Interview: Bonial-Gründer Christian Gaiser über seinen Rückzug aus dem Tagesgeschäft.

von Florian Treiß am 27.Juni 2018 in Interviews, News, Retail Media

Christian Gaiser

Stabübergabe beim kaufDA-Betreiber: Christian Gaiser, Gründer und CEO von Bonial, zieht sich rund zehn Jahre nach der Gründung aus dem aktiven Management des Unternehmens zurück. Neuer CEO wird Max Biller, der schon seit 2011 als COO an Bord des Spezialisten für Drive-to-Store Marketing ist. Gaiser selbst bleibt Bonial aber verbunden, und zwar als Chairman eines neuen Beirats. Zudem bleibt er neben dem 2011 eingestiegenen Hauptgesellschafter Axel Springer der zweitgrößte Anteilseigner von Bonial und hält 20 Prozent der Anteile. Wir haben mit Christian Gaiser über seine zehn Jahre bei Bonial und seine künftigen Aufgaben gesprochen.

Location Insider: Christian, Du ziehst Dich aus dem aktiven Management von Bonial zurück und leitest künftig als Chairman den neuen Beirat von Bonial. Was hat Dich zu diesem Schritt bewogen?

Christian Gaiser: Die Idee für eine Shopping-Plattform hatten wir im Jahr 2008. Wir galten damals als „Schrecken der Verlage“. Dann kam Axel Springer. Das hat uns tolle Optionen geboten. Wir sind eine erfolgreiche internationale Gruppe geworden. Bonial verzeichnet heute nachhaltig profitables Wachstum in seinen Kernmärkten. Das Unternehmen ist gut aufgestellt und ein Wechsel von der Rolle des CEO war schon länger geplant. Wir haben über die Jahre ein starkes und international erfahrenes Führungsteam aufgebaut, allen voran mit Max Biller, meinem langjährigen Geschäftspartner, sodass ich dem heutigen Team voll vertraue. Für Bonial und mich ist es die absolut richtige Entscheidung. Ein Wechsel bringt hier viele Chancen. Ich freue mich sehr auf die neue Aufgabe als Chairman, denn sie eröffnet mir die Möglichkeit, starker Teil von Bonial zu bleiben und gleichzeitig neue Ziele zu verfolgen.

Location Insider: Was waren Deine größten Erfolge bei Bonial?

Christian Gaiser: Da gibt es sicher viele, um nur wenige zu nennen. Wir haben eine tolle kundenorientierte DNA aufgebaut und mehr als 5.000 Handelspartner in 10 Ländern gewonnen. Zudem haben wir ein Massenmarktprodukt geschaffen mit 25 Mio. Shoppern, das heute in vielen Appstores der Welt riesige Beliebtheitswerte hat – und das ganz ohne Markting-Maschinerie, sondern mit einer gezielten Strategie. Nicht zuletzt freue ich mich aber besonders über unser Team aus über 30 verschiedenen Nationen. Sie haben den Erfolg erst möglich gemacht. Alles, was wir bzw. ich erreicht habe geht nur mit einem tollen Team und wenn ich zurückblicke, ist das mit Abstand unsere größte Leistung.

Location Insider: Ihr musstet Retale, Eure US-App, schließen. Was war daraus das größte Learning für Dich?

Christian Gaiser: Die Entscheidung in die USA zu gehen würde ich immer wieder treffen, jedoch rückblickend früher. Im Mobile-Markt wird es Jahr für Jahr kostenaufwändiger, die Relevanzschwelle in den Appstores zu erreichen. Das ist mittlerweile auch in Deutschland so, wo wir als Early Mover mit kaufDA früh eine Brand aufgebaut haben. Darum war es auch der konsequente Schritt, sich auf unsere profitablen Märkte zu konzentrieren, in denen wir eine starke Marktstellung haben. Schön zu sehen war, dass die innovativsten Händler der USA wie Walmart oder Target unsere Produkte geschätzt und eng mit uns zusammengearbeitet haben. Die US-Handelsriesen sind oft einige Schritte weiter und so konnten wir unser Produkt ständig verbessern.

Location Insider: Künftig ist Dein langjähriger Weggefährte Max Biller der CEO von Bonial. Was gibst Du ihm mit auf den Weg?

Christian Gaiser: Max Biller ist seit 2011 mein Geschäftspartner und ein großartiger CEO. Er weiß, wie der stationäre Handel funktioniert und wie Bonial bei der wichtigen Aufgabe der Digitalisierung unterstützen kann. Daher braucht er sicher keine Empfehlungen von mir. Ich selbst habe viel von ihm lernen dürfen. Ich übergebe ihm die Unternehmensführung mit vollem Vertrauen. In meiner neuen Rolle als Chairman bleibe ich Bonial ja als Gesellschafter und Berater sehr verbunden. Ich stehe sozusagen als Sparringpartner und Netzwerker zur Verfügung und werde die weitere Entwicklung von Bonial mit vorantreiben.

Location Insider: Was sind Deiner Ansicht nach die größten Fehler, die Einzelhändler bei der Digitalisierung machen können?

Christian Gaiser: Der größte Fehler ist es, neue Initiativen im digitalen Umfeld mit zu kurzfristiger Perspektive zu bewerten. Neue Wege brauchen oft mehr Zeit als man ursprünglich gedacht hat und da sollte man früh dabei sein.

Location Insider: Du bist gerade mal 31 Jahre jung. Das ist ein bißchen früh für die Rente, oder? Was sind Deine künftigen Pläne neben der Tätigkeit als Bonial-Chairman?

Christian Gaiser: 32. 😊 Und zurücklehnen werde ich mich sicher nicht. Dazu macht es mir viel zu großen Spaß, etwas aufzubauen und voranzutreiben. Konkrete Pläne gibt es aber noch nicht.

Location Insider: Danke für das Interview und viel Erfolg für die Zukunft!

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