H&M verleiht Kleidung, Schoko-Reinheitsgebot gefordert, Galeria nur noch mit zwei Zentrallagern.

von Florian Treiß am 13.Oktober 2021 in News

Liebe Leserinnen & Leser,

als ich gestern durch das ansonsten nicht all zu sehr frequentierte Untergeschoss des ECE-Shoppingcenters Promenaden Hauptbahnhof Leipzig ging, kam ich an einer ellenlangen Menschenschlange vorbei. Und zu meinem Erstaunen ging es dabei mitnichten um Shopping in einem angesagten Geschäft, sondern um spontane Corona-Impfungen ohne Terminvereinbarung. Es dürften deutlich über 50 Menschen gewesen sein, die dafür anstanden –  es kann natürlich Zufall gewesen sein, aber vielleicht triggert die neue Kostenpflicht für Corona-Tests ja wirklich die Bereitschaft zur Impfung. Welche Corona-Regeländerungen im Handel anstehen: mehr in unserem Newsletter.

Herzliche Grüße, Ihr Florian Treiß

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H&M verleiht Kleidung, Nu Company fordert Schoko-Reinheitsgebot, Corona-Regeländerungen für den Handel

In seinem Experimentierladen H&M Mitte Garten in Berlin bietet das schwedische Modeunternehmen vorerst bis zum Ende des Jahres Kleidung zum Ausleihen an: Kundinnen und Kunden können in dem Store eine Auswahl an Produkten mit ihrem Smartphone scannen, um sie auszuleihen. Die mit dem QR-Code versehenen Etiketten ermöglichen es, mittels Blockchain-Technologie die Reise des Produktes nachzuvollziehen. Der Service basiert auf SPIN, der Circular-Retail-Plattform des Startups Lablaco. Ganz billig ist der Leihservice aber nicht: pro Stück fallen pro Tag zwischen fünf und neun Euro an, wobei die Mindestleihdauer fünf Tage beträgt und die Teile bis zu drei Wochen lang ausgeliehen werden können.

Das Food-Startup the nu company, bekannt für seine Schokoriegel namens nucao, fordert erneut die Lebensmittelbranche heraus. Im Rahmen der Kampagne „Neue Regeln. Neue Riegel“, die u.a. aus Außenwerbung in 37 Städten und einem Kampagnenfilm in Social Media besteht, fordert das Leipziger Jungunternehmen ein Reinheitsgebot für Schokoriegel. Dieses soll aus den sechs Punkten weniger Zucker, kompostierbare Verpackungen, transparente Zutatenlisten, pflanzliche statt tierische Zutaten, Klimaneutralität sowie keiner Kinderarbeit bei den Kakaolieferanten bestehen. Dazu lädt die nu company Konzerne wie Nestlé, Storck oder Ferrero am 21. Oktober 2021 zu einem „Schokoladengipfel“ in Leipzig ein. Zumindest Bahlsen will der Einladung offenbar nachkommen.

Wenige Tage nach einem Gerichtsentscheid, der einer hessischen Händlerin erlaubte, in ihrem Laden ein 2G-Modell nur für Geimpfte und Genese einzuführen, für das Bundesland die 2G-Option „auf Wünsche aus der Branche hin“ auch offiziell für den Einzelhandel ein, heißt es in der Mitteilung aus der Staatskanzlei. „Wir gehen davon aus, dass diese Option eher nur tageweise genutzt wird und Geschäfte des alltäglichen Bedarfs davon keinen Gebrauch machen werden“, erwartet Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU). Unterdessen fordert die FDP-Landtagsfraktion in Nordrhein-Westfalen, die Maskenpflicht im Handel zu lockern: „In einem Bekleidungsgeschäft oder Supermarkt, wo es kaum Gedränge gibt, können wir auf eine Maskenpflicht sicherlich verzichten“, sagt FDP-Fraktionschef Christof Rasche. Nur in sehr hoch frequentierten Geschäften sei das jetzt noch nicht möglich.

