Interview mit Burda-Manager Jan Bussiek: Wie die-rabatt-macher.de zur Prime-Alternative werden soll.

von Florian Treiß am 19.Juli 2018 in Interviews, News

Jan Bussiek

„Es gibt kein Naturgesetz, dass nur Jeff Bezos solche Kräfte entfesseln kann“, sagt Jan Bussiek über Prime, das Premium-Kundenprogramm von Amazon. Der Manager des Medienkonzerns Burda hat sich deshalb einiges vorgenommen: Mit dem neuen Angebot DieRabattMacher, das auf den ersten Blick wie ein kostenpflichtiges Gutscheinportal aussieht, will er „einen Verbund aufbauen, über den der Nicht-Amazon-Commerce in Deutschland signifikant gestärkt wird“, so Bussiek im Gespräch mit Location Insider. Betrieben von der BurdaDirect-Tochter PaketPLUS, sind bei DieRabattMacher bereits einige klangvolle Partner an Bord, u.a. About You, Junique, MyMüsli oder Tchibo. Weitere sollen demnächst hinzukommen. Mit Seitenhieb auf Amazon Prime sagt Bussiek, dass viele Fische im Schwarm auch etwas gegen einen Hai unternehmen können: „Wir organisieren gerade solch einen Schwarm.“

Location Insider: Burda hat das neue Portal www.die-rabatt-macher.de gestartet. Für was braucht es noch ein weiteres Gutscheinportal?

Jan Bussiek: Wir sehen uns gar nicht als Gutscheinportal. Mittelfristig wird DieRabattMacher so funktionieren, dass die Partner unsere Mitglieder an ihrer Email-Adresse erkennen und ohne das Eingeben von Codes automatisch den versprochenen Rabatt gewähren. Dann fühlt sich das auch gar nicht mehr an wie ein Gutscheinportal. Dass wir zum Start mit Rabatt-Codes arbeiten, ist Mittel zum Zweck: Es senkt die Einstiegshürde für Partner quasi auf Null, weil ausnahmslos alle in der Lage sind in wenigen Minuten solche Codes bereitzustellen.

Location Insider: Bei Ihnen müssen die Nutzer einen kleinen Beitrag von aktuell 2,90 Euro für eine Jahresmitgliedschaft zahlen, später soll der Betrag auf 29 Euro steigen. Aber wer bitte zahlt gerne für Gutscheine, die er bei Sparwelt, MyDealz & Co kostenlos bekommt?

Jan Bussiek: Es werden diejenigen Nutzer sehr gerne bezahlen, die verstehen, dass sie bei unseren Partnern nicht nur einmal als Neukunde oder unter anderen Nebenbedingungen einen Rabatt bekommen, sondern während ihrer Mitgliedschaft immer wieder – egal wie oft und wie viel sie einkaufen. Und diejenigen Nutzer, die erleben, dass bei uns das Geld in ihren persönlichen Rabatt geht, welches bei MyDealz & Co in die Provision fließt. Diese sehr wesentlichem Unterschiede zu erklären und weit sichtbar zu kommunizieren, ist wahrscheinlich unsere größte Herausforderung.

Location Insider: Gerade hat Amazon seinen Prime Day zelebriert. Langfristiges Ziel von Ihnen ist es, eine Alternative zu Prime aufzubauen. Wie soll das bei der Marktmacht von Amazon funktionieren?

Jan Bussiek: Ich empfinde da auch angesichts dieser unbestritten großen Marktmacht überhaupt keine Hilflosigkeit. Nehmen Sie Tolino. Der Verbund hinter Tolino hat gegen alle Wetten erreicht, dass Tolino mit der Anzahl ihrer Lesegeräte auf Augenhöhe mit Amazon spielt und dass die Tolino-Partner eben nicht all ihr Geschäft an Amazon verloren sondern erfolgreich Markanteile verteidigt haben. Es gibt da in einem Kinderbuch so ein Bild, wo sich viele kleine und mittelgroße Fische in einem Schwarm zusammentun, der aussieht, wie ein großer Fisch. Und siehe da: Im Schwarm haben sie dem Hai auf einmal etwas entgegen zu setzen. Wir organisieren gerade solch einen Schwarm.

