„Nicht aufgeben, Neues wagen“: Gravis-Chef Jan Sperlich über die aktuellen Herausforderungen.

von Kay Ulrike Treiß am 06.Dezember 2021 in Interviews, News

Zum Jahresende haben wir von Location Insider Händlerinnen und Händler nach Ihrem Fazit des (Geschäfts-)Jahres gefragt. Heute steht der Chef des Elektronikhändlers Gravis Rede und Antwort und verrät, dass „echte Herausforderungen ihn anspornen“. Jan Sperlich vermittelt Optimismus – auch wenn das zurückliegende Jahr mit den Corona-Einschränkungen „streckenweise anstrengend und zäh“ war.

Location Insider: Welche schönen oder erfolgreichen Momente hatte das Jahr 2021 aus Händlerperspektive und warum?

Jan Sperlich: In diesem überaus besonderen und herausfordernden Jahr sind wir als Einzelhändler stolz und froh, dass wir stets für unsere Kundinnen und Kunden da sein konnten, wenn diese uns brauchten. Ob das die dringend notwendige Reparatur eines Apple Geräts oder die Beratung in Sachen Neuanschaffung für Schule oder Homeoffice war, wir konnten ihnen stets über alle Kanäle mit allen Services zur Seite stehen. Dafür haben wir sehr gutes und oft auch aufmunterndes Feedback erhalten. Das spornt uns an und unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter freuen sich natürlich darüber. Dazu konnten wir auch viele andere strategische Projekte ins Ziel bringen, eines sei stellvertretend genannt: Unser Gravis Abo ging an den Start und hat sich sofort erfolgreich am Markt etabliert. Der Service ermöglicht es unseren Kunden, die neuesten Apple Produkte zu mieten. Nach einer gewissen Zeit kann man entweder auf ein neues Gerät upgraden oder das Abo beenden. Nach Ende der Laufzeit ist es auch möglich, das Gerät zu einem fairen Preis zu kaufen. Das Tolle daran ist aus meiner Sicht, dass durch die Wiederaufbereitung gebrauchter Geräte der Lebenszyklus eines Produkts verlängert und die Umwelt geschont wird. Eine Wiederverwendung von Qualitätsprodukten bedeutet am Ende, dass weniger produziert werden muss.

Location Insider: Gab es in 2021 auch Momente/Ereignisse, die Ihr Unternehmen belastet haben?

Jan Sperlich: Dass das zurückliegende Jahr keines wie jedes andere war, da sind wir uns sicher einig. Und ja, es war streckenweise anstrengend und zäh und hat viel Engagement gefordert. Aber in dem Zusammenhang von Belastung zu sprechen, wenn es andere Branchen viel härter und direkter getroffen hat, empfinde ich dann doch als unangebracht.

Location Insider: Mit welchen Erwartungen gehen Sie ins Weihnachtsgeschäft?

Jan Sperlich: Wir freuen uns darauf! Einzelhandel ohne Weihnachten – das funktioniert schlecht. Bei Gravis sind wir online und in unseren Stores bestens dafür aufgestellt. Die zurückliegende Black Week war überaus erfolgreich. Wenn es eine Anomalie in der Kundennachfrage zu früheren Jahren geben wird, dann die, dass Kundinnen und Kunden heuer wohl eher auf Nummer sicher gehen und vieles nicht in der letzten Minute beschaffen werden.

Location Insider: Haben Sie vielleicht sogar überlegt, sich beruflich in eine andere Richtung zu orientieren?

Jan Sperlich: Ich mich persönlich? Wegen der Pandemie? Als Erstes ist es so, dass echte Herausforderungen mich anspornen, ich daraus Kraft schöpfe und mich so eine neue Situation auf eine gewisse Art eher reizt. Noch ist es jeden Tag so als ob ich nicht tröge arbeiten gehe. Damit will ich sagen, es tut nicht weh, im Gegenteil: Ich tue das, was ich hier leiste, aus Leidenschaft.

Location Insider: Verraten Sie uns Ihr Vorbild im Handel, die/der Corona mit neuen Ideen und Kreativität erfolgreich getrotzt hat?

Jan Sperlich: Viele, deren Geschäftsmodell ausschließlich online funktioniert, konnten hier erfolgreich punkten. Ob diese Modelle künftig auch Omnichannel-fähig sein werden, muss sich erst noch zeigen, daher taugen sie für mich, neben der oft sehr respektablen Leistung an sich, nicht als Vorbild.

Vorbilder sehe ich eher in der Attitude und Kreativität der vielen kleineren Händlerinnen und Händler, die hier viel ärger getroffen wurden. Nicht aufgeben, Neues wagen. Das finde ich gut.

Location Insider: Welchen Rat oder welche Lehre bzw. Erkenntnis nehmen Sie mit ins neue Jahr?

Jan Sperlich: Zu wissen, für was wir stehen, verbindet unser Team im Inneren und verbindet uns mit unseren Kundinnen und Kunden. Vertrauen in unsere Mannschaft und klare Verantwortungen ermöglichen es uns schnell und agil in vielen wechselnden Situationen zu agieren. Das sind Assets, mit denen wir weiter erfolgreich sein werden.

Location Insider: Wie sieht der Handel in 2022 aus?

Jan Sperlich: Er wird noch mehr online stattfinden und noch mehr Verschränkung über alle on- und offline-Touchpoints haben. Mehr echte Gesichter der Mannschaft, den Menschen, die hinter der Marke Gravis stehen, darüber hinaus mehr echter Kundennutzen, gerade auch im stationären Vertrieb – das werden die Erfolgstreiber sein.

Location Insider: Vielen Dank für die spannenden Antworten!

Lesen Sie auch das Jahresfazit von Johann Kiener, Geschäftsführer der Witt-Gruppe.


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