EmmasBox: Abholstation für neue Online-Chancen im Lebensmittelhandel

von Matthias Hell am 11.Februar 2014 in Local Heroes

Der Lebensmittelhandel stellt beim E-Commerce bislang das Schlusslicht dar, nicht zuletzt wegen Schwierigkeiten beim Versand verderblicher Güter. Mit gekühlten Abholstationen hat das Startup EmmasBox hier nun eine Lösung entwickelt – und ermöglicht auch mittelständischen Lebensmittelhändlern den Weg in den Online-Handel.

Bislang gibt es EmmaBox nur als Konzeptstudie - der Prototyp wird Mitte Februar auf der Euro Shop präsentiert

Bislang gibt es EmmasBox nur als Konzeptstudie – der Prototyp wird Mitte Februar auf der Euro Shop präsentiert

Das junge Gründer-Team von EmmasBox, bzw. dem Betreiberunternehmen ColdBoxes, hat seine Geschäftsidee dabei sehr überlegt entwickelt, wie Mitgründer Michael Reichelt im Gespräch mit Location Insider berichtet: „Wir haben uns beim gemeinsamen Studium an der TU München kennengelernt und sind bei der Suche nach einem Geschäftsmodell darauf gekommen, dass der Lebensmitteleinzelhandel heute nicht so funktioniert, wie wir uns das vorstellen.“ So betrachteten heute viele junge Leute Essen als ein soziales Event, das Einkaufen dagegen eher als lästige Notwendigkeit. Ausgehend von einem zeittypischen Rollenmodell (Smartphone-Nutzer, always on, Fokus auf gesunder Ernährung und effektiver Freizeitnutzung) sei man so zu einem Konzept vom idealen Lebensmitteleinkauf gekommen: „Bestellt werden die Waren online, aber nicht nach Hause geliefert, weil das schlecht mit dem Tagesablauf junger Menschen vereinbar ist. Stattdessen wollen diese lieber ihre Bestellung abholen und per Handy über die Bereitstellung benachrichtigt werden.“

Für Reichelt und seine Mitgründer war also klar: „Was fehlt, ist eine Abholstation für Lebensmittel.“ In der Folge machte sich das dreiköpfige Gründer-Team auf die Suche nach geeigneten Industriepartnern für die Umsetzung ihres Konzepts einer gekühlten Abholstation. „Das waren alles deutsche Mittelständler und wenn wir dort erst einmal die Geschäftsführer begeistert haben, konnte man sehr schnell zu einer Entscheidung kommen“, berichtet Reichelt über seine Erfahrungen. Inzwischen ist der Prototyp von EmmasBox fertig und die Gründer bereiten sich darauf vor, ihr Konzept zur Euro Shop Messe erstmals einer größeren Öffentlichkeit vorzustellen. Gleichzeitig will ColdBoxes die Investorensuche intensivieren – bislang erfolgte die Entwicklung von EmmasBox ausschließlich mit einem Gründerstipendium des Wirtschaftsministeriums.

Betreibermodell für kleine und mittlere Händler

Lebensmittel abholen wann man will - EmmasBox soll das Lebensgefühl junger Konsumenten treffen

Lebensmittel abholen wann man will – EmmasBox soll das Lebensgefühl junger Konsumenten treffen

Grundsätzlich sind für EmmasBox zwei Umsetzungsszenarien angedacht. Zum einen plant das Startup seine Abholstationen als Whitelabel-Lösung für große Lebensmitteleinzelhändler bzw. Online-Händler anzubieten. Zum anderen ist auch ein Betreibermodell in eigener Regie vorgesehen, das es kleinen Lebensmittelhändlern ohne eigene Online-Erfahrung ermöglichen würde, neue Geschäftsmodelle zu eröffnen. „Die Idee ist, dass wir den Supermarktbetreibern gratis eine Box vor den Markt stellen und diese für die Kommissionierung und Befüllung verantwortlich sind“, berichtet Reichelt. Um das Warenangebot der kleinen und mittelständischen Lebensmittelgeschäfte ins Netz zu bringen, ist auch eine flankierende Onlineshop-Lösung in Entwicklung.

„Das Gespräch mit den großen Lebensmittelketten ist grundsätzlich einfacher, hier rennen wir offene Türen ein“, räumt Michael Reichelt ein. „Die kleineren Händler sind zwar auch aufgeschlossen, aber zum Teil noch skeptisch – deshalb setzen wir hier auch auf das Betreibermodell.“ Die Umsetzung des Konzepts von EmmasBox sehen die Gründer recht unproblematisch. Zwar sei es schwierig, Abholstationen an öffentlichen Plätzen zu installieren, doch auf privaten Flächen – wie z.B. vor Supermärkten oder auf Parkplätzen – sei das dagegen problemlos möglich. Reichelt und seine Kollegen hoffen deshalb, schon bald mit ausgewählten Partnern in den Pilotbetrieb gehen zu können.

Einsatz auch in anderen Bereichen möglich

Michael Reichelt hat EmmasBox mit zwei Kommilitonen gegründet

Michael Reichelt hat EmmasBox mit zwei Kommilitonen gegründet

Mittelfristig können sich die EmmasBox-Erfinder auch verschiedene Weiterentwicklungen ihres Konzepts vorstellen. So sei es möglich, eine übergeordnete Plattform wie z.B. Lieferando aufzusetzen, über welche Kunden den geeigneten Lebensmittelhändler finden könnten. Ein echtes Marktplatzmodell für Lebensmittel sei dagegen eher schwieriger, da die einzelnen Artikel dann nicht mehr ausschließlich bei einem Händler bestellt würden.

„Mittelfristig können wir uns vorstellen, EmmasBox auch für andere Bereiche anzubieten“, erklärt Reichelt weiter. Allerdings wolle man an dem Konzept für verderbliche und gekühlte Waren festhalten. Als mögliche Einsatzfelder fallen dem Firmengründer dabei u.a. der Medikamentenbereich „oder auch die Lieferung von Blut und Organen“ ein – man sieht: an Ideen mangelt es den Startup-Unternehmern nicht.


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