Interview: adsquare-CEO Sebastian Doerfel treibt die Europa-Expansion voran.

von Christian Bach am 18.Juni 2014 in Interviews

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„Aktuell konzentrieren wir uns auf Europa und die Kernmärkte Deutschland, UK und Frankreich. Partnerschaften mit Netzwerken und Plattformen sind hier bereits geschlossen“, sagt adsquare-Mitgründer und -CEO Sebastian Doerfel und fügt an, dass erste Kampagnen in Planung sind. Der Mobile-Audience-Targeting Anbieter muss wie Werbenetzwerke und Exchange-Plattformen international denken, einfach skalieren und trotzdem die Gegebenheiten lokaler Märkte adressieren, so Doerfel. adsquare ermöglicht es Werbetreibenden mobile Nutzer kontextabhängig zu erreichen. So verknüpft die Plattform Umgebungsvariablen des Standorts mit der aktuellen Zeit und analysiert in Echtzeit den individuellen lokalen Kontext und das Zielgruppenprofil des Users. Nicht nur wegen der Datenskandale muss das Unternehmen aus Brandenburg dabei auf den Datenschutz achten. „Das Ausspielen ortsbezogener mobiler Werbung ist ein noch sehr junges Thema, das gerade in Deutschland mit vielen Vorbehalten behaftet ist“, weiß Doerfel um den Snowden-Effekt.

Location Insider: Am 2. Juni haben Sie die Ergebnisse einer gemeinsamen Case Study mit Vodafone veröffentlicht. Welches Fazit ziehen Sie daraus?

Sebastian Doerfel: Die Ergebnisse unserer aktuellen Case Study, die wir gemeinsam mit Vodafone im Premium-Netzwerk von G+J EMS durchgeführt haben, unterstreichen das enorme Potenzial, das Mobile Audience Targeting Werbetreibenden bietet. Durch die individuelle Ansprache der richtigen Zielgruppen im für die Werbebotschaft relevanten Kontext konnten wir die Klickrate um durchschnittlich 48,8 Prozent und in Untergruppen sogar um bis zu 80 Prozent steigern. Sowohl für Vodafone als auch für unsere anderen Werbekunden ist Mobile Audience Targeting zum wichtigen Instrument im Marketingmix geworden.

Location Insider: In Ihrer Pressemitteilung wurde betont, dass die Datenschutz-Vorgaben bei der Erhebung standortbasierter Daten eingehalten wurden. Ist das ein Snowden-Effekt oder wieso ist dieses Thema derzeit so wichtig?

Sebastian Doerfel: Das Ausspielen ortsbezogener mobiler Werbung ist ein noch sehr junges Thema, das gerade in Deutschland mit vielen Vorbehalten behaftet ist. Der Aufenthaltsort eines Nutzers sagt sehr viel über seine Interessen und seine Intentionen aus und ist daher ein Datenpunkt, mit dem man sehr sensibel umgehen muss. Aus diesem Grund haben wir die Privatsphäre der mobilen Nutzer bei der Entwicklung unserer Plattform ins Zentrum gestellt. So arbeiten wir komplett ohne Cookies und fokussieren uns auf die Profilierung von Locations, nicht von Nutzern. Wir arbeiten mit den Positionsdaten nur in anonymisierter und aggregierter Form und erstellen keine Bewegungshistorien. Der Aspekt „Made in Germany“ ist dabei für uns keine Einschränkung, sondern bietet adsquare in Europa einen Wettbewerbsvorteil gegenüber US-Playern – denn dank der von Ihnen angesprochenen Datenskandale wächst überall auf der Welt ein gesundes Datenschutzverständnis.

Location Insider: „Nie waren die digitale und die analoge Welt so eng miteinander verschmolzen. Und nie gab es so viele Möglichkeiten, den Konsumenten im richtigen Kontext mit der passenden Werbebotschaft zu erreichen“, schrieb Daniel Rieber, Director Business Development bei adsquare, in seinem Gastbeitrag bei mobilbranche.de über die Hausaufgaben für die Mobile-Advertising-Branche Ende 2013. Wurden diese Hausaufgaben nun sechs Monate später erledigt?

