Handel im Wandel: René Schnellen von Fashion Cloud.

von Kay Ulrike Treiß am 29.Januar 2020 in Fragebögen, News

„Der Handel versteht glücklicherweise immer mehr, dass es nicht reicht, wild Bildschirme und Screens aufzustellen, um digital zu sein“, sagt René Schnellen, Mitgründer und Geschäftsführer von Fashion Cloud, Europas führender B2B-Plattform der Modebranche. Im Fragebogen von Location Insider verrät er: „Meine Eltern besitzen einen stationären Einzelhandel. Schon früh entwickelte sich der Wunsch in der Branche etwas zu bewegen.“

Location Insider: Wie würden Sie die momentane Situation des Handels in einem Satz beschreiben?

René Schnellen: Aufbruchstimmung – neue Anforderungen von Kunden und neue Geschäftsmodelle bewegen den Handel sich anzupassen und sich stetig weiterzuentwickeln.

Location Insider: Welcher Tag der vergangenen Wochen war der Beste aus Händlerperspektive und warum?

René Schnellen: Vorletzte Woche war Fashion Week in Berlin. Die Plattform in Berlin war für alle Akteure ein toller Auftakt in die Orderrunde mit vielen spannenden Gesprächen zum Networken. Die Besucherzahlen waren gut – ein tolles Beispiel wie lebendig unsere Branche ist.

Location Insider: Worüber haben Sie sich zuletzt besonders beim Einkaufen gefreut?

René Schnellen: Ich war bei einem Händler, der unsere Clara-App verwendet. Auf der Fläche habe ich gesehen, wie der Wunsch-Artikel eines Kunden nicht mehr in der richtigen Größe verfügbar war. Der Verkäufer hat schnell sein Smartphone gezückt und über Clara den Artikel in Nullkommanichts nachbestellt. Gefreut haben mich dabei zwei Dinge: (1) Wie routiniert der Verkäufer Clara in das Verkaufsgespräch eingebaut hat. – Dies zeigt, wie Clara schon zum Arbeitsalltag mancher Händler gehört. (2) Wie unsere Lösung für einen zufriedenen Kunden gesorgt hat, der sicherlich wiederkehrt.

Location Insider: Und worüber haben Sie sich geärgert?

René Schnellen: Schlechtes Warenmanagement und ständige Rabattschlacht – beides nicht förderlich für den Fortbestand des Handels.

Location Insider: Mit wem wollen Sie nie an der Kasse stehen, wenn Sie Unterwäsche kaufen? Oder kaufen Sie diese deshalb nur online?

René Schnellen: Unterwäsche kaufe ich stationär. Ich kaufe in der Regel immer die gleichen Artikel derselben Brands, da muss ich nichts anprobieren.

Location Insider: Tante Emma oder Supermarkt?

René Schnellen: Tante Emma, wenn möglich! Es gibt jedoch auch immer mehr Supermärkte, die emotional aufgeladen sind.

Location Insider: Welche Technologie (z.B. Chatbots, Sprachassistenten, Virtual Reality, Internet der Dinge) optimiert aus Ihrer Sicht das Einkaufserlebnis für Kunden?

René Schnellen: Ich glaube nicht, dass es DAS Tool für das perfekte Einkaufserlebnis gibt. Vielmehr bestimmt das Zusammenspiel verschiedener Technologien das Einkaufserlebnis von Kunden – von der Artikelsuche bis zum tatsächlichen Kauf.

Dabei beziehe ich mich aber nicht nur auf Technologien, die das Online-Einkaufserlebnis beeinträchtigen. Technologien können auch offline das Erlebnis verbessern. Eine gute Beratung kann bspw. dank funktionierender Chatbots online oder geschultem Verkaufspersonal mit digitalen Hilfsmitteln auf der Fläche verbessert werden. Der Handel versteht glücklicherweise immer mehr, dass es nicht reicht wild Bildschirme und Screens aufzustellen, um digital zu sein.

Location Insider: Verraten Sie uns Ihr Vorbild im Handel und warum der/die alles richtig macht?

René Schnellen: Ich glaube, L&T in Osnabrück hat in den letzten Jahren seine Hausaufgaben sehr gut gemacht und war in vielen Themen einige Jahre voraus. Es ist ein richtiges Erlebnis dort einzukaufen. In Sachen Kundenservice ist Garhammer in Waldkirchen für mich ein Vorbild. Man spürt dort, dass die Rolle des Gastgebers wirklich gelebt wird.

Zum Glück gibt es immer mehr positive Beispiele von Platzhirschen, die in ihre Läden investiert haben. Im Gegensatz zu einigen großen Filialisten, die in den nächsten Jahren nachziehen müssen.

Location Insider: Ist Ihr Job für Sie Beruf oder Berufung?

René Schnellen: Definitiv Berufung! Meine Eltern besitzen einen stationären Einzelhandel. Schon früh entwickelte sich der Wunsch in der Branche etwas zu bewegen und vor allem den Wholesale in der Bewältigung steigender Herausforderungen zu unterstützen. – Mit Fashion Cloud, dessen Vision einer lebendigen Wholesale Community und über 7.000 Händlern sowie 400 Brands haben wir eine Plattform geschaffen, die mit großen Schritten darauf zugeht.

Location Insider: Welche Schlagzeile wollen Sie auf keinen Fall über sich im „Handelsblatt“ lesen?

René Schnellen: „Große Branchenplattform in der Modebranche von Hackern attackiert“

Location Insider: Nehmen wir an, Sie hätten einen Wunsch frei: Wie sähe der Handel in fünf Jahren aus, wenn Sie es sich aussuchen könnten?

René Schnellen: Eine starke Wholesale Community, ein gestärkter stationärer Handel und eine effiziente Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Akteuren. – Dazu gehören auch Plattformen, wie Fashion Cloud, welche die Zusammenarbeit erleichtern und innovative Lösungen bieten.

Location Insider: Vielen Dank für die spannenden Antworten!

Lesen Sie auch die vorherigen Fragebögen unserer Serie “Handel im Wandel“.


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