbecker Platz“. Diese gelten als Weiterentwicklung der „Love to Shop“-App, denn beide bieten eine Click & Collect-Funktion. Laut ECE ist dies einmalig für mehrere Händler eines Centers. „Durch den Einsatz eines iPad-Warenwirtschafts- und Kassensystems für die Retailer werden die Warenbestände der teilnehmenden Shops in Echtzeit in den ECE-Apps angezeigt“, sagt Baumann und fügt hinzu: „In Kooperation mit Paypal wurde auch der Payment-Prozess über die App realisiert. Kunden können sich somit im Alstertal Einkaufszentrum Hamburg und im Limbecker Platz Essen ausgewählte Produkte über die App kaufen und in den jeweiligen Shops jederzeit abholen.“ Seit Kurzem können auch die Center-Gutscheine des Limbecker Platz Essen über die Click & Collect-Funktion gekauft werden – auch die Lieferung nach Hause wird angeboten. In Dresden sind diese Funktionen noch nicht verfügbar. Die angesprochenen Center-Gutscheine gibt es „nur“ als Plastikkarte. Sie gilt aber immerhin für 9.000 Akzeptanzstellen. „Eine Digitalisierung der Center-Gutscheine ist derzeit nicht geplant“, erklärt der ECE-Manager. Zudem müssen Kunden dafür eine Servicepauschale von 50 Cent pro Gutschein zahlen.
Andere Services
Natürlich können Kunden in der Altmarkt-Galerie Dresden auch kostenloses Wlan nutzen – wenn auch nur für zwei Stunden. Immerhin funktioniert es mit nur ein paar Klicks und ohne persönliche Zusatzinformationen eingeben zu müssen. „Aus unserer Sicht ist der Zugang zum kostenfreien Wlan an öffentlichen Orten heutzutage ein Must-Have. Bei der ECE wurden zuerst die Future Labs in Hamburg und Essen flächendeckend mit Wlan ausgestattet“, sagt Baumann. Aufgrund der starken Nachfrage hat ECE Wlan mittlerweile bundesweit ausgerollt und in der Mehrzahl der Center umgesetzt. Zudem ist die Webseite der Altmarkt-Galerie mobiloptimiert und passt sich zum Beispiel dem Smartphone-Bildschirm an. Hinzu kommen viele weitere ECE-Dienste. Die Shopping-Mall in Dresden bietet auch externen Unternehmen die Möglichkeit, auf den unzähligen Infoscreens zu werben.
Zusammenfassend stellt sich die Altmarkt-Galerie Dresden zwar der Digitalisierung des Handels, doch noch sind nicht alle Ideen umgesetzt. Künftig dürfte Betreiber ECE seinen Kunden das Shopping mit den angesprochenen Services wie Beacons und Indoor-Navigation noch weiter erleichtern.
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