Interview: Hauke Windmüller über Neuerungen bei Familonet.

von Christian Bach am 29.Januar 2014 in Interviews

Hauke-Windmüller„Der Trend weg von großen und hin zu kleineren, spezifischen sozialen Netzwerken kommt uns zugute“, sagt Hauke Windmüller, Gründer und CEO von Familonet, eines mobil-sozialen Netzwerks speziell für Familien. Innerhalb seiner App legt Familonet dabei den Schwerpunkt auf Location-based Services – Kinder können ihren Eltern automatisch die Frage „Wo bist Du?“ beantworten, ohne noch miteinander telefonieren zu müssen. „Das Übertragen des Standorts in verschiedenen Situationen des Familienalltags sorgt vor allem für Sicherheit“, so Hauke Windmüller, der Familonet im Oktober 2012 zusammen mit Michael Asshauer und David Nellessen gegründet hat. In unserem exklusiven Interview spricht er über Nutzerzahlen sowie Neuerungen, die ein aktuelles Update der App mit sich bringt. Durch das Update sollen Missverständnisse in der Kommunikation minimiert werden, so Windmüller.

Location Insider: Familonet bietet eine soziale Location-based Service (LBS)-Plattform speziell für Familien. Warum ist diese Zielgruppe interessant für Euch?

Hauke Windmüller: Die Zielgruppe Familie finden wir deshalb spannend, weil sie so universell ist und ein Großteil mit ähnlichen Problemen im Familienalltag konfrontiert ist. Jeder von ihnen weiß, wie schwierig es teilweise sein kann, den Familienalltag zu koordinieren. Aus eigener Kindheit und Jugend kennen wir die Fragen „Wo bist du?“, „Wie geht’s dir?“, „Was machst du?“ auch noch sehr gut, deshalb möchten wir mit unserem Service eine Lösung bieten, diese Fragen möglichst schnell und einfach zu beantworten – ohne lästige Anrufe oder Kurznachrichten. Die moderne Technologie von Smartphones hilft uns dabei, die familieninterne Kommunikation zu vereinfachen.

Location Insider: Ist es für LBS in diesem intimen Kreis nicht zu früh und zu spät für soziale Netzwerke?

Hauke Windmüller: Es stimmt, dass die Themen Location-Sharing und Ortung von Personen noch recht neu sind für den Endnutzer. Teilweise sind sie mit viel Unsicherheit verbunden und größtenteils auch noch nicht im Familienalltag präsent. Interessanterweise zeigt sich aber, dass gerade der intime Kreis ‚Familie‘ die Menschen offenbar dazu ermutigt, untereinander ihren Standort zu teilen. Der Trend weg von großen und hin zu kleineren, spezifischen sozialen Netzwerken kommt uns da zugute. Alle Informationen werden bei Familonet nur im engsten Kreis der Familie geteilt und durch LBS kann die Kommunikation maßgeblich vereinfacht werden, weil bestimmte Informationen automatisch übermittelt werden.

Location Insider: Euer Launch war im September. Wie entwickeln sich die Nutzerzahlen?

Hauke Windmüller: Wir sind mit einer großen Medien-Resonanz gestartet, was sich sehr positiv auf die Nutzerzahlen ausgewirkt hat. Mittlerweile verzeichnen wir schon mehr als 35.000 registrierte Nutzer – trotz eines mehrwöchigen Marketing- und PR-Stops aufgrund eines Updates, das Probleme behoben hat, die durch Apples iOS 7 entstanden sind. Die immer weiter steigende Zahl von Nutzern und die starke Resonanz zeigen uns, dass Familien unseren Dienst gerne annehmen. Das freut uns natürlich sehr.

Location Insider: Euer Motto heißt „Familonet – Safety and ease for your daily family life!“ Was genau macht die Nutzung sicher und einfach?

Hauke Windmüller: Die Nutzung ist einfach, weil die Fragen „Wo bist du?“, „Wie geht’s dir?“, „Was machst du?“ mit nur einem Klick oder vollkommen automatisch beantwortet werden können. Die Nutzeroberfläche unserer App ist auf das Wesentliche beschränkt und kann von Kindern oder älteren Menschen gleichermaßen einfach bedient werden. Außerdem ist die Nutzung sicher, weil die Kommunikation nur im engsten Kreis der Familie stattfindet. Alle Daten werden verschlüsselt übertragen und werden ausschließlich auf deutschen Servern verarbeitet und gespeichert.

Location Insider: Welcher Mehrwert steckt hinter dem Standortbezug für die Familien?

