NeueTischkultur startet Fachhandelsmarktplatz CityBummler.de.

von Matthias Hell am 03.Februar 2015 in Local Heroes, News

Mit einfallsreichen Multichannel-Konzepten sorgt NeueTischkultur-Chef Rico Kretschel auch über die Grenzen seiner Heimatstadt Döbeln hinweg für Aufsehen. Nun startet der umtriebige Unternehmer mit CityBummler.de einen Online-Marktplatz. Dabei handelt es sich um kein klassisches lokales Einkaufsportal. Sondern vielmehr um eine Plattform, die es Fachhändlern ermöglichen soll, ihre lokalen Sortimente ins Netz zu bringen und von gemeinsamen Netzwerkeffekten zu profitieren.

In der sächsischen Kleinstadt Döbeln entwickelt Rico Kretschel innovative Pläne für den Handel der Zukunft

Von Döbeln in die Welt: NeueTischkultur-Chef Rico Kretschel

Als Location Insider zuletzt Anfang 2014 über Rico Kretschel und NeueTischkultur berichtete, hatte der Unternehmer aus der sächsischen Kleinstadt Döbeln schwer mit den Folgen der „Jahrhundertflut“ zu kämpfen: ein gerade eröffneter Showroom, der mit seiner Verknüpfung von stationärer Präsentation und Online-Bestellung als Konzeptstore fungieren sollte, war den Wassermassen zum Opfer gefallen. Kretschels Pläne, das Pilotgeschäft im Lauf des Jahres wiederzueröffnen, ließen sich bislang nicht umsetzen: „Eine solche Investition lässt sich in einer Kleinstadt wie Döbeln nicht so leicht stemmen“, erklärt der Sachse. Immerhin startete NeueTischkultur im Frühjahr 2014 eine Shop-in-Shop Präsentationsflächen mit angeschlossener Online-Bestellmöglichkeit in einem Gartencenter in der Region.

Rico Kretschels neuestes Projekt kann gewissermaßen als Fortführung dieses „Pop Up Stores“ verstanden werden: Mit CityBummler.de baut er einen Online-Marktplatz auf, der lokalen Fachhändlern eine Plattform im Internet bietet und gleichzeitig Netzwerkeffekte zwischen den beteiligten Händlern schaffen soll. „Ich habe das Projekt schon 2011 auf einer HDE-Tagung vorgestellt. Aber damals wollte noch keiner etwas davon wissen“, berichtet Kretschel. In den vergangenen Monaten nahm CityBummler.de jedoch an Fahrt auf und beteiligt sich eine steigende Anzahl an Händlern an der Plattform. Die Bandbreite reicht von Fashion über Haushaltsware, Elektrogroßgeräte und Lampen bis hin zu Babyausstattung. CityBummler.de wendet sich dabei nicht an große Filialisten, sondern ausschließlich an Fachhändler. Wie Kretschel berichtet, habe man 500 interessierte Händler in der Datenbank. Der Start von CityBummler.de ist – wenn alles klappt – für das erste Quartal 2015 vorgesehen.

Händler-Netzwerk sorgt für lokale Nähe

Aktuell ist CityBummler.de noch in der Registrierungsphase, der Start soll in wenigen Monaten erfolgen

Aktuell ist CityBummler.de noch in der Registrierungsphase, der Start soll in wenigen Monaten erfolgen

Primäres Ziel von CityBummler.de ist es, das Sortiment der angeschlossenen Händler im Internet abzubilden. Dafür reicht bereits die Übermittlung von einfachen Excel-Tabellen. Um korrekte Produktdaten und hochwertige Artikelbilder bereitzustellen, setzt Rico Kretschel auf die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Markenherstellern – schließlich ist die Fachhandelsplattform in deren ureigenem Interesse. Endkunden sollen CityBummler.de vor allem für die Durchführung von Click & Collect-Bestellungen nutzen. Optional ist auch der Online-Versand von Warenbestellungen möglich. Dieser wird entweder im Dropshipping-Verfahren direkt in Zusammenarbeit mit den Herstellern organisiert. Alternativ kann Ware auch durch Paketdienstleister bei den Fachhändlern abgeholt und als Expressendung noch am gleichen Tag zu den Kunden geliefert werden.

