Rewe weitet digitale Angebote aus – mit Fleisch-Bestellservice und Wlan in Filialen.

von Fritz Ramisch am 09.September 2015 in Highlight, News, Trends & Analysen

rewe schnelldienst

Der stationäre Handel steht vor dem größten Umbruch seiner Geschichte: Die Digitalisierung hat im Non-Food-Handel bereits zu massiven Veränderungen geführt und hält nun auch den Lebensmitteleinzelhandel auf Trapp – Amazon Fresh lässt grüßen. Einer der Vorreiter in Sachen Digitalisierung ist der Kölner Handelsriese Rewe, der eines früh erkannt hat: wenn die Kunden nicht in den Laden kommen, dann muss der Laden eben zu den Kunden kommen. Deshalb setzt Rewe heute wie einst schon vor 88 Jahren auf einen eigenen Lieferdienst. Mit dem Unterschied, dass der Lieferservice heute von 24 Standorten aus rund 70 Städte mit mehr als 50.000 Einwohnern beliefert. „Wir erreichen mittlerweile bereits rund 32 Prozent der deutschen Bevölkerung mit dem Lieferservice. Die genaue Kundenzahl schwankt natürlich von Standort zu Standort. Die meisten Bestellungen erreichen uns allerdings in Berlin“, sagt Johannes Steegmann, Geschäftsführer bei Rewe Digital, gegenüber Location Insider. Mit der Umsatzentwicklung sei man „sehr zufrieden“. Konkrete Zahlen will Rewe zum Lieferdienst zwar nicht nennen, kündigt aber zugleich neue digitale Services an: gerade ist ein neuer Click&Collect-Dienst für Fleisch gestartet, zudem will der Konzern flächendeckend Wlan in deutschen Rewe-Supermärkten einführen.

Rewe startet Click&Collect für Fleisch

Beef by Rewe: Click & Collect für Premium-Fleisch

In Köln und Bonn hat Rewe gerade einen neuen Click&Collect-Dienst namens Beef by Rewe gestartet, bei dem Premium-Fleisch online vorbestellt und zum gewünschten Termin in eine der ausgewählten Filialen geliefert wird. Schon etwas länger gibt es zudem einen generellen Click&Collect-Dienst namens Rewe Drive in einigen Städten wie Berlin, Koblenz und Frankfurt. Derzeit liegt der Fokus bei Rewe aber offenkundig mehr auf der Ausweitung des Lieferdienstes als auf Click & Collect. „Generell betrachten wir den stationären Handel und den Lieferservice nicht in Konkurrenz zu einander. Vielmehr soll der Lieferservice eine zusätzliche Dienstleistung sein, die wir unseren Kunden bieten“, so Rewe-Manager Johannes Steegmann.

rewedrive

1.000 Filialen bekommen Wlan

Damit Kunden nicht nur von zu Hause bestellen, sondern auch hin und wieder in den Supermarkt kommen, will Rewe auch das Einkaufserlebnis im Laden verbessern. Dazu sollen innerhalb der nächsten Monate rund 1.000 Filialen mit Wlan ausgestattet werden, weitere Märkte sollen folgen.

Beacons & Shopkick

In über 2.000 Filialen der Rewe-Tochter Penny wurden in Zusammenarbeit mit der standortbasierten Shopping-App Shopkick Ultraschalltechnik und Beacons verbaut, so dass Kunden schon beim Betreten von Filialen Punkte sammeln können. Mit Hilfe der kleinen Funksender soll die Kundenbindung gesteigert werden. Beacons seien zwar auch für Rewe-Supermärkte interessant, Tests der angeblichen Handels-Wunderwaffe beschränken sich aber zunächst einmal auf die Penny-Märkte. Nach einer sorgfältigen Evaluierung der Ergebnisse will Rewe entscheiden, ob das Leuchtfeuer bald auch das Smartphone von Rewe-Kunden zum Glühen bringen wird. Da Rewe allerdings schon an das Loyalty-Programm Payback angeschlossen ist, dürfte eine zusätzliche Kooperation mit Shopkick problematisch sein.

Mobile Payment

Yapital-am-POSAuch mobiles Bezahlen ist bei Rewe bundesweit mit Yapital möglich. In Berlin ist dies zudem im Rahmen der Initiative NFC City Berlin auch über die Bezahl-Apps der Mobilfunker möglich. Noch machen Smartphone-Zahlungen allerdings „nur einen kleinen Anteil der Transaktionen“ aus, denn „Kunden reagieren auf Mobile Payment noch etwas zurückhaltend und bevorzugen zurzeit die ‚Klassiker‘ Bar- und Kartenzahlung“, so Steegmann. Dass Mobile Payment in der Tat noch sehr selten genutzt wird, merkt man beim Kassenpersonal: bei einem Selbstversuch von Location Insider benötigte die Kassiererin eine Einweisung von ihrer Chefin. Danach klappte die Bezahlung mit Vodafone Smartpass bestens, auch wenn man als Mobilzahler im Supermarkt immer Gefahr läuft, von der wartenden Meute hinter einem geteert und gefedert zu werden, wenn’s mal wieder länger dauert.

Apps & mobile Website

Rewe bietet eine einheitliche App für iOS und Android mit Angeboten, Filialsuche, Einkaufsliste, Navigation zum nächsten Supermarkt, Öffnungszeiten und Rezepten an. Die iOS-App ist seit Kurzem auch für die Apple Watch optimiert. Die 11.551 iOS- und 43.627 Android-Downloads im 2. Quartal (Daten von Priori Data) können sich sehen lassen. Auch die Webseite von Rewe ist mobiloptimiert und bietet Dienste wie Wochen-Angebote, Online-Shop mit Lieferservice, Abholservice und Filial-/Markt-Finder.

Omnichannel im Fokus

Insgesamt liegt der Fokus bei Rewe hauptsächlich auf einer Omnichannel-Strategie, wie v.a. der Rewe Lieferdienst zeigt. Der Handelskonzern leistet sich zudem mit Weinfreunde.de und dem Tierfutter-Onlinehändler ZooRoyal noch zwei weitere eigene Online-Shops. Diese werden z.B. auch mit Gutscheinen in Rewe-Filialen beworben, die dort auf die Kassenbons gedruckt werden.

Stellenwert der Digitalisierung

Rewe hat Ende 2013 den ehemaligen Tesco-Manager Jean-Jacques van Oosten als Chief Digital Officer engagiert – und damit der Branche gezeigt, wie wichtig es die Digitalisierung nimmt. Mit der Rewe Digital GmbH aus Köln hat der Konzern eine eigene Digital-Tochter, die Omnichannel-Lösungen selbst entwickelt, aber vor allem auch digitale Investitionen und Beteiligungen der Rewe Group steuert. Laut Webseite befindet sich das Team „derzeit in der aktiven Aufbauarbeit in einem der spannendsten Digitalprojekte der Handels- und Touristikbranche“. Zum Investment-Portfolio der Rewe Digital Group gehört u.a. Barzahlen.de, eine Art vegane Bezahlung fürs Online-Shopping, bei der Online-Shopper ihre Internet-Einkäufe sicher an der Supermarktkasse bezahlen können – ohne Datentango und Hacker. Auf dem Weg zum Supermarkt müssen sie allerdings trotzdem auf ihre Geldbörse aufpassen.


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