Handel im Wandel: Durch die Woche mit Michael Kappler von Beaconinside.

von Florian Treiß am 08.Juni 2016 in Fragebögen

Michael Kappler - 1286x1800Michael Kappler ist Mitgründer und Geschäftsführer von Beaconinside. Das im März 2014 mit Cornelius Rabsch gegründete Startup bietet seinen Kunden eine eigens entwickelte Beacon-Komplettlösung aus Hardware und Managementsystem. Kein Wunder also, dass sich Kappler beim Einkaufen freut, „wenn ich in einen Laden komme und über mein aktiviertes Bluetooth feststelle, dass Beacons vor Ort sind.“ Schlechter Kundenservice oder „die Warterei an Kassen“ nerven ihn, sagt Kappler im Fragebogen von Location Insider. „Mit entsprechenden Prozessoptimierungen sollte hier ein besseres Kundenerlebnis geschaffen werden“, so Kappler, „wobei verwendete Technologien immer im Einklang mit den Mitarbeitern eingesetzt werden müssen. Was nützt die beste Optimierung, wenn ein Mitarbeiter nicht damit umgehen kann.“

Location Insider: Wie würden Sie den Handel/die momentane Situation des stationären Handels in einem Satz beschreiben?

Michael Kappler: Der stationäre Handel steht vor der Herausforderung, in Zeiten von E-Commerce seine Daseinsberechtigung zu behaupten. Dies gelingt ihm nur, wenn er als Teil einer Multichannel-Welt seine eigenen Stärken besser herausstellt und neue Services und Strategien aufsetzt, um weiterhin Kunden anzuziehen.

Location Insider: Welcher Tag der vergangenen Woche war der Beste aus Händlerperspektive und warum?

Michael Kappler: Ich denke der Mittwoch, da ein neuer Monat begann, oder der Samstag, als erster Tag des Wochenendes im neuen Monat. Denn zu Monatsbeginn sind die Konten wieder gefüllt und Konsumenten gehen wieder mit einem anderen Gefühl zum Einkaufen. Dadurch sind sie auch offener gegenüber Werbung und Angeboten. Allerdings spielt natürlich auch das lokale Wetter eine Rolle.

Location Insider: Worüber haben Sie sich diese Woche besonders beim Einkaufen im Laden gefreut? Und worüber haben Sie sich geärgert?

Michael Kappler: Ich freue mich, wenn ich in einen Laden komme und freundlichen, kompetenten Service erfahre. Eigentlich sollte das selbstverständlich sein, um Kunden ein positives Einkaufserlebnis zu vermitteln. Da gehören vor allem eine freundliche, höfliche Begrüßung und Verabschiedung dazu, denn alleine schon dadurch bekommt man als Kunde ein gutes Gefühl. Darüber hinaus freue ich mich natürlich immer, wenn ich in einen Laden komme und über mein aktiviertes Bluetooth feststelle, dass Beacons vor Ort sind und mir über eine freundliche und persönliche Beratung hinaus Zusatzservices und weiterführende Informationen anbieten. Auf der anderen Seite ärgert es mich immer wieder zu sehen, dass leider nicht alle Verkäufer und Händler die einfachen Grundlagen von gutem Service einhalten. Zum Teil kommt man in ein Geschäft und hat das Gefühl, man stört. Dabei ist doch der Kunde das Wichtigste, worauf es im Handel ankommt.

Location Insider: Mit wem wollen Sie nie an der Kasse stehen, wenn Sie Unterwäsche kaufen? Oder kaufen Sie diese deshalb nur online?

Michael Kappler: Beim Kauf von Unterwäsche bin ich eigentlich schmerzfrei, zumal man, glaube ich, nicht von der Unterwäsche auf eine Person schließen kann und soll. Die Warterei an Kassen finde ich hierbei deutlich nerviger. Mit entsprechenden Prozessoptimierungen sollte hier ein besseres Kundenerlebnis geschaffen werden. Dabei können auch Beacons eine Rolle spielen, wobei verwendete Technologien immer im Einklang mit den Mitarbeitern eingesetzt werden müssen. Was nützt die beste Optimierung, wenn ein Mitarbeiter nicht damit umgehen kann und dann auch nicht einsetzt oder nutzt.

Location Insider: Tante Emma oder Supermarkt?

Michael Kappler: Ich gehe gerne in den kleinen Laden um die Ecke, wenn sie gut sortiert sind und die Verkäufer für ein persönliches Einkaufserlebnis sorgen. Es hat schon Vorteile, wenn man den Verkäufer direkt zum Produkt fragen kann. Im Supermarkt ist der Einkauf natürlich deutlich anonymer. Je nach Einkaufszweck ist das aber ja nicht verkehrt – eine Einkaufsentscheidung für 2 Liter Milch kann ich auch schnell selbst treffen.

Location Insider: Welche Schlagzeile wollen Sie auf keinen Fall über sich im „Handelsblatt“ lesen?

Michael Kappler: „Beacons – nur eine Spielerei für große Marken“ – denn dann würden die Möglichkeiten der Beacons ganz falsch dargestellt werden. Zum einen sind Beacons längst mehr als eine „Spielerei“ – sie bieten Kunden einen echten Mehrwert. Das kann in Form von Zusatzservices wie standortgebundenen Gutschein- und Rabattcodes, oder weiterführenden Informationen und Services zum Produkt sein, wie beispielsweise Bezahlfunktionen. Da Smartphones heute kaum mehr aus der Hand gelegt werden, sind sie auch beim Einkaufen und Shoppen ein ständiger Begleiter. Wer seine Zielgruppe nach wie vor erreichen will und die Aufmerksamkeit gewinnen möchte, hat mit Beacons das passende Werkzeug. Die Schlagzeile möchte ich aber aus einem weiteren Grund nicht lesen – denn entgegen der Meinung vieler Händler ist die Beacon-Technologie samt Managementsoftware auch für kleine Unternehmen erschwinglich und kommt somit für Betriebe jeder Größe in Frage.

Location Insider: Nehmen wir an, Sie hätten einen Wunsch frei: Wie sähe der stationäre Handel in fünf Jahren aus, wenn sie es sich aussuchen könnten?

Michael Kappler: Wenn ich es mir aussuchen könnte, dann würden wir uns in fünf Jahren in einem ausgewachsenen Physical Web bewegen. Das bedeutet, das virtuelle und physische Welt immer mehr zusammenwachsen. Vieles spielt sich heute virtuell ab, vor allem auf Smartphones, und der Bezugspunkt zur physischen Welt fehlt oft noch. Beacons sind dazu der entscheidende technologische Baustein, um standortbezogene Services zur Verfügung zu stellen und so beide Welten zusammenzuführen. Das hat im Handel dann die Folge, dass stationäres und Online-Einkaufserlebnis verschmelzen und sich gegenseitig ergänzen.

Lesen Sie auch die vorherigen Fragebögen unserer Serie “Durch die Woche mit…”:

 


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