Hermes liefert nicht – und Retouren abzugeben ist auch nicht gerade einfach.

von Florian Treiß am 21.Oktober 2019 in Kommentar, News

Wenn SportScheck von Hermes liefern lässt, geht es längst nicht so rasant zu wie bei den SportScheck Runs  (Bild: sportscheck.com)

Nicht nur DHL liefert nicht immer so, wie man sich das vorstellt – auch mit Hermes haben ich und sicher auch viele Leser gelegentlich ihre Probleme. Erst vor kurzem sprach ich mit Parcellab-Gründer Anton Eder darüber, wie wichtig smarte Versandkommunikation ist. Doch was mir diesen Monat bei einer Bestellung bei SportScheck, die via Hermes zugestellt werden sollte, widerfahren ist, das war so gar nicht smart, sondern frustrierend. Eine kleine Chronologie:

Am Freitag, 4.10., entdeckt meine Frau im Super Sale von SportScheck einen Pullover, der ihr gefällt, sowie ein Shirt. Also schnell ab in den Warenkorb und bestellt. Am Montag kommen gleich zwei Versandbenachrichtigungen, dass der Pullover nun mit Hermes kommt und das Shirt von einem Drittanbieter (Stichwort Marktplatz-Modell) per DHL. Beide Pakete sollen gleich am nächsten Tag eintreffen. DHL liefert diesmal eine gute Performance und kann das Shirt tatsächlich am Dienstag um 13:32 Uhr zustellen. Soweit, so schön, und das Shirt sieht auch in echt gut aus, meine Frau behält es.

Eine Mail von Hermes im Look von SportScheck kündigt erstmals eine Verzögerung an

Doch die Hermes-Zustellung ist ein ziemlicher Fail, wie die verschiedenen Statusmails und das Tracking später zeigen sollen: Zunächst kündigt am Montag um 21:30 Uhr eine Mail von Hermes im SportScheck-Look die Zustellung am Dienstag an. Dienstagmorgen um 7:09 Uhr folgt jedoch die nächste Mail:

Ihre Bestellung mit der Sendungsnummer … kann voraussichtlich nicht im ursprünglich angekündigten Zeitfenster zugestellt werden. Der Transport in Ihre Zustellregion verzögert sich. Unser Dienstleister Hermes bemüht sich, Ihre Sendung dennoch heute, spätestens aber morgen, zuzustellen.

Doch „noch heute“ klappt es nicht, und wie sich später herausstellen soll, ist auch „spätestens morgen“ nicht zu halten. Erst folgt noch am Mittwochfrüh um 2:01 Uhr eine weitere Mail:

Wir haben gute Nachrichten. Ihre Bestellung mit der Sendungsnummer … ist unterwegs und wird Ihnen in Kürze von Hermes zugestellt.

Dabei wird nun Mittwoch, 9.10., als voraussichtlicher Zustelltag genannt. Wir warten wieder den ganzen Tag auf das Paket von Hermes. Doch es taucht und taucht nicht auf.

Das Hermes-Tracking zeigt auch noch am 10.10. um 9:05 Uhr die geplante Zustellung für den 9.10. an

Als ich am Donnerstagmorgen, 10.10., dann das Hermes-Tracking aufrufe, fühle ich mich komplett veralbert: Dort steht nach wie vor Mittwoch, 9.10., als voraussichtlicher Zustelltag – vielleicht wird’s eine Zeitreise doch noch möglich machen?

Ich setze frustriert einen Tweet ab, der Hermes-Kundenservice meldet sich umgehend zurück und verspricht, dass es heute nun endlich mit der Zustellung klappen soll. Es klappt auch tatsächlich, das Paket wird während einer kurzen Abwesenheit unsererseits beim Nachbarn abgegeben, der natürlich wiederum nicht mehr zu Hause ist, als wir es nachmittags abholen wollen. Abends halten wir dann wirklich das ersehnte Paket in den Händen.

Doch es kommt, wie es kommen muss: Der lang erwartete Pullover gefällt meiner Frau „in echt“ doch nicht so recht, also starten wir den Retourenprozess. Ich will mich schon aufs Rad schwingen und das Paket zu einem Hermes-Shop nahe des Leipziger Zentrums bringen, doch checke ich lieber vorher nochmal den Paketshopfinder von Hermes. Und siehe da, diesen Paketshop gibt’s nicht mehr. Genauso wenig gibt es überhaupt Hermes-Shops innerhalb des Leipziger Stadtrings bzw. in der Fußgängerzone. Das kann der ewige Rivale deutlich besser und hat in der City gleich mehrere Möglichkeiten, Pakete zu verschicken. Mir springt dann doch noch ein anderer Hermes-Shop ins Auge, ca. 1 Kilometer vom Zentrum entfernt, der bis 18 Uhr aufhaben soll. Doch um 17 Uhr stehe ich vor verschlossenen Türen.

Samstags haben alle drei PaketShops von Hermes nahe des Zentrums geschlossen

Und es kommt, wie es kommen muss: Sämtliche drei Hermes-Shops, die in der Nähe des Leipziger Zentrums gelegen sind, haben samstags zu. Um nicht noch weitere Wege fahren zu müssen, bleibt das Paket also das ganze Wochenende bei uns im Flur liegen. Und am Montag kann ich es endlich bei einem Hermes-Shop abgeben, der auf einem meiner Wege liegt. Immerhin verspricht ein Hermes-Mitarbeiter bei Twitter, er werde die Situation im Leipziger Zentrum mal an den Vertrieb weitergeben. „Zwingen können wir aber niemanden“, so der Mitarbeiter freundlich.

Einmal mehr zeigt mir diese Geschichte: Online einkaufen ist längst nicht so komfortabel, wie es die Onlinehändler anpreisen. Die „letzte Meile“ in der Logistik ist ein echter Hemmschuh. Und oftmals ist es wohl doch besser, einfach in einen Laden zu gehen, die Kleidung anzuprobieren und bei Gefallen gleich mitzunehmen, statt tagelang aufs Paket zu warten und schließlich auch noch ein Retouren-Desaster zu erleben.


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