Nestlé-Wurstmarke Herta nimmt „Vegetarischer Genuss“ nach zweieinhalb Jahren wieder vom Markt.

von Florian Treiß am 24.Oktober 2018 in News

So sah die Produktlinie „Vegetarischer Genuss“ von Herta aus (Archiv-Bild: PR)

Fleischersatzprodukte von Fleischherstellern – das passt offenbar nicht gut zusammen: Nach Informationen von Location Insider hat Herta, eine Wurstmarke des Nestlé-Konzerns, ihre Linie „Vegetarischer Genuss“ nur zweieinhalb Jahre nach dem Start wieder vom Markt genommen. Das Label stand für „100 Prozent fleischfreien“ Bierschinken, Mortadella, Lyoner und Leberwurst. Stattdessen konzentriert sich Nestlé bei vegetarischen Produkten nun voll auf die Marke Garden Gourmet, die keinerlei Assoziationen mit einem Fleischhersteller weckt: „Seit mehr als 30 Jahren entwickelt Garden Gourmet mit großer Leidenschaft vegetarische Produkte. Deshalb fokussieren wir uns im Veggie-Segment auf diese Marke“, sagt Christian Adams, Marketing Director Herta & Garden Gourmet, gegenüber Location Insider.

Umfrage von Oeeda attestiert Zweifel an Fleischersatzprodukten

Die Auslistung von „Herta Vegetarischer Genuss“ passt gut zu einer aktuellen Umfrage von Oeeda und Bonsai Research zu Fleischersatzprodukten, wonach es Fleischhersteller schwer haben, vegetarische Produkte zu lancieren: Zwar waren 50 Prozent auf die Frage „Etablierte Hersteller von Fleischprodukten bieten inzwischen auch vegetarische Fleischvarianten an. Wie gefällt Dir dieses Konzept?“ positiv eingestellt. Allerdings sahen auch stolze 40 Prozent das Engagement negativ und 10 Prozent haben sich dazu noch keine Gedanken gemacht. Die Umfrage betrachtete zudem beispielhaft ein Fleischersatzprodukt eines bekannten Wurstproduzenten. Immerhin 43 Prozent der Befragten gaben zwar an, dass dieses eher gut zur Marke passe. Dennoch würde ein Großteil der gesundheitsbewussten Konsumenten ein solches Fleischersatzprodukt eines etablierten Fleischherstellers eher nicht kaufen (75 Prozent). Besonders bei Verbrauchern, die bereits Vegetarier sind, findet das Produktbeispiel wenig Anklang.

Umfrage zu vegetarischen Fleischersatzprodukten (Quelle: Oeeda)

Veggie-Markt wächst langsamer

Offenbar wächst das Segment der Veggie-Produkte zudem nicht mehr so dynamisch wie in der Vergangenheit: „Der Markt für vegetarische Produkte erlebte jahrelang einen regelrechten Boom. Aktuell scheint er sich zu stabilisieren“, sagt Jens Köster, Business Manager Garden Gourmet Deutschland, gegenüber Location Insider. Zugleich seien laut GfK aber immerhin 37 Prozent der deutschen Verbraucher „Flexitarier“, die nicht komplett auf Fleisch verzichten, aber ihren Fleischkonsum bewusst reduzieren. „Die Grenzen zwischen Fleisch und vegetarischen Produkten werden immer fließender. Für Konsumenten sind vegetarische Produkte nicht mehr nur Ersatz für Fleisch, sondern zusätzliche Vielfalt“, so Jens Köster.

Meica und Rügenwalder Mühle halten an Veggie-Produkten fest

Vegetarischer Curry King von Meica (Bild: PR)

Auf dem Markt für vegetarische Produkte wollen auch andere Fleischhersteller mitmischen, die anders als Herta keinen Mehr-Markenkonzern wie Nestlé im Rücken haben und daher auf ihr eigenes Label setzen müssen. Prominentestes Beispiel dafür ist Rügenwalder Mühle: Neben den Wurstprodukten stellt das Unternehmen seit 2014 auch fleischlose Produkte wie vegetarische Schnitzel, Mini-Frikadellen und Aufschnitt her. Auch Wettbewerber Meica hat ein vegetarisches Sortiment, nämlich vegetarische Wiener, vegetarische Bratwürste sowie eine vegetarische Currywurst. Doch vermutlich dürfte sich der Sinn von „vegetarischer Currywurst“ nicht jedem Verbraucher erschließen. Zu diesem Schluss kommt auch die Oeeda-Umfrage: Viele bewusste Konsumenten sehen für solche Fleischersatzprodukte keine Notwendigkeit, denn ein Fleischverzicht sollte aus ihrer Sicht bewusst stattfinden.


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