Lieferprobleme im Einzelhandel, Galeria nur noch mit zwei Zentrallagern, Vue Storefront bekommt Millionensumme

Fast drei Viertel der Einzelhändler in Deutschland haben mit Lieferproblemen zu kämpfen: 74 Prozent der befragten Händler klagen darüber, wie aus einer Umfrage des Ifo-Instituts hervorgeht. Besonders stark betroffen sind davon Fahrradhändler, Baumärkte, Elektronikgeschäfte und Möbelhändler, während im Lebensmitteleinzelhandel der Wert deutlich niedriger liegt. „Die Beschaffungsprobleme aus der Industrie sind nun auch hier angekommen“, sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. „Manches Weihnachtsgeschenk wird vielleicht nicht lieferbar sein oder teuer werden.“ Der Handelsverband HDE allerdings beschwichtigt und sieht fürs bevorstehende Weihnachtsgeschäft keinen Grund zur Sorge.

Blick in ein Galeria-Schaufenster (Bild: CorinnaL / Shutterstock.com)

Im Zuge der Restrukturierungen bei Galeria Karstadt Kaufhof, dessen Warenhäuser ab Ende Oktober nur noch Galeria heißen sollen, wird auch die Logistik neu aufgestellt. Künftig sollen die Galeria-Filialen nur noch von zwei Zentrallagern in Essen und Unna mit Waren beliefert werden. An dem Essener Standort wird hauptsächlich Mode gelagert, in Unna Hartwaren, Bekleidung und alle Waren, die online versendet werden. An den vier Regionallagern in Hamburg, Berlin, Ettlingen und München wird die transportierte Ware dann umgeschlagen. Betrieben wird die Logistik seit März 2020 von Fiege X Log, einem Joint Venture des Warenhaus-Konzerns mit dem Logistikdienstleister Fiege.

In den vergangenen Wochen haben wir hier häufig über Composable Commerce berichtet, einen modernen Technologieansatz, der Unternehmen ermöglicht, aus Lösungen verschiedener Anbieter individuelle Online-Shops zu bauen. Ein wichtiger Player in diesem Segment freut sich nun über eine Finanzierungsrunde: Vue Storefront. Das Startup  aus Warschau bekommt 17,4 Millionen Dollar von Creandum, Earlybird Venture Capital, Paua Ventures, Movens Capital und Business Angels. Es handelt sich dabei um eine der größten Series-A-Finanzierungsrunden in Polen. Vue Storefront konzentriert sich mit seiner Software auf das Frontend von Online-Shops, also den für Kund*innen sichtbaren Teil, und kooperiert mit Anbietern wie commercetools, SAP oder Salesforce.

Content im E-Commerce, Supermarkt womöglich Auslaufmodell

Inhalte übernehmen im E-Commerce etliche Rollen. Dabei zeigt sich, dass Content nicht gleich Content ist: Ein Ratgeberbericht im Blog hat ganz andere Aufgaben als eine Produktseite. Tech-Journalist Jan Tißler analysiert beispielhaft die Content-Strategie von Elbgold, Galaxus und Teufel. Außerdem gewährt er Praxiseinblicke aus einem Content-Projekt für Wohnpark. Wichtig aus Tißlers Sicht ist in jedem Fall, das Content in vielen Fällen ein langfristiges Vorhaben ist. Wer eine Landing Page oder eine Produktseite optimiert, wird positive Effekte zwar bisweilen schnell feststellen. In anderen Fällen bereitet man hingegen das Feld erst einmal nur vor, um oftmals viel später zu ernten.

Abschließend noch ein Tipp aus der Mediathek von ARTE: Jahrzehntelang beherrschten große Supermarktketten den globalen Lebensmittelmarkt. Doch allmählich scheint ihr Geschäftsmodell überholt: Ein harter Preiskrieg zwischen den Einzelhändlern und die Ankunft digitaler Großkonzerne wie Amazon und Alibaba stürzen manche Supermarktketten in eine Krise. Ein ARTE-Dokumentarfilm fragt, ob Supermärkte zum Auslaufmodell werden und zeigt, wie das Einkaufen von morgen aussehen könnte. Mehr zum Thema gibt’s auch in einem begleitenden Artikel des ARTE-Magazins zu lesen.

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