Handel im Wandel: Florian Hübner von Uberall.

von Kay Ulrike Treiß am 04.März 2020 in Fragebögen, Highlight, News

„Für uns gehören Online und Offline ohnehin zusammen“, sagt Florian Hübner, Mitgründer und CEO von Uberall, dem führenden Anbieter für Marketinglösungen rund um die ,Near Me’ Brand Experience, also die gesamten Berührungspunkte, die ein Kunde mit einer Marke online und offline hat. Gemeinsam mit David Federhen hat er das Unternehmen im Jahr 2013 gegründet. Hübner legt großen Wert darauf, Online- und Offline-Prozesse besser miteinander zu verknüpfen. Nach unserem ausführlichen Interview im vergangenen Jahr hat Florian Hübner nun auch unseren beliebten Fragebogen ausgefüllt. Darin verrät er, wie „Händler den Umsatz ihres stationären Geschäfts stärken.“

Location Insider: Wie würden Sie die momentane Situation des Handels in einem Satz beschreiben?

Florian Hübner: Momentan sind Online- und Offline-Prozesse im Handel noch stark separiert, es gibt jedoch sehr viel Potenzial, diese miteinander zu verknüpfen: Technologie wird in Zusammenhang mit offline häufig unterschätzt, dabei können Händler durch das Zusammenspiel beider Welten Konsumenten ein noch umfassenderes Einkaufserlebnis ermöglichen.

Location Insider: Welcher Tag der vergangenen Wochen war der Beste aus Händlerperspektive und warum?

Florian Hübner: Der Valentinstag ist aus Händlerperspektive natürlich einer der umsatzstärksten Tage des Jahres. Gerade die lokale Verfügbarkeit von Produkten oder Dienstleistungen spielt hierbei eine große Rolle. ‚Near Me‘-Suchen wie „Blumen in meiner Nähe“ oder „romantisches Dinner in meiner Nähe“ waren in diesem Jahr besonders beliebt.

Location Insider: Worüber haben Sie sich zuletzt besonders beim Einkaufen gefreut?

Florian Hübner: Beim Einkaufen freue ich mich immer, wenn ich einen unserer Kunden entlang der Straße – aber auch online – sehe. Die Bio Company beispielsweise stellt über die Uberall-Plattform für jeden Standort eine eigene Seite bereit, auf der man Infos zum Produktangebot jeder Filiale erfährt. Erst letztens habe ich auf dem Heimweg nach der Arbeit nach „regionalem Gemüse“ gesucht und mich gefreut, direkt Informationen dazu auf der Bio-Company-Standortseite zu finden.

Location Insider: Und worüber haben Sie sich geärgert?

Florian Hübner: Neulich habe ich online die Öffnungszeiten für einen Friseur nachgesehen, bin direkt hingefahren – und stand dann dennoch vor einer verschlossenen Ladentür. So etwas finde ich besonders schade, denn den eigenen Onlineauftritt und Standortdaten aktuell zu halten, geht mit den richtigen Tools sehr einfach und bietet ein enormes Potenzial für Händler.

Location Insider: Mit wem wollen Sie nie an der Kasse stehen, wenn Sie Unterwäsche kaufen? Oder kaufen Sie diese deshalb nur online?

Florian Hübner: Jemanden beim Unterwäschekauf an der Kasse zu treffen, fände ich gar nicht schlimm. Manchmal kaufe ich sie online, manchmal offline. So wie die meisten Konsumenten bewege ich mich ganz natürlich zwischen beiden Welten.

Location Insider: Tante Emma oder Supermarkt?

Florian Hübner: An Supermärkten gefallen mir die Produktvielfalt und ihre praktischen Öffnungszeiten. Gleichzeitig bin ich ein Fan von kleinen, lokalen Geschäften. Für mich schaffen gerade diese unabhängigen Läden mit ihrer ganz eigenen Atmosphäre ein urbanes Gefühl und helfen dabei, ein individuelles Stadtbild zu erhalten. Daher schätze ich, neben ihrem – oft spezialisierten – Produktsortiment, dass sie eine Art Entschleunigung des hektischen Alltags bieten.

Location Insider: Welche Technologie (z.B. Chatbots, Sprachassistenten, Virtual Reality, Internet der Dinge) optimiert aus Ihrer Sicht das Einkaufserlebnis für Kunden?

Florian Hübner: Aktuell wird natürlich viel über VR und AR gesprochen, aber eine optimale ‚Near Me‘ Brand Experience (also die gesamten Berührungspunkte, die ein Kunde mit einer Marke online und offline hat) startet erstmal mit den richtigen Informationen online. Sind Standortdaten online sichtbar und auffindbar, kann dies als Startpunkt der Interaktion mit den Kunden genutzt werden. Dabei ist es wichtig, dass Händler das Nutzerverhalten im Blick behalten: Kunden suchen häufig nicht nach bestimmten Marken, sondern nach Kategorien. Also zum Beispiel nach dem nächsten „Supermarkt in der Nähe“ und nicht nach einer konkreten Kette. Dafür verwenden immer mehr Konsumenten Technologien, die ihnen das Suchen erleichtern: Rund jeder Fünfte (ca. 20%) nutzt schon heute Voice Search mobil von unterwegs.

Location Insider: Verraten Sie uns Ihr Vorbild im Handel und warum der/die alles richtig macht?

Florian Hübner: Es ist nicht direkt ein Vorbild aus dem Handel, aber ich bewundere die Business-Idee von Airbnb. Dahinter steckt ein sehr effizientes Konzept, wie man klassische Business-Konzepte hinterfragt, indem man das Verhalten der Konsumenten berücksichtigt. Und das passiert heute online und offline. Ich bin selbst Airbnb-Nutzer und habe manche Orte so ganz anders kennengelernt, als es aus einem Hotel heraus möglich gewesen wäre.

Location Insider: Ist Ihr Job für Sie Beruf oder Berufung?

Florian Hübner: Ich wollte schon immer Dinge selbst in die Hand nehmen und vorantreiben. Mit der Gründung von Uberall habe ich mir diesen Wunsch erfüllt. Mein Job ist meine Berufung und ich freue mich jeden Tag aufs Neue darüber, diese mit meinem besten Freund und Co-Founder David sowie unserem großartigen Team verfolgen zu können.

Location Insider: Welche Schlagzeile wollen Sie auf keinen Fall über sich im „Handelsblatt“ lesen?

Florian Hübner: Es wäre sehr unpassend “Tod des E-Commerce durch Uberall” im Handelsblatt zu lesen. Es geht uns nämlich nicht darum, den Onlinehandel auszuschalten, denn für uns gehören Online und Offline ohnehin zusammen!

Location Insider: Nehmen wir an, Sie hätten einen Wunsch frei: Wie sähe der Handel in fünf Jahren aus, wenn Sie es sich aussuchen könnten?

Florian Hübner: Ich empfinde es als riesige Chance, die Online- und Offline-Welten für Unternehmen und Konsumenten zu verbinden. Indem sie sich auf das geänderte Kundenverhalten einstellen und den Kunden ins Zentrum rücken, verbessern Händler die Erfahrungen mit ihrer Marken und stärken den Umsatz ihres stationären Geschäfts. Ich wünsche mir, dass das Verständnis des Handels für diese Möglichkeit in den kommenden Jahren wächst.

Location Insider: Vielen Dank für die spannenden Antworten!

Lesen Sie auch die vorherigen Fragebögen unserer Serie “Handel im Wandel“.


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