Einzelhandel in China nach Corona-Knick weiter auf Wachstumskurs.
von Gastautor am 29.Januar 2021 in News, Trends & AnalysenVon Helmut Merkel
Verfügbares Einkommen im Jahr 2020 weiter gewachsen.
Das statistische Büro der Volksrepublik China hat vor wenigen Tagen die neuen volkswirtschaftlichen Daten veröffentlicht. Das verfügbare Einkommen pro Kopf der Bevölkerung ist im gesamten Jahr 2020 um 4,7% im Vergleich zum Vorjahr, und preisbereinigt um 2,1% auf 32.187 Yuan (ca. 4.100 Euro) pro Kopf der Bevölkerung (Durchschnitt, ca. 1,4 Mrd. Menschen) gewachsen.
Bei den Ausgaben gab es den stärksten Anstieg in Höhe von 5,1% (bezogen auf das Gesamtjahr) beim Segment Lebensmittel, Tabak und Getränke, das 30,2% des verfügbaren Einkommens pro Kopf der Bevölkerung ausmacht (6.397 Yuan, ca. 815 Euro). Gestiegen sind außerdem die Ausgaben für Wohnen und Einrichtung, und zwar um 3,2%.
Die Ausgaben für Bekleidung sind um 7,5% zurückgegangen. Haushaltswaren gingen um 1,7% zurück, Transport und Verkehr um 3,5%. Erziehung, Kultur und Unterhaltung gingen um 19,1% zurück und die Ausgaben für Gesundheit reduzierten sich um 3,1%.
Die Zahlen des chinesischen Einzelhandels
Die Einzelhandelsumsätze sind im Dezember um 4,6% im Vergleich zum Vorjahr gewachsen (bzw. um 4,4%, nimmt man den Autohandel aus), aber das Wachstum ist im Gesamtjahr 2020 noch nicht wieder auf Vorjahresniveau.
Dezember 2020:
Gesamte Einzelhandelsumsätze (ohne e-Commerce) und incl. Automobile: 4.056,6 Mrd. Yuan (516,6 Mrd. Euro nach aktuellem Wechselkurs), 3.569 Bn Yuan (454,5 Mrd. Euro) ohne Automobile. Der Wert von 3.569 Mrd. Yuan liegt 4,4% höher als der vergleichbare Vorjahreswert.
Gesamtjahr 2020:
Gesamte Einzelhandelsumsätze (ohne e-Commerce) und incl. Automobile: 39.198 Mrd. Yuan (4.991,7 Mrd. Euro), 35.256 Mrd. Yuan (4.489,7 Mrd. Euro) ohne Automobile. Der Wert von 35.256 Mrd. Yuan liegt -4,1% hinter dem Vorjahreswert. Damit ist der stationäre Handel zwar seit Februar 2020 zwar wieder gewachsen, konnte aber das Wachstum des Vorjahres nicht einholen.
Der Online-Handel (e-Commerce) ist im gleichen Zeitraum um 10,9% im Vergleich zum Vorjahr auf 11.760,1 Mrd. Yuan (ca. 1.495 Mrd. Euro) gewachsen.
Dabei wuchsen Gebrauchsgüter einschl. Elektronikprodukten im Onlinehandel um 14,8%, Verbrauchsgüter wie Lebensmittel, Getränke, Medizinprodukte, Kosmetika usw. um 30,6% und auch die Kategorie Bekleidung/Schuhe wuchs Online mit 5,8%.
Der Anteil des Onlinehandels am Gesamteinzelhandelsumsatz liegt damit bei ca. 25% und weist die Richtung.
Entwicklung nach Formaten
Kumuliert von Januar bis Dez. 2020 legten Supermärkte insgesamt um 3,1% im Vergleich zum Vorjahr zu, während Formate wie Warenhäuser (-9,8%), Fachmärkte (-5,4%) und Markengeschäfte (-1,4%) im Vergleich zum Vorjahr weiter verloren haben. Die Verluste sind allerdings im Vergleich zu den Zahlen bis Ende September 2020 geringer ausgefallen.
Gesamtwirtschaft
Nach vorläufigen Berechnungen des statistischen Büros der Volkrepublik Chinas lag das Bruttosozialprodukt (BSP) im vierten Quartal bei +6,5%, kumuliert noch bei +2,3%.
Über den Autor:
Helmut Merkel ist ehemaliger Karstadt-Chef und lebt seit über zehn Jahren in Hongkong. Zusammen mit seinem Sohn hat er dort die Eurasia Global gegründet, eine Plattform zur Abwicklung von Einkäufen, Transporten und weiteren Services für Handelsunternehmen in Asien und Europa. Für Location Insider hatte Merkel bereits vor wenigen Wochen seine Eindrücke vom Umgang der Chinesen mit dem Corona-Virus geschildert und unseren Fragebogen „Handel im Wandel“ ausgefüllt. Der Handelsexperte war außerdem von 1993-97 Chef bei Deichmann und 2004 – 2009 Präsident der Bundesarbeitsgemeinschaft für die Mittel- und Großbetriebe des Deutschen Einzelhandels (BAG), Vizepräsident des HDE sowie Präsident der International Group of Department Stores (IGDS) mit Sitz in Zürich in den Jahren 2007 – 2009.
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