Location Insider: Wie schwer hat es der Nicht-Amazon-Commerce denn hierzulande? Verschiedene Studien zeigen, dass für immer mehr Verbraucher ja Amazon das Synonym für Online-Shopping schlechthin ist und sie ihre Produktsuche direkt bei Amazon starten und nicht etwa bei Google.

Jan Bussiek: Da wirken schon gewaltige Kräfte für Amazon, weil Amazon auch einfach vieles klug und richtig macht. Aber derlei Kräfte zu entfesseln, ist ja nicht exklusiv Amazon vorbehalten. DieRabattMacher kann und wird den Share of Wallet unserer Partner erhöhen. So wie Payback den Share of Wallet der Gründungspartner Aral, dm, Kaufhof und Real seinerzeit gegenüber ihren Wettbewerbern signifikant erhöht hat. Ich beobachte das tatsächlich unmittelbar bei mir zu Hause: Ich nutze DieRabattMacher zum Einkaufen bei Silkes Weinkeller, und jetzt fängt meine Frau an, über DieRabattMacher bei About You und Flaconi zu bestellen. All die Partner von DieRabattMacher haben jetzt bei uns zu Hause einen Vorsprung, so wie die Bahn bei Bahncard-Besitzern immer einen Vorsprung gegenüber anderen Verkehrsmitteln hat.

Ein erster Blick auf DieRabattMacher

Location Insider: Wieviele Partner-Händler brauchen Sie denn, um eine gewisse Flughöhe zu erreichen?

Jan Bussiek: Viel hilft viel, aber es gibt da nicht den einen magischen Schwellenwert. Wir sehen beispielsweise bei Zooplus oder Keller Sports, dass das Angebot „Bezahle einmal einen Betrag X und bekomme dann ein Jahr lang Rabatt Y auf jeden Einkauf“ ja sogar im CRM einzelner Händler funktioniert. Keller Sports steht da inzwischen bei beachtlichen 50.000 Subscribern. Wenn solche Zahlen in deren Nische erreichbar sind, was können wir dann wohl im Verbund mit Tchibo, About You und weiteren Partnern dieses Kalibers erreichen?

Location Insider: Wie ist eigentlich Ihr Geschäftsmodell? Auf der Website heißt es, sie würden von den teilnehmenden Händlern keine Provision erhalten.

Jan Bussiek: Wir refinanzieren uns rein aus der Gebühr, welche die Endkunden bezahlen. Wenn die Mitgliederzahlen wie geplant wachsen, ist das absolut auskömmlich.

Location Insider: Wo wollen Sie mit den „Rabattmachern“ in den nächsten fünf Jahren hin? Werden wir dann eigene „Rabattmacher Days“ sehen oder so etwas?

Jan Bussiek: Inhaltlich sind wir da überhaupt nicht festgelegt. Fest steht: Wir wollen im Markt einen Unterschied machen. Und ich persönlich glaube fest daran, dass wir diesen Unterschied im Markt machen, wenn wir ihn effektiv für einzelne Mitglieder machen. Wir müssen Ihnen persönlich so gute Vorteile liefern, dass es für Sie ein No-Brainer wird, eine Mitgliedschaft bei DieRabattMacher zu kaufen. Rabatte werden sicher ein wichtiger Bestandteil sein, aber schauen wir mal, was da noch dazu kommt und die Spielregeln zu Gunsten unseres Verbundes verändert. So wie die Integration von Video on Demand vor noch gar nicht langer Zeit die Spielregeln von Kundenbindung zugunsten von Amazon Prime verändert hat. Nochmal, es gibt kein Naturgesetz, dass nur Jeff Bezos solche Kräfte entfesseln kann.

Location Insider: Vielen Dank für das Interview!


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