Modomoto schafft mit stationärem Angebot Mehrwerte für Online-Kunden.
von Matthias Hell am 04.Februar 2014 in Local HeroesPassende Outfits für einkaufsfaule Männer – mit diesem Konzept zählt Modomoto zu den Vorreitern im Bereich Curated Onlineshopping. Mit einem ersten Fitting Room in Berlin wagt das Startup nun den Schritt ins lokale Umfeld und kann sich auch darüber hinaus eine Reihe weiterer stationärer Erweiterungen vorstellen.
Dabei handelt es sich bei dem Fitting Room von Modomoto in der Torstraße in Berlin Mitte ganz dezidiert um kein stationäres Ladengeschäft im herkömmlichen Sinne. Statt regulären Öffnungszeiten wird der Fitting Room nur nach Vereinbarung für jeweils einen Kunden geöffnet. In der Folge läuft in der stationären Filiale vieles so, wie es Nutzer bereits vom Online-Service von Modomoto gewöhnt sind: Eine Stilberaterin stellt passend zu Typ und Geschmack des Kunden ein Outfit zusammen – dieses Mal allerdings ‚live‘ und nicht, wie bei Modomoto sonst üblich, basierend auf schriftlichen Angaben bzw. Telefonkontakt.
„Wir sind mit dem Fitting Room auf die Wünsche unserer Kunden eigegangen“, berichtet -Gründerin Corinna Powalla im Gespräch mit Location Insider. So hätten wiederholt Kunden in den Firmenräumen von Modomoto in Berlin-Kreuzberg angefragt, ob sie nicht zu einer persönlichen Anprobe vorbeikommen könnten. „Diese bestehende Nachfrage hat es uns erleichtert, den Schritt von Online nach Offline zu gehen und unseren Service damit eine Stufe weiter auszubauen“, erklärt Powalla.
Stationäre Präsenz nach dem Vorbild des Online-Modells
Mit zwei Räumen hat der Fitting Room in etwa das Ausmaß einer größeren Boutique, soll aber ein wesentlich intimeres und gemütlicheres Gefühl verströmen, um die ausschließlich männliche Kundschaft nicht zu vergraulen. Dennoch: Mit der Stilberatung vor Ort erfüllt der stationäre Ableger von Modomoto eigentlich eine klassische Fachhandelsfunktion. Firmen-Chefin Corinna Powalla ist sich aber sicher, mit dem Fitting Room ein Angebot zu bieten, das es so im stationären Kontext sonst nicht gibt. „Zum einen liegt das daran, weil vergleichbare Modehändler ja gar nicht online tätig sind. Und zum anderen ist die Beratung im stationären Kontext auch nicht mehr das, was sie einmal war.“ Modomoto-Kunden müssten sich nicht mit schlecht ausgebildeten oder unmotivierten Verkäufern herumschlagen, sondern würden im Fitting Room mit Garantie einen erstklassigen Service erhalten.
Am Geschäftsmodell von Modomoto ändert der Ausflug in die lokale Dimension dabei nur wenig. „Die Beratung verändert sich nicht, nur die Ladenmiete kommt dazu“, erklärt Powalla. Da es für das Konzept der Fitting Rooms aber ohnehin keine 1a-Lage sein müsse, handele es sich hier nur um einen vergleichsweise kleinen Posten. Zudem profitiere das Unternehmen von seiner günstigen Online-Kostenstruktur und der großen Menge an umgesetzten Waren. Während Modomoto am Firmensitz ein hausinternes Lager mit einem umfangreichen Sortiment betreibt, wird in dem Fitting Room allerdings nur eine überschaubare Grundausstattung vorgehalten. Was in dem Geschäft nicht vorhanden ist, wird nachbestellt und den Kunden – wie beim Online-Modell des Unternehmens – nach Hause geschickt. Für Modomoto-Nutzer gehört der Service zum Umfang einer „Box“ (die Modomoto-Liefergrundeinheit mit zwei von den Stilberatern zusammengestellten Outfits) und wird nicht extra berechnet.
Der Fitting Room ist erst der Anfang
Wie schon das Plural-„s“ auf der dazugehörigen Webseite zeigt, rechnet Modomoto damit, dass nach dem Start in Berlin auch in anderen Städten Fitting Rooms eröffnet werden. „Wir wollten erst einmal in der Stadt starten, in der wir vor Ort sind, und dann sehen, was wir noch optimieren können. Doch geplant sind auf jeden Fall mehrere Fitting Rooms“, erklärt Powalla. Daneben könne sich die Unternehmensgründerin auch andere Geschäftserweiterungen im stationären Umfeld vorstellen, wie z.B. „coole Kooperationen“ mit passenden Einzelhändlern oder auch Shop-in-Shop-Konzepte. Zudem biete das Konzept der Fitting Rooms auch die Möglichkeit, die bislang bewusste Fixierung auf männliche Kunden aufzuweichen und auch Paaren eine gemeinsame Stilberatung anzubieten.
„Ich bin überhaupt nicht dafür, dass die Innenstädte aussterben“, begründet Powalla ihr Interesse am stationären Handel. Es gebe im Einzelhandel noch viele Möglichkeiten. „Aber dafür muss sich der Handel weiterentwickeln. Es kann nicht einfach so weitergehen, wie in den letzten 30, 40 Jahren“, erklärt die Modomoto-Chefin. Wie die Zukunft des Einzelhandels dagegen aussehen könnte, zeigt Powalla mit dem Fitting Room und seiner kunden- und servicezentrierten Ausrichtung.
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