Mister Spex baut sein Online-/Offline-Partnerprogramm aus.
von Matthias Hell am 24.Juni 2014 in Local HeroesDer Online-Brillenhändler Mister Spex arbeitet seit drei Jahren mit stationären Optikern zusammen, um seinen Kunden zusätzliche, über das Internet nicht umsetzbare Services anzubieten. Inzwischen ist das Online-/Offline-Partnerprogramm so erfolgreich, dass es sowohl in inhaltlicher wie auch in geografischer Hinsicht ausgebaut wird.
Wenn man ins Online-Geschäft einsteigt, kann man es wie Jeff Bezos machen: Der Amazon-Gründer startete seine Karriere übereinstimmenden Berichten zufolge nicht aufgrund einer übermäßigen Liebe zur Literatur zunächst als Online-Buchhändler. Sondern deshalb, weil Bücher eine für den Versandhandel perfekte Größe haben, relativ robust sind und größtenteils von einkommensstarken Haushalten gekauft werden – in einem Wort: der perfekte Gegenstand für den Einstieg in den E-Commerce. Dirk Graber, Gründer und Geschäftsführer des Online-Brillenhändlers Mister Spex, scheint auf solche Überlegungen dagegen nicht allzu viel zu geben: Brillen – vielleicht modische Sonnenbrillen, aber sicher nicht teure Korrekturbrillen – sind alles andere als prädestiniert für den Online-Handel. Dennoch gelang es Mister Spex, Vorbehalte zu überwinden und zu einem Unternehmen mit mittlerweile 47 Millionen Euro Jahresumsatz und einer Kundenbasis von rund einer Million zu wachsen.
Um dieses Ziel zu erreichen, konnte Mister Spex allerdings nicht auf ein standardmäßiges E-Commerce-Konzept setzen, sondern musste die sich eröffnenden Probleme auf eigene Weise lösen. Dazu zählt auch das von dem Online-Brillenhändler Mitte 2011 gestartetes Partnerprogramm, das Optiker vor Ort zu Service-Anlaufstellen des E-Commerce-Unternehmens macht. Während Mister Spex die Kooperation mit anfänglich 23 traditionellen Augenoptikern startete, hat der Online-Händler das Partnerprogramm inzwischen merklich ausgebaut. Das betrifft nicht nur die Zahl der teilnehmenden Optiker, sondern auch den Umfang der Kooperation.
Online-Geschäft profitiert von der stationären Komponente
Heute befinden sich bundesweit 450 Partneroptiker in dem Service-Netzwerk von Mister Spex für seine Kunden. Während das Unternehmen es seinen Kunden ursprünglich nur ermöglichte, bei den stationären Optikern mithilfe von Gutscheinen Sehtests sowie ggf. das Anpassen der Brille durchführen zu lassen, umfasst das Partnerprogramm mittlerweile auch eine Reihe weiterer Leistungen. Dazu zählen u.a. Gleitsicht-Zentrierungen sowie seit kurzem auch Kontaktlinsenanpassungen. Nicht nur inhaltlich, auch geografisch hat Mister Spex das Service-Netzwerk ausgebaut. So ist es inzwischen auch in Österreich möglich, einen von aktuell 13 Mister-Spex-Partneroptikern zu besuchen.
Das Partnerprogramm von Mister Spex ist ein gutes Beispiel dafür, wie Online-Händler mithilfe von Kooperationsmodellen – und mit vergleichsweise geringem Einsatz eigener Ressourcen – ein Standbein in der physischen Welt aufbauen können. Inzwischen wirkt sich die stationäre Präsenz des E-Commerce-Unternehmens auch bereits signifikant auf das Online-Kerngeschäft aus. „Von der großen Auswahl und den günstigen Preisen im Internet plus Service vor Ort profitieren unsere Kunden enorm“, erklärt dazu Mister-Spex-Chef Dirk Graber. Daher plane das Unternehmen, die Zahl der Partneroptiker in Deutschland bis Jahresende auf 500 zu steigern und das Netzwerk in Österreich ebenfalls zu erweitern. Zudem solle das Kooperationsmodell langfristig auch international ausgerollt werden sowie sukzessive um zusätzliche Serviceleistungen erweitert werden. „Mit unserem Multichannel-Modell verbinden wir das Beste aus der Online- und Offline-Welt“, ist Graber überzeugt.
Vorteile auch für die stationären Partner
Beim Start des Partnerprogramms stieß Mister Spex bei traditionellen Brillenhändlern noch auf verbreitete Skepsis. Aufgrund der Entlohnung der Optiker für die durch sie erbrachten Serviceleistungen, konnte zwar nicht von einem Beratungsklau im eigentlichen Sinne gesprochen werden. Doch befürchteten viele Optiker, durch eine Zusammenarbeit mit dem Online-Händler die Abwanderung von Kunden ins Internet zusätzlich zu befeuern. Der Erfolg des Partnerprogramms zeigt jedoch, dass auch eine ganze Reihe von Händlern dazu bereit ist, die Chancen der Koperation mit dem erfolgreichen Online-Unternehmen zu sehen. Dazu zählt Michael Bernett von Optik am Gasteig, dem ersten Kooperationspartner von Mister Spex in München. Er erklärt: „Die Partnerschaft mit Mister Spex als führendem Online-Brillenhändler ist für mich die ideale Möglichkeit, am Vertriebskanal Internet zu partizipieren. Und das ohne zusätzliche Kosten oder Investitionen.“
Ähnlich äußert sich Roland Sauter von Sauter Optik in Salzburg: „Ich finde es gut, dass Mister Spex mit stationären Fachgeschäften zusammenarbeitet und somit eine ganz neuartige Partnerschaft zwischen dem Online- und Offline-Handel schafft. Der Multichannel-Ansatz ist ein innovatives Konzept in der Augenoptikbranche, an dem ich mich gern beteilige.“ Diese Sichtweise unterstreicht, dass Online-Offline-Partnermodelle das Potenzial haben, für beide beteiligten Seiten Mehrwerte zu schaffen: stationäre Händler halten Anschluss an die E-Commerce-Kundschaft und können ggf. durch Anschlussgeschäfte profitieren. Und Online-Händler können mithilfe der stationären Partner zusätzliche Services anbieten sowie bei den Kunden an Vertrauenswürdigkeit gewinnen.
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