Hierbeidir.com bringt Lieblingsgeschäfte ins Netz.

von Matthias Hell am 01.April 2014 in Local Heroes

Angesichts der wachsenden Anzahl an lokalen Einkaufsportalen setzt Hierbeidir.com auf eine clevere Differenzierung: anstelle der immergleichen Standardshops und nationalen Ketten sind auf der Plattform vor allem kleinere Geschäfte mit individuellen Warensortimenten zu finden. Im Visier stehen Nutzergruppen jenseits der klassischen E-Commerce-Klientel. Und geliefert wird standardmäßig per Fahrradkurier. Hierbeidir.com positioniert sich damit als eine Art Etsy/Dawanda unter den lokalen Einkaufsportalen.

Das Hierbeidir-Gründerteam: Philipp Bohne, Nam Vo und Benjamin Haack

Das Hierbeidir-Gründerteam: Philipp Bohne, Nam Vo und Benjamin Haack

Die Entstehungsgeschichte von Hierbeidir.com klingt ein bisschen nach „Generation Erasmus“: „Wir waren während des Studiums viel unterwegs und haben dabei festgestellt, dass es noch keinen Web-Dienst gibt, der es ermöglicht, an anderen Orten kleine, spezielle Geschäfte kennenzulernen, die man in seiner Heimatstadt gerne besucht“, berichtet Nam Vo, neben Benjamin Haack und Philipp Bohne einer der Gründer des Einkaufsportals. Vor rund eineinhalb Jahren machte sich das in Düsseldorf ansässige Gründerteam an die Entwicklung der Plattform und geht nun – nach der Bewältigung einiger Anfangsschwierigkeiten, wie der für alle Online-Marktplätze problematischen BaFin-Konformität – an den Start.

„Unser Konzept ist nicht auf die Masse angelegt“, beschreibt Nam Vo den Unterschied zwischen Hierbeidir.com und Einkaufsportalen wie MyXplace, Atalanda oder Locafox. Nationale Handelsketten und große Retail-Märkte, die bei anderen Portalbetreibern ein möglichst breites Warensortiment gewährleisteten, seien kein Bestandteil der Philosophie von Hierbeidir.com. Vielmehr wolle man kleine Einzelhändler ins Netz bringen, die individuelle Angebote und „Waren mit Gesicht“ verkauften. Das Spektrum umfasse dabei u.a. Kindermodegeschäfte, Händler von Fairtrade- bzw. Bio-Produkten, Gewürz- und Teeläden sowie allgemein Anbieter von selbstproduzierten Waren.

Vielfältige Händlerunterstützung

IMG_0699Hierbeidir.com richtet damit den Fokus auf Händlersegmente, die sich meistens selbst noch kaum im Internet(-Handel) engagieren und auch durch das Raster anderer Portalbetreiber fallen. Was auf der einen Seite für einen cleveren Alleinstellungseffekt sorgt, schafft andererseits auch spezielle Herausforderungen: „Das fängt bei der Frage an, wie man diese Händler ins Internet kriegt“, berichtet Nam Vo. Das Team von Hierbeidir.com suche geeignete Einzelhändler deshalb aktiv, spreche mit den Ladeninhabern und lerne so auch fast alle auf der Plattform vertretenen Verkäufer persönlich kennen. Die Resonanz sei dabei durchwegs positiv: „Jeder Händler weiß, dass das Internet für den Erfolg ihres Ladengeschäfts notwendig ist. Die meisten haben aber keine Zeit und keine Mittel, um sich damit zu beschäftigen.“

Aus diesem Grund bietet Hierbeidir.com interessierten Händlern eine Reihe von Dienstleistungen, um diesen den Verkauf über die Online-Plattform zu erleichtern: Neben einem klassischen Web-Backend ermöglicht es das Startup Händlern auch, ihr Warensortiment per Excel-Tabelle zu übermitteln. Ihre Hierbeidir-Seite können angeschlossene Händler auch als individuelles Online-Schaufenster nutzen. Und schließlich beschäftigt das Portal einen eigenen Fotoservice, der bei Bedarf Aufnahmen von den angebotenen Artikeln zum Selbstkostenpreis macht. „Wir investieren eine Menge Zeit und auch Geld, um ein möglichst attraktives Angebot zu schaffen. Deshalb ist es wichtig, dass wir die Händler langfristig an uns binden“, erklärt Nam Vo. Hierbeidir.com verzichtet auf eine Händler-Grundgebühr und berechnet dafür durchgängig eine Verkaufsprovision in Höhe von 10 Prozent.

Ziel ist die Verfügbarkeit in 20 Städten

Nachhaltig, aber nicht altmodisch: Das Website-Design von Hierbeidir.com

Nachhaltig, aber nicht altmodisch: Das Website-Design von Hierbeidir.com

Beim Bestellvorgang setzt Hierbeidir.com ebenso auf Prozesse, die auch weniger internetaffinen Nutzern die Teilnahme erleichtern. Statt Verfügbarkeitsanzeigen in Echtzeit listet das Einkaufsportal deshalb nur Artikel, die in den angeschlossenen Geschäften in der Regel ständig vorhanden sind. Kundenbestellungen werden per E-Mail (auf Wunsch auch mit SMS-Benachrichtigung) oder per Fax weitergebeben. Die Händler haben daraufhin 30 Minuten Zeit, um die Bestellung zu bestätigen und die gewünschten Waren zu packen. Geliefert wird standardmäßig innerhalb von 120 Minuten per Fahrradkurier, wo dies – z.B. auf Grund der Distanz oder wegen sperriger Waren – nicht möglich ist, greift Hierbeidir.com auf PKW-Kuriere oder den Versand per DHL zurück. Und auch in der Endkundenansprache bemüht sich das Einkaufsportal in der Absicht niemanden zu vergraulen darum, überflüssigen „Web-Slang“ zu vermeiden.

Nach dem „Soft Launch“ in Düsseldorf und Hannover können sich die Hierbeidir.com-Macher vorstellen, bald in rund 20 großen deutschen Städten vertreten zu sein. „Das ist relativ einfach, weil die kritische Größe für uns bei etwa 20 Händlern pro Stadt liegt“, erklärt Nam Vo. Auch in diesem niedrigschwelligen Ansatz liegt ein Alleinstellungsmerkmal von Hierbeidir.com. Entscheidend dürfte sein, dass es dem Startup gelingt, sich in der Kundenwahrnehmung zwischen den Online-Branchenverzeichnissen auf der einen Seite und großen lokalen Shopping-Portalen auf der anderen Seite zu platzieren. Ob Hierbeidir.com damit gleich zum Heilmittel gegen verödende Innenstädte wird? Nam Vo ist skeptisch: „Ein toller Laden kann auch ohne das Web überleben. Die Trägheit mancher Händler ist hier viel eher das Problem. Aber Hierbeidir.com ist auf jeden Fall stark auf Nachhaltigkeit ausgelegt und hat sich zum Ziel gesetzt, die beteiligten Händler an die Hand zu nehmen.“


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