Hauke Windmüller: Das Übertragen des Standorts in verschiedenen Situationen des Familienalltags sorgt vor allem für Sicherheit. Bei Eltern zum Beispiel, weil sie mit einer kurzen Push-Nachricht darüber informiert werden können, dass ihr Kind gut in der Schule oder beim Sport angekommen ist. Und Senioren können sich durch die Anbindung an die Familien-Community ein bisschen unbeschwerter durch den Alltag bewegen, weil sie in einer Notsituation durch Knopfdruck sofort ihre Angehörigen benachrichtigen können. Das vereinfacht die Koordination und die Kommunikation innerhalb der Familie enorm.

Location Insider: Ihr nutzt Eure eigene Geofencing-Technologie. Was hat Euch an Apples Lösung missfallen?

Hauke Windmüller: Wir haben leider recht schnell festgestellt, dass die von Google und Apple zur Verfügung gestellten Geofence-Technologien nicht unseren Anforderungen an Zuverlässigkeit, Genauigkeit und geringen Batterieverbrauch genügen. Deshalb haben wir eine eigene Geofence-Technologie entwickelt, die unsere Ansprüche erfüllt und uns auch von anderen Wettbewerbern absetzt.

Location Insider: Was können andere Branchen, wie der Handel, von der LBS-/Geofencing-Strategie bei Familonet lernen?

Hauke Windmüller: Das Beispiel Familonet zeigt, wie LBS eingesetzt werden können, um die Koordination des Familienalltags zu erleichtern. Dieser Ansatz lässt sich auch auf den Handel übertragen. Stellen Sie sich zum Beispiel vor, Sie werden von ihrer (intelligenten) ToDo- oder Einkaufsliste genau in dem Moment daran erinnert, Milch einzukaufen, wenn Sie an einem Supermarkt vorbeifahren. Das würde nicht nur Ihnen einen Mehrwert bieten, sondern auch dem Geschäft, das sich über einen potentiellen Kunden freuen kann.

Location Insider: Du hast kürzlich in einem Gründerszene-Interview gesagt: „Nachdem wir den Grundstein für Familonet gelegt haben, können wir 2014 mit unserer Nutzerbasis neue Features implementieren und viel mehr ausprobieren. Genau darauf haben wir 2013 hingearbeitet. Wir haben noch viele Ideen, die nur darauf warten, ausprobiert zu werden!“ Was ändert sich mit dem Update bzw. Relaunch von Familonet?

Hauke Windmüller: Wir haben in den zurückliegenden Monaten unsere Nutzer intensiv nach Wünschen und Vorschlägen befragt. Basierend auf dem Feedback haben wir Familonet weiter ausgebaut und optimiert. Ein besonderer Schwerpunkt lag hierbei auf der Ortungsfunktion von Familonet, die den Standort nach dem Update nun viel präziser anzeigt. Zudem haben wir die App auf die Nutzung bei schwierigen Rahmenbedingungen optimiert. Die Teilnehmer können unseren Service jetzt auch bei schwacher Internetverbindung nutzen und beispielsweise sehen, ob sich der Akku eines Angehörigen dem Ende neigt. Auf diese Weise können Missverständnisse in der Kommunikation minimiert werden, die sich vorher aufgrund technischer Hindernisse ergeben haben, etwa ein verzögerter Auto-Check-In, weil der Akku eines Familienmitglieds alle war.

Location Insider: Es ist schwer sich im Social-Media-Markt durchzusetzen und zu behaupten. Welche Partnerschaften sind zukünftig geplant?

Hauke Windmüller: Wir starten im Februar eine Partnerschaft mit einem Verlag, der familienrelevante Magazintitel herausbringt und über den wir gut unsere Zielgruppe erreichen können. Des Weiteren führen wir Gespräche mit drei weiteren Verlagen, die an einer Kooperation interessiert sind. Partnerschaften und Kooperationen werden in Zukunft ein wichtiger Vertriebskanal von Familonet sein.

Location Insider: Ihr habt über Kapitalgeber eine sechsstellige Summe zusammen. Warum wollt Ihr damit perspektivisch auch in den Hardware-Markt einsteigen?

Hauke Windmüller: Zunächst einmal liegt unser Fokus ganz klar auf der Familonet App, also der Software-Entwicklung. Mit Produkt-Erweiterungen in Form von externen GPS-Geräten wie z.B. Schlüsselanhängern können wir langfristig aber auch kleinere Kinder sowie ältere Familienmitglieder in Familonet einbinden, die nicht über ein Smartphone verfügen. Aktuell testen wir einige Geräte, selbst produzieren werden wir zunächst aber nicht.

Location Insider: Vielen Dank für das Interview.

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