Gaxsys startet Online-Marktplatz mit lokaler Händleranbindung.
von Matthias Hell am 13.Dezember 2013 in Local HeroesDer Dienstleister Gaxsys ermöglicht Markenherstellern die Abwicklung von Online-Bestellungen durch ihre lokalen Handelspartner. Obwohl das System rundherum auf Lob stößt, bleiben viele Hersteller noch in Abwartehaltung. Um hier für Bewegung zu sorgen, startet Gaxsys nun einen eigenen Online-„Markenplatz“ für Uhren- und Schmuckhersteller.
Wenn Gaxsys-Chef Mathias Thomas über die Idee hinter dem von ihm gegründeten Dienstleister spricht, verweist er gerne auf das „Fleurop-Prinzip“: Nicht die Waren sollen reisen, sondern die Daten. Deshalb sorgt Gaxsys dafür, dass bei Bestellungen, die in dem zentralen Onlineshop eines Markenherstellers eingehen, die lokalen Handelspartner die Auslieferung – und bei Bedarf auch die Retourenabwicklung – übernehmen. Mit diesem Konzept erzielt der Karlsruher Dienstleister nicht nur regelmäßig die Aufmerksamkeit der Fachmedien, sondern konnte bislang auch rund ein Dutzend Hersteller als Kunden gewinnen, darunter so renommierte Marken wie Picard Lederwaren, Peter Kaiser Schuhe und den Wintersport-Spezialisten Indigo.
Thomas, der neben seiner Funktion als Geschäftsführer von Gaxsys auch den 1980 gegründeten Warehouse-Management Spezialisten Dr. Thomas & Partner leitet, ist mit der Entwicklung des E-Commerce-Dienstleisters zufrieden. Im laufenden Jahr konnte das Unternehmen eine Reihe von neuen Kunden gewinnen und das angebotene Servicespektrum weiter ausbauen. So startet Gaxsys in Kürze eine Mobile-App, mit welcher die Anbindung von Händlern an das System noch einmal erleichtert wird. Dennoch beobachtet Thomas im Hinblick auf die von ihm angebotene dezentrale Abwicklung von Online-Bestellungen ein Paradox: „Jeder spricht darüber, aber nur wenige wollen es machen.“
Vom Dienstleister zum Marktplatzbetreiber
Um das Gaxsys-Konzept und die damit für den Handel verbundenen Vorteile weiter bekannt zu machen, hat sich Mathias Thomas dazu entschieden, erstmals über die bislang angestammte Dienstleisterrolle hinauszugehen: „Auf Grund der mangelnden Entscheidungsbereitschaft der Markenhersteller gehen wir nun selbst in eine Händlerrolle rein.“ Das Ergebnis ist die Online-Plattform Cap D’Oro, ein Marktplatz – oder „Markenplatz“ in der Sprache des Gaxsys-Chefs– für Uhren- und Schmuckhersteller. Zum Jahresende startet die Vertriebsplattform mit zunächst einer Handvoll Markenherstellern, mittelfristig soll deren Zahl aber auf rund 40 ausgebaut werden.
„Der Kunde sieht einen riesengroßen Shop. Die Bestellungen werden jedoch immer vom nächstgelegenen Herstellerpartner ausgeliefert oder können von den Kunden dort abgeholt werden“, beschreibt Thomas das Konzept von Cap D’Oro. Der Unternehmer bleibt damit auch in der neuen Rolle dem Gaxsys-Prinzip treu, will sich auf das Angebot der Marktplatz-Infrastruktur beschränken und nicht etwa selbst Ware vorhalten. Doch ist der Aufwand, den Thomas in das Projekt investiert hat, nicht unbeträchtlich: So wurde von einer Berliner Agentur eine auf Intershop basierende Shopoberfläche gestaltet, die mit ihrer hochwertigen Gestaltung den Nerv der Kundschaft im Uhren- und Schmuckbereich treffen dürfte. Nun hofft Thomas, dass auch die teilnehmenden Markenhersteller mitspielen, und sich gegenüber ihren Handelspartnern, aber auch beim Marketing entsprechend für Cap D’Oro engagieren.
Lokale Bestellabwicklung bringt handfeste Vorteile
Dass das hinter dem neuen Online-Marktplatz stehende dezentrale Fulfillment-Konzept handfeste Mehrwerte bietet, kann Thomas mit den bei Gaxsys gemachten Erfahrungen unterstreichen: „Bei manchen Händlern, die an die Onlineshops der Gaxsys-Kunden angeschlossen sind, macht die Abwicklung der Online-Bestellungen inzwischen Umsatzanteile von 30 Prozent und mehr aus.“ Es zeige sich damit, dass das System einen wichtigen Beitrag zur Existenzsicherung des stationären Einzelhandels leisten könne. Zudem tauge das Gaxsys-Konzept auch als Geschäftsmodell für den E-Commerce: „Weiterhin verdienen hier nur die Wenigsten Geld und fragen sich viele, wohin die Reise geht.“ Mit dem dezentralen Konzept könne man dagegen nicht nur die stationäre Ebene einbinden, sondern sei es auch leichter, Zukunftsthemen anzugehen: „Wenn man nicht gerade Amazon ist, gehen Angebote wie eine Same-Day-Delivery nur, wenn man sie dezentral organisiert.“
Daneben hofft der Logistikfachmann, mit seinem lokal basierten Fulfillment-Konzept auch Nachhaltigkeitsfragen ansprechen zu können, die durch das ständig steigende Versandaufkommen immer drängender werden: „Studien sagen voraus, dass 2025 rund 30 Prozent aller Waren versendet werden. Und schon heute haben wir in Deutschland ein Retourenaufkommen von mehr als 250 Millionen Paketen im Jahr.“ Diesen „Paketstau“ (den Mathias Thomas vor kurzem auch in einem lesenswerten Beitrag für die Internet World thematisierte) zu mindern – dazu beitragen will der Gaxsys-Chef nicht zuletzt im Dienste kommender Generationen.
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