IoT – wie nicht nur SESimagotag die Zukunft des Handels gestaltet.

von Gastautor am 02.März 2018 in News, Trends & Analysen

Die Fashion-Tags von SESimgagotag sind nicht nur optisch ein Hingucker. ESL sind auch ein wichtiger Schlüssel für die Zukunft der Handels.

von Stephan Lamprecht

Auf den ersten Blick sind Electronic Shelf Labels nur die moderne Variante ihrer pflegeintensiven Preisetiketten aus Papier. Sie bilden aber auch ein Paradebeispiel für das “Internet of Things”. Und zugleich auch einen Schlüssel für viele Herausforderungen im Handel, wie die EuroCIS 2018 zeigt.

Als vor einigen Jahren erstmals der Begriff des “Internet of Things” geprägt und als Vision verkauft wurde, dachten die Erfinder in großen Dimensionen. Das sicherlich bekannteste Beispiel war der intelligente und vernetzte Kühlschrank, der nicht nur erkennt, welche Produkte gerade fehlen, sondern diese dann auch automatisch nachbestellt. Die Entwicklung hat das Internet of Things geschrumpft. Im Handel ist inzwischen eher die Rede von kleinen Geräten, die an Regalen und Produkten angebracht werden. RFID macht es möglich.

Die eigentlich einfache und doch so schwere Aufgabe des Händlers

Es ist eine Binse: Das Ziel des Händlers muss es sein, möglichst viel Ware zu einem für ihn vorteilhaften Preis zu verkaufen. Damit er das erreicht, muss die Ware stets in ausreichender Menge vorhanden sein. Was bei Tante Emma in längst vergessenen Zeiten hervorragend klappte, weil nur ein begrenztes Sortiment auf einer kleinen Fläche zu überwachen war, ist heute eine zentrale Herausforderung. Denn, dass die Information über sinkende Bestände aus mehreren Filialen möglichst schnell erfasst wird, bleibt technologisch anspruchsvoll. Dass dies nicht immer klappt, weiß jeder Kunde aus dem Alltag.

Eine mögliche Antwort für die Lösung dieses Problems könnte in Inventurrobotern liegen, die bei ihren Rundfahrten durch den Laden die RFID-Etiketten der Produkte erfassen und so den Bestand schneller und akkurater ermitteln, als es die menschlichen Kollegen könnten.

Mit ESL den Warenbestand im Blick

SESimagotag präsentierte auf der EuroCIS einen anderen Ansatz. Automated Shelf Monitoring basiert im Kern auf den Electronic Shelf Labels des Anbieters. Als zweite Komponente kommen Kameras zum Einsatz, die die Regale überwachen. Die Produkte sind dabei logisch mit dem Etikett verknüpft und somit zuzuordnen. Die Intelligenz der Steuerung erkennt nun, wie viele Produkte aus dem Regal genommen werden. Die aggregierten Daten ergeben somit ein aktuelles Planogramm in Echtzeit. Die grafische Darstellung zeigt nicht nur den Bedarf für Nachbestellungen und über alle Filialen aggregiert auch die Verkaufszahlen, sondern weist den Mitarbeitern auch gleich den Weg zum Produkt, um das Regal wieder auffüllen zu können. Über eine zeitliche Auswertung kann das Management beispielsweise auch besonders verkaufsstarke Tage für einzelne Produkte erkennen. Wer bei ESL nur an Dynamic Pricing und Warenauszeichnung denkt, erfasst eben nur eine Dimension der vielfältigen Möglichkeiten, die sich hinter der Technologie verbergen.

Dynamic-Pricing und schnellere Warenauszeichnung (wie etwa für Sonderaktionen) bleiben natürlich naheliegende Anwendungsszenarien. Das gilt auch für die neuen Fashiontags für den Modehandel. Sie werden direkt an der Ware befestigt und sind optisch ein Hingucker. Optional lassen sie sich auch mit einer Warensicherung ausstatten. Dank NFC kommuniziert das Etikett auch mit dem Smartphone des Kunden. Weitere Informationen sind damit genauso abrufbar, wie Reservierungsoptionen oder die Verbindung mit Treueprogrammen. Und durch die eindeutige Verknüpfung von Etikett mit Produkt erhält das Storemanagement auch hier exakte Informationen zum Warenbestand.

