Handel im Wandel: Durch die Woche mit Michael Unmüßig von SES-imagotag.

von Kay Ulrike Treiß am 12.April 2017 in Fragebögen

Michael Unmüßig, Copyright: KD Busch

„Mit moderner digitaler Preistechnologie wird der stationäre Handel tatsächlich konkurrenzfähig zum Online-Handel“, sagt Michael Unmüßig, Geschäftsführer von SES-imagotag Deutschland. Bereits mit 18 Jahren gründete Unmüßig sein erstes Unternehmen und baute dieses zu einem der führenden europäischen Hersteller für Druckerzubehör mit über 160 Mitarbeitern aus. Gemeinsam mit dem damaligen CFO Thomas Schwarz gründete Unmüßig das deutsche Handelstechnologie-Startup findbox, welches seit 2016 zur SES-imagotag Gruppe gehört. Mittlerweile tritt Findbox unter dem neuen Namen SES-imagotag Deutschland auf. Im Händler-Fragebogen von Location Insider erzählt er unter anderem vom erfolgreichen stationären Fahrradkauf für seine Kinder: „Wir haben nicht ein einziges Mal darüber nachgedacht, den Preis zu vergleichen.“

Location Insider: Wie würden Sie die momentane Situation des stationären Handels in einem Satz beschreiben?

Michael Unmüßig: Ich würde die Situation als „Digitale Aufbruchsstimmung“ beschreiben, große Teile der Händler sind bereit den Weg in den Omnichannel zu gehen und entwickeln großartige Konzepte. Auch das EHI bestätigt diese Tendenz, demnach steht Omnichannel auf Platz 1 der wichtigsten Retail IT Trends. Dass digitale Preisschilder die Schnittstelle zum Verbraucher sind, wird ebenfalls eindrucksvoll durch die Zahlen des EHI bestätigt: satte 76 Prozent sind interessiert oder beschäftigen sich bereits damit.

Location Insider: Welcher Tag der vergangenen Woche war der Beste aus Händlerperspektive und warum?

Michael Unmüßig: Die Pressemitteilung, dass „Amazon Go“ nicht funktioniert, verschafft dem Handel nochmal Zeit. Amazon hat jedoch eindrucksvoll gezeigt, wie durch den Einsatz bestehender IT-Technologien Handelskonzepte sich zum Vorteil des Verbrauchers verändern können. „Amazon Go“ war schmerzhafter Ideengeber, die Ankündigung dass die Technologie noch Zeit braucht, gibt dem Händler Gelegenheit, daraus zu lernen und alternative Konzept zu entwickeln.

Location Insider: Worüber haben Sie sich diese Woche besonders beim Einkaufen im Laden gefreut?

Michael Unmüßig: Dass kluge Unternehmer vor Ort noch immer große Ketten und das Internet schlagen können. Ich habe letzte Woche Fahrräder für meine Kinder gekauft. Ich wurde TOP beraten, der Inhaber ist auf unsere Wünsche eingegangen und erst kurz vor dem Bezahlen haben wir gefragt, was kosten die Fahrräder denn – und auch hier waren wir positiv überrascht. Wir haben nicht ein einziges Mal darüber nachgedacht, den Preis zu vergleichen.

Location Insider: Und worüber haben Sie sich geärgert?

Michael Unmüßig: Im Baumarkt wollte ich meine Gasflasche füllen lassen, der Abteilungsleiter in der Abteilung wollte aber lieber rauchen gehen, als mich als Kunden zu bedienen und ließ mich satte 16 Minuten warten. Daher glaube ich, dass gutes Personal in den Märkten noch ein wenig wichtiger ist, als der erste Schritt in die Digitalisierung.

Location Insider: Mit wem wollen Sie nie an der Kasse stehen, wenn Sie Unterwäsche kaufen? Oder kaufen Sie diese deshalb nur online?

Michael Unmüßig: Ich glaube, ich kaufe immer sehr schicke Unterwäsche, daher würde ich mich mit jedem an die Kasse stellen. Aber natürlich kaufe ich auch mal online.

Location Insider: Tante Emma oder Supermarkt?

Michael Unmüßig: Beides, denn der „Tante Emma Laden“ hat nicht alles. Bio kaufen wir nur lokal, alles andere sehr gerne im Supermarkt, Auswahl und Preise sprechen klar dafür.

Location Insider: Welche Schlagzeile wollen Sie auf keinen Fall über sich im „Handelsblatt“ lesen?

Michael Unmüßig: „Innenstädte sterben schneller als erwartet“, der Einzelhandel hat den digitalen Wandel verschlafen.

Location Insider: Nehmen wir an, Sie hätten einen Wunsch frei: Wie sähe der stationäre Handel in fünf Jahren aus, wenn Sie es sich aussuchen könnten?

Michael Unmüßig: In unseren Augen werden alle Einzelhändler digitale Preisschilder haben. Kunden können sich darüber informieren, über NFC online gehen und auch schnell bezahlen. Aus unserer Sicht wird online und offline eines sein: ich ordere im Online Shop, hole es offline ab oder informiere mich über neue Produkte und bezahle mit der App. Das ist alles heute schon verfügbare Technologie. Ich hoffe, erst in 10 Jahren werden dann Roboter und Drohnen die Regale füllen.

Lesen Sie auch die vorherigen Fragebögen unserer Serie “Durch die Woche mit…”.


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