Interview: Findbox-Gründer Michael Unmüßig über den Zusammenschluss mit SES-imagotag und elektronische Preisschilder.

von Florian Treiß am 09.Februar 2017 in Interviews, News

Michael Unmüßig, Gründer von Findbox und Managing Director SES-imagotag Deutschland

„Mit moderner digitaler Preistechnologie wird der stationäre Handel tatsächlich konkurrenzfähig zum Online-Handel“, sagt Michael Unmüßig, Gründer des deutschen Handelstechnologie-Startups findbox, über die Vorteile von elektronischen Preisschildern. Vergangenen Herbst hat sich nun SES-imagotag an dem Unternehmen beteiligt – und Findbox wird voraussichtlich schon ab kommender Woche unter dem neuen Namen SES-imagotag Deutschland auftreten, während Findbox zu einem Markenname einer der Produktlinien des neuen Unternehmens wird. Mehr zum Zusammenschluss, zum Markt für elektronische Preisschilder sowie zu den Highlights des Unternehmens auf der Euroshop verrät Michael Unmüßig in unserem Interview.

Location Insider: SES-imagotag, der Weltmarktführer für elektronische Preisschilder (ESL), ist seit Herbst am deutschen Startup Findbox beteiligt. Wie ist die Partnerschaft angelaufen und wieviele Anteile hält SES-imagotag mittlerweile?

Michael Unmüßig: Der schönste Satz hierzu ist auf der gemeinsamen Weihnachtsfeier gefallen: Am Anfang waren wir Wettbewerber, dann Partner und nun sind wir enge Freunde. Dass die Chemie zwischen beiden funktioniert, konnte man bereits auf der NRF sehen. SES-imagotag hat ein sehr professionelles und erfahrenes Managementteam, welches es versteht, die Stärken und Schwächen eines Startups bestmöglich zu managen. Seit Ende November gehören nun 67 Prozent der Anteile der SES-imagotag, ab voraussichtlich kommender Woche werden wir dann auch den neuen Namen SES-imagotag Deutschland tragen, findbox wird Markenname für unsere Produktlinie.

Location Insider: Wie passen die Lösungen von Findbox mit denen von SES-imagotag zusammen?

Michael Unmüßig: SES-imagotag und findbox ergänzen sich hervorragend, die findbox-Sortimente sind komplementär. Findbox als Produkterkennungssystem ist weltweit einzigartig und öffnet viele Türen. Unsere SmartESL mit Blinkfunktion verfügen über die weltweit schnellste ESL-Flash-Lösung. Das kombiniert mit den hoch skalierbaren Fertigungsmöglichkeiten der SES-imagotag verschafft uns eine einzigartige Wettbewerbsposition.

Location Insider: Auf der Euroshop stellen Sie im März Ihre Lösungen erstmals gemeinsam einem breiten Publikum vor. Was erwartet die Messebesucher?

Michael Unmüßig: Hier dürfen Sie viel von uns erwarten. Dazu nur einige Highlights, die wir zeigen werden: Wir präsentieren wasserfeste ESL, wir haben ein extrem robustes Tiefkühl-ESL. Wir beweisen, dass unsere Labels nicht nur schwarz & weiß & rot darstellen können. Aus den digitalen Preisschildern haben wir Anzeigeflächen zu Mini-Webseiten gemacht. Darauf können Kunden gezielt wichtige Informationen von gesuchten Produkten finden – beispielsweise über Herkunft, Bewertungen usw. Und das alles interagiert direkt mit dem Smartphone des Kunden. Dies ist nur ein kleiner Einblick in den „Connected Store“ der Zukunft.

Location Insider: Schaut man sich auf Ihrer Website um, so gibt es gefühlt ein Dutzend verschiedene elektronische Preisschilder. Was sind die wesentlichen Unterschiede und welche Innovationen gibt es aktuell?

Michael Unmüßig: Als neue SES-imagotag verfügen wir über das breiteste Sortiment an Labelgrößen in Verbindung mit den technisch fortschrittlichsten Hochfrequenz-Netztechnologien sowohl im Wifi-Bereich, als auch im Sub-Gigaherz-868-Band. Das Portfolio der Displaytechnologien reicht vom klassischen Segment Label, über LCD bis hin zu E-Paper Displays. Unsere Labels gibt es in Spezialvarianten für den Tiefkühlbereich, wasserfest und hochtemperaturbeständig. Und nicht zu vergessen: die Blickfunktion, die unglaubliche Kostenvorteile im Regalmanagement und bei Click & Collect Anwendungen bietet.

