Home eat Home will hoch hinaus – mit Kochtaschen und Kühlstationen.

von Fritz Ramisch am 13.Juli 2015 in News, Trends & Analysen
Home eat Home am Hauptbahnhof Berlin.

Home eat Home am Hauptbahnhof Berlin.

Click & Cook: Der E-Food-Markt in Deutschland kommt immer mehr in Bewegung. Was mit Lieferdienst-Vermittlern wie Lieferando und Lebensmittel-Lieferdiensten wie allyouneed angefangen hat, beschäftigt längst auch traditionelle Handelskonzerne wie Rewe. Das Angebot reicht von der Vermittlung von fertig zubereiteten Speisen bis zum Gemüseabo. Einen Mittelweg geht Home Eat Home. Das Berliner Startup richtet sich an Menschen, die keine Lust oder Zeit für den Großeinkauf haben, aufs Kochen aber nicht verzichten wollen. Home eat Home bietet die Möglichkeit, über die App oder Webseite die Zutaten für wöchentlich wechselnde Gerichte vorzubestellen und an entsprechenden Stationen in der Nähe abzuholen. Die Gerichte reichen von Paleo – Ernährung wie in der Steinzeit – über Regionales bis hin zu veganen Gerichten. Ein Abonnement müssen Kunden von Home eat Home nicht abschließen. „Das schränkt die Zielgruppe zu sehr ein. Das Großstadtszenario ist vielfältig. Mal geht man Essen, mal lässt man sich eine Pizza liefern und dann möchte man auch mal selbst kochen“, sagt Sebastian Esser, CEO und Mitgründer von Home Eat Home.

Home eat Home bietet seine Kochtüten bald auch in Kaiser’s-Supermärkten an

Home eat HomeHome eat Home betreibt derzeit 20 Abholstationen in Berlin, z.B. am Hauptbahnhof, aber auch in Spätis, Fitnessstudios oder in den Büros von Groupon oder Zalando. Der Fokus liegt auf Pendlern, Workaholics oder ernährungsbewussten Stadtmenschen. Demnächst sollen zehn Kaiser’s Supermärkte mit entsprechenden Kühlschränken ausgestattet werden. Kaiser’s verspricht sich von der Partnerschaft auch zusätzliche Kunden, hält sich auf Nachfrage aber ziemlich bedeckt. Momentan sei die Partnerschaft zunächst nur auf eine Testfiliale beschränkt, heißt es von offizieller Stelle. Immerhin: Das Konzept von Home eat Home ist nicht auf Disruption, sondern auf Partnerschaften mit klassischen Händlern ausgerichtet. Kleine Händler können sich durch die Aufstellung der Kühlschränke etwas dazu verdienen oder auch ihre Verkäufe ankurbeln, sagt Esser. So seien Kombinationsangebote oder die Bestückung mit zusätzlichen Produkten denkbar. Ein Lieferdienst ist Home eat Home nicht. Wem der Weg zum nächsten Späti zu weit ist, der kann sich „Home eat Home“-Tüten aber auch auf eigene Rechnung bei Lieferheld bestellen und nach Hause liefern lassen. Bisher hat Home eat Home eigenen Angaben zufolge ca. 2.500 Nutzer, von denen rund 900 regelmäßig – das heißt im Schnitt zwei Mal monatlich – bestellen.

Home eat Home will hoch hinaus

Das Startup hat große Pläne und will bis Ende des Jahres nach Hamburg expandieren. Frankfurt am Main, Köln und Düsseldorf sollen 2016 folgen. Weil Expansion Geld kostet, verhandelt Home eat Home derzeit mit verschiedenen Investoren, darunter auch mit der Deutschen Bahn, über eine Finanzierung. Das Startup strebt bis Ende des Sommers eine Kapitalspritze in Höhe von 2 Mio Euro an. Das Startkapital kam von der Coca-Cola Founders Platform. Der prominente Geldgeber verspricht sich natürlich auch etwas von seinem Schützling. Mittelfristig könnte Home Eat Home auch Fremdprodukte in seinen Kühlschränken anbieten. Diese würden dann zu Logistic Hubs für Frischware – ein Geschäftsmodell mit Zukunft.

Die Kochtüte – nix für Küchenmuffel und schmale Geldbörsen

homeeathome2Für passionierte Hobbyköche, wie mich, ist Home eat Home einen Versuch wert – auch wenn die Kochtüten deutlich über die Discounterpreise hinausgehen. Passend zur Sommerhitze probiere ich Gazpacho mit Knoblauch-Shrimps und Koriander – hab ja eh nix mehr vor. Die Bestellung per App funzt, wie sie soll, schnell und unkompliziert. Die Abholung erfolgt im Zusammenspiel mit der App: Code vom Automaten in die App tippen, einmal in Gedanken „Sesam öffne dich“ murmeln und schon hat man die Kochtüte in der Hand. Beim Auspacken der Tüte ahne ich, dass es länger dauern könnte: Gurke, Tomate, Zwiebel, Paprika und Staudensellerie wollen in möglichst kleine Würfel geschnibbelt werden. Schnibbeln ist nicht so mein Ding, das übernimmt sonst doch der Hilfskoch. Ich halte mich wider Willen trotzdem ans Rezept. Nach gut 15 Minuten Schnibbel-Feinarbeit geht es dann aber fix: Knoblauch pressen und ab mit den Garnelen in den Wok, fertig.

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Am Ende weiche ich dann aber doch – mit all der Erfahrung eines Hobby-Gourmets – vom Rezept ab und püriere die Gazpacho, machen der Spanier um die Ecke und Lidl schließlich auch so. Nach gut einer halben Stunde, etwas Finetuning mit Salz, Pfeffer und ein bisschen Tabasco ist die Suppe dann servierfertig. Hunger habe ich jetzt aber nicht mehr so richtig, nach so viel Schnabulieren zwischendurch. Die Gäste freut’s.

 

 

Philipp von RöderMitarbeit: Philipp von Roeder liebt Kommunikation und neue Technologien. Seine berufliche Laufbahn begann er als Journalist für Radio, Zeitung und TV. Seit 2008 betreut er mit seiner Agentur tba: vR communications von Berlin aus nationale und internationale Start-Ups und Grown-Ups aus der Digitalindustrie.


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