Für angeschlossene Händler werden individuelle Domains vergeben, so dass diese CityBummler.de als ihren Onlineshop nutzen können. Gleichzeitig versteht sich die Plattform auch als Fachhändlernetzwerk: Bestellungen bei CityBummler-Händlern können gebündelt und beim nächstgelegenen teilnehmenden Fachhändler abgeholt werden. Als künftigen Ausbauschritt kann sich NeueTischkultur-Chef Kretschel auch die Aufstellung von digitalen Verkaufsterminals oder Tischlösungen vorstellen, auf welchen in angeschlossenen stationären Geschäften das gesamte CityBummler-Sortiment durchstöbert werden kann. Auch das Produktangebot interessierter Hersteller könnte auf der Plattform dargestellt werden. Zum Start wird es CityBummler.de als Onlineshop mit responsiven Design geben, eine ergänzende Smartphone-App ist ebenfalls in Entwicklung.

In Döbeln ist der „Proof of Concept“ bereits erbracht

Blick in den Konzeptstore: Schwerpunkt auf Warenpräsentation, Einkauf der QR-Code

In Döbeln erprobt NeueTischkultur nun schon seit mehreren Jahren Cross-Channel-Lösungen wie das QR-Code-Shopping

Spannend an CityBummler.de ist, dass selbst der derzeitige Entwicklungsstand mit deutschlandweit 37 Händlern in 32 Städten – der für jede lokale Einkaufsplattform ein absolutes Manko wäre – die Attraktivität des Konzepts nicht schmälert. Denn bei CityBummler.de geht es gar nicht um die lückenlose Abdeckung der Einkaufslandschaft in einer bestimmten geografischen Region. Vielmehr will das Portal stationären Fachhandelsgeschäften ein überregionales Online-Angebot ermöglichen und durch den Netzwerkgedanken dem Endkunden dennoch lokale Nähe bieten. „CityBummler.de könnte mittelfristig auch als lokale Plattform relevant werden, doch in erster Linie verstehen wir uns als Fachhandelsmarktplatz“, unterstreicht Rico Kretschel. Ein großer Vorteil sei zudem, dass CityBummler.de aus Händlerperspektive gedacht sei: „Händler wollen eine simple Lösung, haben meist nicht viel Zeit und wollen auch nicht viel für eine Plattform bezahlen“, erklärt Kretschel. Wegen seiner Handelserfahrung erhalte er von stationären Einzelhändlern einen Vertrauensvorschuss. Das Problem des Zugangs zum Handel, das viele Shopping-Plattformbetreiber bewegt, hat sich für den Sachsen deshalb bislang nicht gestellt.

Ein weiterer Vorteil von Kretschel ist, dass er vieles von dem, was er nun auf einer höheren Ebene umzusetzen versucht, schon mit NeueTischkultur und dem dahinterstehenden familiären Fachgeschäft erprobt hat. So hat der Unternehmer das Partnernetzwerk für NeueTischkultur bereits auf vier Geschäfte ausgedehnt, darunter auch einen Karla-Markenshop in Berlin, wo das gemeinsame Sortiment auf einer Polytouch-Tischlösung dargestellt wird. Auch die iPad-Kassenlösung Inventorum wird bei der Umsetzung des Multichannel-Konzepts eingesetzt. In Döbeln arbeitet NeueTischkultur zudem weiterhin mit QR-Shopping im Schaufenster. Nachdem sich PayPal von dem Verkaufsformat verabschiedet hat, weisen die QR-Codes einfach in den Onlineshop des Haushaltswarenhändlers – und das durchaus mit einigem Erfolg in der Region, wie Rico Kretschel berichtet. „Vieles von dem, was wir künftig umsetzen wollen, funktioniert im Kleinen bereits sehr gut hier in Döbeln“, so der Unternehmer.


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