Location Insider: Was sind generell die Vorteile von elektronischen Preisschildern für Händler?

Michael Unmüßig: Der elementare Vorteil ist: Kein Kunde, der ESL hat, wollte jemals zurück zu den Papierschildern. Aber im Ernst: Mit moderner digitaler Preistechnologie wird der stationäre Handel tatsächlich konkurrenzfähig zum Online Handel. Damit sind beide wieder auf Augenhöhe und man kann endlich vom Gegeneinander zum Miteinander denken. In unserem Ansatz geht es um einen echten Omnichannel von stationärem und digitalem Geschäft. Dieser umfasst dabei sechs verschiedene Kaufvarianten. Das elektronische Preisschild ist das Bindeglied aller Kanäle.

Location Insider: Und welche Vorteile gibt es für Kunden, die vielleicht Sorge haben, dass an der Kasse schon ein anderer Preis aufgerufen wird, als auf dem elektronischen Preisschild stand?

Michael Unmüßig: Die Frage hören wir sehr häufig. Interessanterweise wurde die Frage bei Papierschildern nie gestellt, obwohl es gerade mit Papierschildern viel häufiger zu Auszeichnungsfehlern kam. Jedoch war das nie im Fokus, der Kunde hat auf Preiswahrheit und Preisklarheit vertraut. In eigenen Analysen haben wir gesehen, dass bei Märkten ohne digitale Preisschilder Abweichungen an der Kasse von bis zu zwölf Prozent möglich sind. Das Phänomen falscher Preise an der Kasse ist also nicht ganz neu und auch nicht dem ESL zuzuordnen.

Das Thema häufige Preiswechsel ist eine Frage der Gerechtigkeit: warum akzeptiere ich häufige Preiswechsel im Internet und missbillige sie im Einzelhandel? Wenn wir die Innenstädte erhalten wollen, muss es erlaubt sein, das der E-Tailer und der Retailer mit gleichen Instrumenten antreten, nur dann haben beide Seiten eine faire Chance im Wettbewerb.

Location Insider: Die Digitalisierung am POS schreitet rasant voran. Was kommt auf die Kunden zu, wenn Sie etwa an Konzepte wie Amazon Go denken?

Michael Unmüßig: Es ist schon recht aufschlussreich, dass Innovationen von Amazon, Google und Co. immer als innovativer bewertet werden als Innovationen, die aus dem Einzelhandel kommen. Das Konzept, dass sich ein Kunde bei Betreten des Marktes registriert, betreibt die METRO seit Jahrzehnten. Dass die Entnahme über Videokameras erfasst wird, ist keine Neuheit, vielmehr werden hier neuronale Netze und Deep Learning Modelle eingesetzt, die viele Informatiker heute schon von der Uni kennen. Ob sich das bei den heutigen Datenschutzvorgaben umsetzen lässt, steht noch in Frage.

Aber Amazon hat die Augen geöffnet, dass jetzt etwas getan werden muss. Investitionen in die IT werden noch strategischer und genau dabei kommt SES-imagotag mit seinen Partnern zum Zuge. Lückenlos sind wir mit gemeinsamen Konzepten in der Lage, größte Digitalisierungsprojekte zu verwirklichen, sei es bei ESL, Omnichannel, Geolocation, WLAN, Digital Signage. Alles aus einer Hand.

Location Insider: Das Thema Omnichannel ist in aller Munde, doch offenbar sind viele Händler überfordert, wie z.B. die Butlers-Insolvenz zeigt. Wie können Händler erfolgreich im Omnichannel bestehen?

Michael Unmüßig: Omnichannel ist digitaler Ladenbau, dabei kann ich die Überforderung durchaus nachvollziehen. Viele Einzelhändler haben in den letzten Jahren auf die Kostenbremse getreten und immer wieder notwendige Investitionen in die IT zurückgestellt. Nun entsteht ein Investitionsstau, der im schlimmsten Falle die Existenz des Unternehmens gefährden kann.

Omnichannel darf aber nicht als eine technische Investition verstanden werden, Omnichannel ist Unternehmerangelegenheit. Hier muss sich der Inhaber oder das Management klar sein, wie sie sich den eigenen digitalisierten Store vorstellen. Es gibt faszinierende Technologien, beispielsweise die findbox die das Suchen vereinfacht, das NFC ESL, welches es ermöglicht, Produkte die man im Store gesehen hat, in den Web-Warenkorb zu legen oder die Allergie-Info, welche mit dem Berühren des Preisschildes automatisch erscheint. Ich wiederhole: Omnichannel ist digitaler Ladenbau.

Location Insider: Vielen Dank für das Interview!


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