Ohne Absprache: Shopkick vergibt Punkte für den Besuch von Edeka, Rewe und Tankstellen.

von Florian Treiß am 11.November 2015 in News
Shopkick mit Rewe und Aral

Screenshot: Shopkick vergibt Walk-in Kicks bei Rewe und Aral

Guerilla-Aktion: Die Bonus-App Shopkick gibt seinen Nutzern seit wenigen Tagen auch Treuepunkte (sog. „Walk-in Kicks“) für den Besuch der Filialen von Edeka, Kaiser’s/Tengelmann und Rewe sowie für den Besuch der Tankstellen von Aral, Esso und Shell. Doch dies geschieht ohne Absprache mit den Händlern und Tankstellen, wie Recherchen von Location Insider zeigen. Im Gegenteil sorgt das Vorgehen von Shopkick für große Irritationen bei den betroffenen Unternehmen. Raimund Esser, Leiter der Unternehmenskommunikation der Rewe-Märkte, sagt gegenüber Location Insider, dass nur das Schwesterunternehmen Penny mit Shopkick zusammenarbeitet, nicht aber die Rewe-Märkte. Schließlich würden die Rewe-Märkte im Loyalty-Bereich auf den Partner Payback setzen. „Wir wissen nicht, wie es zu den von Ihnen festgestellten Walk-in Kicks kommt“, so Esser. Auch die Edeka-Zentrale in Hamburg ist verwundert. Eine Unternehmenssprecherin vermutet, dass es sich womöglich um eigenständige Kooperationen von einzelnen der 4.000 selbstständigen Edeka-Kaufleute und sieben Edeka-Regionalgesellschaften handeln könnte. Auch die Esso-Pressestelle weiß nichts von einer Kooperation: „Shopkick ist mir bislang nicht bekannt gewesen, geschweige denn eine Kooperation. Bei unserem Kundentreueprogramm arbeiten wir mit Deutschland Card zusammen,“ so eine Esso-Sprecherin.

Dass es sich nicht um eigenständige Kooperationen von selbstständigen Kaufleuten oder Tankstellenpächtern mit Shopkick handelt, wird bei einem bundesweiten Test von Location Insider klar: Die Walk-in Kicks bei Aral, Edeka, Esso, Kaiser’s/Tengelmann, Rewe und Shell wurden dabei in sämtlichen Orten gewährt, in denen wir Shopkick ausprobiert haben und entsprechende Filialen vorhanden waren, und zwar in Berlin, Dresden, Leipzig, München und Siegen. Auf Nachfrage von Location Insider räumt Shopkick ein, dass es tatsächliche keine Kooperationen mit den genannten Unternehmen eingegangen ist: „Diese Retailer sind nicht unsere Partner. Unser Hauptaugenmerk liegt darauf, so viel Mehrwert wie möglich für den Nutzer zu schaffen. Daher experimentieren wir mit immer neuen Aspekten, die auf den gesammelten Erfahrungen aus den USA und Deutschland beruhen – dieser ist einer von ihnen“, so ein Shopkick-Sprecher.

Shopkick-bei-Edeka

Screenshot: Bei einem Besuch einer Edeka-Filiale schreibt Shopkick 10 Walk-in Kicks gut

Mit anderen Worten: Shopkick vergibt die Treuepunkte für die Filialbesuche von Aral, Edeka, Esso, Kaiser’s/Tengelmann, Rewe und Shell auf eigene Faust. Um die Filialbesuche zu erfassen, setzt Shopkick dabei offenbar auf Geofencing bzw. GPS-Lokalisierung: Bei unseren Tests wurden die Bonuspunkte oft schon auf dem Parkplatz vor der Filiale vergeben. Um die Punkte zu erhalten, musste GPS bei Smartphone aktiviert sein. Bei seinen neun offiziellen Handelspartnern Douglas, Gravis, Media Markt, Saturn, Penny, Obi, Karstadt, Poco und Reno setzt Shopkick hingegen auf fest in den Eingangsbereichen der Filialen installierte ShopBeacons, die die Besucher mit Ultraschall- und Beacon-Technologie erfassen. Und noch eines fällt auf: Während Shopkick-Nutzer beim Besuch der offiziellen Partnerbetriebe oft zwischen 30 und 100 Punkte erhalten, sind es bei den Nicht-Partnerunternehmen nur 10 Punkte.

Spannend ist zudem einerseits die Frage nach dem „Warum“: Womöglich will Shopkick durch die zusätzlichen Punkte für den Besuch von Nicht-Partnerunternehmen neue Anreize für Verbraucher schaffen, die App zu nutzen. Momentan sind die Shopkick-Nutzer in jedem Fall noch alles andere als hyperaktiv: Vor wenigen Wochen sprach Deutschlandchef Peter Thulson von 1,5 Mio Nutzern, die 4,5 Mio Walk-Ins und Product Scans getätigt hätten. Das wären gerade einmal drei Aktivitäten pro Nutzer. Zugleich hat Shopkick am vergangenen Freitag eine TV-Kampagne für die App gestartet. Womöglich würde es Downloader der App gleich wieder verprellen, wenn sie feststellen, dass ihre Lieblingsläden gar nicht bei Shopkick dabei sind.

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