Mitarbeiter und Roboter brauchen Hilfe

Dank RFID-Technik können Roboter wie Tory den Warenbestand ständig kontrollieren. Die Technologie wird hier aber nicht stehen bleiben. Sind erst die Aufgabenstellungen rund um die Sensorik bei den elektromechanischen Mitarbeitern gelöst, sollen Roboter auch Waren in das Regal räumen. Dazu müssen sie allerdings auch wissen, wo die Ware steht. Das wissen aber selbst Verräumkräfte aus Fleisch und Blut nicht immer so ganz genau. Und auch hier kann das IoT die Grundlagen schaffen. Es geht also ums Suchen und Finden von Produkten. Und die Suche betrifft ja auch die Kunden selbst.

SESimagatog hat auf der EuroCIS mit einem Mesh-Netzwerk einen ersten Ansatz vorgestellt. Dabei kommunizieren die Etiketten im WLAN selbstständig untereinander. Vereinfacht gesagt, bildet die Logik dahinter ein Erfahrungsnetzwerk über die Umgebung ab. Die Etiketten “wissen” somit, wo sie platziert sind und welche Veränderungen gerade in ihrem Umfeld stattfinden. Diese Positionsbestimmung wird allen helfen. Robotern, Verkäufern und Kunden gleichermaßen.

Farbig und mit Video sind auch fest verbaute ESL möglich. Anders als Kroger in den USA setzt SESimagotag aber nicht auf Rückprojektion, sondern LCD/LED.

Die Wichtigkeit dieses Themas, gerade auch in Hinblick auf zukünftige automatisierte Regalauffüllung, hat auch das Unternehmen POS-Tuning erkannt. Der Spezialist für automatischen Regalvorschub setzt dabei allerdings nicht auf ESL, sondern auf Beacons, die einfach auf die Vorschübe aufgesteckt werden.

Wenn plötzlich alles um Aufmerksamkeit schreit

Die intelligente Kühltruhe bemerkt, dass die Kerntemperatur bedenklich steigt. Dank IoT kein Problem. Das Gerät meldet sich. Aber auch der Leergutautomat, der fleißig mitgezählt hat und nun sein Bedürfnis nach einem Wechsel des Behälters ankündigt. Kauft der Handelsmanager für seine Flächen alles ein, was derzeit in Planung oder bereits verfügbar ist, holt er sich ein Bombardement von Push-Nachrichten der verschiedenen Sensoren ins Haus. Was ist die Lösung? Jedem Mitarbeiter mit einem Smartphone ausstatten und dann die passenden Apps der verschiedenen Lösungen installieren? Laufen dann alle Mitarbeiter in Richtung des alarmgebenden Geräts?

Nicht, wenn es nach dem Hamburger Unternehmen ReAct geht. Mit seiner Plattform “Call to Action”, die auf der EuroCIS präsentiert wurde, wollen die Entwickler diese Kommunikationsflut bändigen. Schnittstellen zu IoT-Anwendungen werden integriert und kanalisiert. Wenn der Leergut-Automat nach Aufmerksamkeit ruft, erhalten die dafür zuständigen Mitarbeiter eine Benachrichtigung, zum Beispiel auf eine Smartwatch und bestätigen die Übernahme der Aufgabe. Die Kollegen sehen dann, dass sich bereits ein anderer Mitarbeiter um das Problem kümmert. Das spart Zeit, hebt die Effizienz und spart Laufwege.

Eine clevere Lösung, die den Mitarbeiter im Handel der (nahen) Zukunft im Blick hat. Denn auch beim Internet of Things geht es am Ende eben auch um die Menschen, um Mitarbeiter und Kunden gleichermaßen.

Hier finden Sie den ersten Teil unserer Analyse zur EuroCIS 2018.

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