Sebastian Doerfel: Unser Ziel als unabhängiger Targeting- und Daten-Anbieter ist es, Werbung relevanter zu machen und somit sowohl den Nutzern als auch den Werbetreibenden einen echten Mehrwert zu bieten. Eine topaktuelle Studie von AppNexus, IAB Europe und Warc listet Targeting als wichtigsten Faktor für Agenturen und Media-Entscheider auf. Genau dieses Problem adressieren wir mit adsquare mit dem Fokus auf Mobile, wo Audience-Daten noch sehr rar gesät sind. Mit unserer Plattform liefern wir somit einen wichtigen Baustein, um Mobile für Branding-Kampagnen noch interessanter zu machen. Die Branche ist auf einem sehr guten Weg und Marktprognosen werden derzeit auch eher nach oben korrigiert – ich stimme Daniel aber nach wie vor zu, dass es immer noch einige „Hausaufgaben“ in verschiedenen Bereichen gibt.

Location Insider: Ende Januar hat adsquare Forschungsgelder in sechsstelliger Höhe erhalten. Damit sollten die Algorithmen für standortbezogenes Targeting im Echtzeithandel verbessert werden. Inwieweit haben Sie die Verbesserungen abgeschlossen?

Sebastian Doerfel: Dank der Forschungsgelder der EU konnten wir unser Team Anfang des Jahres im Bereich Backend Development und Data Science erweitern. Diese wichtigen Verstärkungen haben es uns ermöglicht, neueste wissenschaftliche Erkenntnisse in die Weiterentwicklung unserer Plattform einfließen zu lassen. Hierzu gehört zum Beispiel die Entwicklung eines Moduls zur Bewertung des standortbasierten Traffics. Dieser kann je nach Publisher sehr ungenau sein und wir trennen hier die Spreu vom Weizen, um die Qualität unserer Zielgruppeninformationen noch weiter zu steigern. Dieses Produkt und weitere werden wir Werbenetzwerken und Plattformen bereits in Kürze zur Verfügung stellen.

Location Insider: adsquare bietet seinen Kunden unter anderem eine Lösung für Mobile Real-Time-Bidding (RTB). Welche Vorteile bringt RTB mit sich?

Sebastian Doerfel: Der automatisierte Echtzeithandel von digitaler Werbung bietet sowohl Publishern als auch Werbetreibenden enorme Vorteile – vor allem in der effizienten Buchung und Abwicklung als auch durch die enorme verfügbare Reichweite. Voraussetzung für die erfolgreiche Kampagnenaussteuerung ist jedoch immer die zur Verfügung stehende Datenbasis. Daher bietet adsquare im Bereich Real-Time Advertising einen noch größeren Mehrwert und ermöglicht es, Kampagnen auf die richtige Zielgruppe zu targeten, ohne dass hierfür Cookies oder First-Party-Daten notwendig sind. Durch die Integration unserer Plattform sowohl auf Supply- als auch auf Demand-Seite können wir unsere Daten und Zielgruppenprofile somit noch besser skalieren und im Buchungsprozess viel einfacher zur Verfügung stellen.

Location Insider: Geben Sie uns bitte einen Ausblick zur Zukunft des Location-based Advertising. Wo geht die Reise hin?

Sebastian Doerfel: Aktuell ist ein eindeutiger Trend festzustellen, der in Deutschland noch als eher visionär wahrgenommen wird, in den USA aber schon zum fest etablierten Businessmodell geworden ist: Mobile wird mehr und mehr zum Transmitter zwischen digitalem Marketing und der „realen“ Welt. Das spannende an dieser Entwicklung ist, dass sich neben gestandenen Online-Playern auch Offline-Kunden – von Out-of-home über den lokalen Handel bis hin zu Direktmarketern – für Mobile interessieren. Diese Entwicklung wird durch den aktuellen Hype nun noch einmal beschleunigt und wir erhalten auch in Deutschland verstärkt Anfragen aus den klassischen Kanälen. Diese betreiben seit jeher lokales Marketing und können nun ihre Erkenntnisse und auch eigene Daten über uns in den digitalen Bereich verlängern.

Location Insider: adsquare will sich weiter internationalisieren. Wie genau sehen die Pläne Ihres Unternehmens aus?

Sebastian Doerfel: Bei der Entwicklung unserer Plattform und der Anbindung von Datenpartnern war der internationale Einsatz schon immer ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl unserer Partner. Dies ermöglicht es uns nun, unsere Aktivitäten sehr schnell auf weitere Länder auszuweiten. Aktuell konzentrieren wir uns auf Europa und die Kernmärkte Deutschland, UK und Frankreich. Partnerschaften mit Netzwerken und Plattformen sind hier bereits geschlossen und erste Kampagnen in Planung. Werbenetzwerke und Exchange-Plattformen denken international und suchen eine übergreifende Lösung, die einfach skaliert und trotzdem die Gegebenheiten lokaler Märkte adressiert.

Location Insider: Vielen Dank für das Interview.

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